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Würzburg
Seltene Erkrankungen- Jörg Richter radelt für Aufmerksamkeit
Der Würzburger Jörg Richter radelt quer durch Europa. Was ihn auf seiner Tour antreibt und was er in der Würzburger Partnerstadt Trutnov erlebte, erzählt er im Interview.
Jörg Richter wird in Würzburgs Partnerstadt Trutnov in Tschechien von Thomas Hendrych, dem stellvertretenden Bürgermeister, begrüßt.
Foto: Jörg Richter | Jörg Richter wird in Würzburgs Partnerstadt Trutnov in Tschechien von Thomas Hendrych, dem stellvertretenden Bürgermeister, begrüßt.
Veit-Luca Roth
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:02 Uhr

Der gebürtige Kölner Jörg Richter startete Anfang Mai seine fünfte Fahrradtour für einen guten Zweck durch alle Hauptstädte der deutschen Nachbarländer, insgesamt mehr als 8000 Kilometer. Von Würzburg aus ging es zunächst nach München zum offiziellen Startschuss. Hier hat die Care-for-Rare Foundation ihren Sitz, die sich für Kinder mit seltenen Erkrankungen einsetzt. Der 58-Jährige will mit seinen Fahrradtouren nicht nur Spendengelder für diese Stiftung sammeln, sondern vor allem auch die Aufmerksamkeit für seltene Erkrankungen, die Waisen der Medizin, wecken. Am Wochenende  kam er in Würzburgs Partnerstadt Trutnov in Tschechien an. 

Frage: Sie waren vergangenes Wochenende im tschechischen Trutnov, einer Partnerstadt Würzburgs. Wie war denn der Empfang für Sie als Wahl-Würzburger?

Jörg Richter: Die Stadt Würzburg hatte den Kontakt hergestellt, sodass sich auf dem Marktplatz der zweite Bürgermeister für einen Fototermin mitsamt Interview einfand. Er gab mir am nächsten Tag eine persönliche Stadtführung. Die Feuerwehr wusste ebenfalls Bescheid, woraufhin ich dann dort übernachten konnte. Es war also rundherum eine klasse Sache, sowohl für die Städtepartnerschaft, als auch für 'Care-for-Rare'.

Oftmals wird Radsport auch als Qual bezeichnet. Was ist Ihre Motivation?

Richter: Der Begriff des 'Quälens' passt in meine Welt überhaupt nicht rein. Die ganze Tour steht bei mir unter dem Motto: Es macht Spaß, ohne würde ich es nicht mehr tun. Zusätzliche Motivation bekomme ich durch die vielen lachenden Kinder, die ich beim Teddybären-Verteilen in Kinderkliniken antreffe. Und alles steht immer in Relation zu meinen drei Freunden, die vor fünf Jahren verstorben sind. An harten Tagen sage ich mir dann: Die wären alle froh, wenn sie sowas nochmal erleben könnten. Dann sind es auf einmal keine Qualen mehr.

Sie unterstützen die Care-for-Rare Foundation. Haben Sie einen persönlichen Bezug?

Richter: Nein, das hat sich letztlich erst ergeben. Ich habe den Entschluss gefasst, meine Träume nicht mehr länger aufzuschieben und sie mir - mit einem Sinn verbunden - zu erfüllen. Ich habe dann nach einer Stiftung gesucht, die etwas mit Kindern zu tun hat. Und so bin ich dann auf 'Care for Rare' aufmerksam geworden. Wir haben uns nicht gesucht, aber gefunden.

Ihre Tour steht unter dem Motto "Hilf Kindern mit seltenen Erkrankungen! Stärke ihre Rechte!". An wen richtet sich diese Aufforderung?

Richter: Letztlich an alle, weil die UN-Kinderrechts-Konvention gibt es seit 30 Jahren und ist von allen Ländern außer den USA unterzeichnet, aber es ist wenig passiert und die Rechte der Kinder mit seltenen Erkrankungen sind in diese Konvention mitinbegriffen. Der rechtlich verbriefte Anspruch auf möglichst gute Forschung und Behandlung ist gerade im Bereich der seltenen Krankheiten nur schlecht umgesetzt worden.

Was sind diese "seltenen Krankheiten"?

Richter: Darunter werden alle einzelnen seltenen Krankheiten gefasst. Die 8000 Erkrankungen, die wir schon kennen, machen in der Summe etwa zehn Prozent aller Kinderkrankheiten aus. Die Wahrscheinlichkeit ist also gar nicht so gering, ein Kind mit einer seltenen Krankheit zu bekommen.

Fahrradparkhaus in Trutnov
Foto: Jörg Richter | Fahrradparkhaus in Trutnov
Als ehemaliger Feuerwehrmann übernachten Sie häufig in ansässigen Stationen. Wie genau läuft das ab?

Richter: Ich versuche vorher den Kontakt herzustellen. Aber auch wenn ich spontan vor der Tür stehe, hat mich bislang noch keiner weggeschickt. Diese Bruderschaft funktioniert tatsächlich weltweit. Freiwillige Feuerwehrstationen sind natürlich nicht besetzt, dann geht es auf den Campingplatz.

Sie sind bereits ganz schön herum gekommen. Gibt es etwas, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Richter: All die alten Vorurteile, vor allem gegenüber Polen, haben sich alles andere als bewahrheitet. Es gibt zum Teil unglaubliche Radwege durch die Natur oder auf alten Bahnstrecken. Die Rücksicht der Autofahrer gegenüber den Radfahrern ist im Vergleich zu Deutschland riesig. Niemand hat gehupt oder geschimpft. In Trautenau, da kann sich Würzburg eine Scheibe abschneiden, gibt es ein vollautomatisches Parkhochhaus für Fahrräder.

 
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