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Würzburg
Sexueller Missbrauch: Bistum Würzburg beendet Zusammenarbeit mit Fachberatungsstelle von pro familia
Das Beratungsangebot des Bistums Würzburg für Betroffene sexuellen Missbrauchs wurde erst vor vier Wochen bekanntgegeben. Bischof und Betroffenenbeirat erklären die Gründe für das Ende.
Bischof Franz Jung reagiert auf das Votum des Betroffenenbeirats im Bistum Würzburg und wird demnächst die Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle von pro familia beenden.
Foto: Thomas Obermeier | Bischof Franz Jung reagiert auf das Votum des Betroffenenbeirats im Bistum Würzburg und wird demnächst die Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle von pro familia beenden.
Christine Jeske
 |  aktualisiert: 12.02.2024 11:30 Uhr

Ein schneller Rückzieher: Erst am 19. März hatte das Bistum Würzburg die Zusammenarbeit mit der Würzburger Fachberatungsstelle von "pro familia" bekanntgegeben. Einen Monat später, am Mittwoch, verkündete das Bistum, dass es diese Zusammenarbeit "baldmöglichst wieder beenden" wird. Die pro familia-Mitarbeiterin Yara Henke sowie der Sexualpädagoge und pro familia-Berater Hans-Peter Breuner sollten weitere sowie kirchenunabhängige Ansprechpartner für Menschen sein, die sexuellen Missbrauch durch Mitarbeitende der katholischen Kirche erfahren haben.

Laut Mitteilung des Pressedienstes des Ordinariats folgt Würzburgs Bischof Franz Jung dem Votum des Betroffenenbeirats im Bistum Würzburg. Dieser habe jüngst auf Anschuldigungen gegen pro familia aus den 1970er und 1990er Jahren bezüglich "Entkriminalisierung von Pädosexualität" sowie die Haltung der Beratungsstelle zur Abtreibung hingewiesen und um eine Beendigung der Zusammenarbeit gebeten.

Bistum sucht jetzt andere Einrichtung für Kooperation

"Wir sind an einer guten und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit dem Betroffenenbeirat interessiert, weshalb wir ein Votum des Beirates sehr ernst nehmen", reagierte Jung auf die Bedenken. Das Bistum werde deshalb in Absprache mit dem Betroffenenbeirat eine andere Einrichtung für die Kooperation suchen.

Matthias Wimmer, Sprecher des Betroffenenbeirats im Bistum Würzburg
Foto: Christine Jeske | Matthias Wimmer, Sprecher des Betroffenenbeirats im Bistum Würzburg

Auf Nachfrage sagte Matthias Wimmer, der Sprecher des Betroffenenbeirats, dass das Votum vor Ostern übermittelt worden sei. "Wir haben nicht damit gerechnet, dass der Bischof so schnell reagiert."

Vorwurf: Nicht deutlicher von bestimmten "Pädophilie-freundlichen Aussagen" distanziert

Grund für das Votum des Beirats gegen die Zusammenarbeit sei, dass der Dachverband von pro familia sich nicht deutlicher von bestimmten "Pädophilie-freundlichen Aussagen" aus früheren Jahren distanzieren würde. Wimmer verweist beispielsweise auf Berichte im pro familia-Magazin aus dem Jahr 2013. "Es geht aber nicht darum, die Mitarbeiter der Würzburger Beratungsstelle von pro familia zu diskreditieren oder dafür verantwortlich zu machen, sondern um die Ausrichtung des Dachverbands", betont Wimmer.

Auch Johannes Heibel, der Vorsitzende der bundesweit tätigen Initiative gegen Gewalt und sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen mit Sitz in Siershahn (Rheinland-Pfalz), reagierte im März auf die vom Bistum angekündigte Zusammenarbeit. Er verwies auf den von der Initiative 1996 gestellten Strafantrag gegen pro familia wegen des Handels mit jugendgefährdenden Schriften.

pro familia: Beiträge hätten in dieser Form nicht erscheinen dürfen

Auf der Homepage des Bundesverbands von pro familia (Frankfurt) findet sich unter anderem eine Mitteilung aus dem Jahr 2016, in der er "klare Distanz zu Organisationen mit pädophilen Ideologien" zum Ausdruck bringt. Drei Artikel in Magazinen von pro familia aus den Jahren 1985, 1987 sowie 1995 hätten einzelne deutsche Medien dazu veranlasst, dem pro familia-Bundesverband vorzuwerfen, "Pädophilen freundlich zu sein". In dieser Mitteilung heißt es weiter, dass einzelne Autoren ohne Zweifel Positionen vertreten hätten, die verharmlosend seien. Die Beiträge hätten in dieser Form nicht erscheinen dürfen. Gleichzeitig verwies damals der Bundesverband auf ein Forschungsprojekt, das pro familia entlastet habe.

Unabhängige Ansprechpartner für Betroffene sexuellen Missbrauchs durch Kleriker und sonstige Beschäftigte im kirchlichen Dienst in der Diözese Würzburg sind weiterhin die Juristin Sandrina Altenhöner sowie der Jurist Prof. Alexander Schraml.

Info im Internet: www.bistum-wuerzburg.de/seelsorge-hilfe-beratung/missbrauch/

 
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  • Mila
    Schlimm finde ich, dass die Opfer dieser Schandtaten immer noch nicht das geschuldete Gehör bzw. Entschädigung/Hilfe erhalten. Und noch schlimmer, dass mit den Tätern noch immer zu sanft umgegangen wird. Bei jedem Artikel müsste die MainPost doch zuerst eine riesige EntschuldigungBitte um Vergebung der Kirchenvertreter drucken. Was interessiert all der andere Schmonzus? Ist doch nur Augenwischerei, wird alles viel zu viel unter den Teppich gekehrt. All diese Artikel ein neuer Schlag ins Gesicht der Opfer. Ehrliche Aufarbeitung und Abhilfe sieht für mich anders aus. Aber auch bei Putins Gräueltaten sieht die ganze Welt hinweg, auch hier handelt eine ganze Welt nicht. „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun und was sie tun sollten…“
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  • m.schmitt.stadtlauringen@gmail.com
    @Wi127 und purer-luxus und den bisher 22 "Gefällt mir Drückern:
    ich bin erschüttert wie schlecht es bei einigen um das Leseverständnis bestellt ist; dabei ist die Mainpost doch keine schwerverständliche Lektüre für Intellektuelle !
    Ich kann den Foristen "Steigerwaelder" und "l.saubert" nur zustimmen!

    Kaum ist "Bistum Würzburg" zu lesen und zusätzlich ein Foto des Bischofs abgebildet - schon scheint bei einigen der Verstand komplett auszusetzen.
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  • al-holler@t-online.de
    WIE WAHR !!
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  • thomashemmerich@web.de
    Wenn es nicht so ein ernstes Thema wäre, dann müsste man laut loslachen, wenn man das hier so liest.

    Die (katholische) Kirche zeigt mit dem Finger auf andere. Unglaublich
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  • klafie
    sicher mag schon sein auf den 1. blick wi127, aber was wirklich dahinter steckt weiß man leider nicht. denke jede vereinigung und jeder verein hat hierin solche schwarze schäfchen die mißbrauch begangen haben und das ist ja wohl das schlimmste was es gibt. vielleicht haben die profamilia auch was aufgedeckt was anderen herren nicht so schmeckt!
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  • l.saubert@web.de
    Lesen Sie den Artikel und verbreiten Sie hier keine Verschwörungstheorien. Der Betroffenenbeirat ist nicht die Kirche.
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  • jutta.noether@web.de
    Na, jetzt hat ja der Bischof ein Bauernopfer gefunden, das für ihn beweist, "dass andere auch nicht besser sind".
    Das soll sicher publikumswirksam sein, um vom eigenen Versagen abzulenken.

    Lasst euch davon bloß nicht aus dem Konzept bringen, ProFamilia.
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  • engert.andreas@gmx.de
    Schön, wenn man so von seinen eigenen Vorurteilen eingenommen ist, dass man den Inhalt des Artikels gar nicht wahrnimmt!
    Es war nicht der Bischof, von dem die Initiative zur Beendigung der Zusammenarbeit ausging, sondern es war der Betroffenenbeirat, der darum gebeten hat!
    Ständig bekommt das Bistum vorgehalten, den Betroffenenbeirat nicht ernst zu nehmen (bzw. Kirche ganz allgemein, dass sie die Betroffenenbeiräte in Deutschland nicht ernst nehmen würde).
    Jetzt kommt eine Bitte/Anfrage des Betroffenenbeirats ans Bistum - das Bistum macht genau das, was die Betroffenen sexuellen Missbrauchs gerne möchten - und schon ist es auch wieder nicht recht!
    Seltsam, oder?
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  • l.saubert@web.de
    Sie können schon lesen? Im Artikel steht ganz klar, von wem die Initiative ausging. Und ja, leider sind"andere" auch nicht besser.
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  • christian@kreatil.de
    Wer nur die Überschrift liest, sollte nicht kommentieren.
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  • manfred-englert@hotmail.de
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