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Würzburg
Seit 70 Jahren dabei: Rita Blum ist mit 92 Jahren noch immer das Goldstück des Schützenhofs in Würzburg
Seit 70 Jahren ist Rita Blum fester Bestandteil des Schützenhofs in Würzburg. Mit 92 Jahren die älteste Mitarbeiterin des Lokals, ist sie längst ein Teil der Familie.
Rita Blum sitzt am Dienstag in der Gaststube am Schützenhof in Würzburg. Die 92-Jährige arbeitet seit 70 Jahren im Schützenhof.
Foto: Daniel Peter | Rita Blum sitzt am Dienstag in der Gaststube am Schützenhof in Würzburg. Die 92-Jährige arbeitet seit 70 Jahren im Schützenhof.
Sarah Gräf
 |  aktualisiert: 08.04.2024 02:37 Uhr

Rote Bestuhlung, eine rustikale Einrichtung und ein herrlicher Ausblick auf die Stadt Würzburg: All das gehört zum Bild des beliebten Ausflugsziels, dem Schützenhof, ebenso wie Rita Blum. Die 92-Jährige ist für jeden Stammgast ein vertrautes Gesicht und ist seit mittlerweile 70 Jahren am Schützenhof beschäftigt. 

Schüchtern, aber mit einem frechen Schmunzeln, sitzt sie meistens am ersten Tisch links, wie sie sagt. Auf die Frage, ob sich in den vergangenen 70 Jahren viel verändert hätte, sieht sie sich in Nostalgie schwelgend um und erzählt vom alten, braun gefliesten Kachelofen, der früher im Gastraum stand und als Heizung diente.

"Im Grunde hat sich nichts verändert. Die Bäume waren kleiner und dünner. Tische waren es so viele wie jetzt, der Garten war immer voll bestuhlt. Und hier drin hatten wir den schönen Kachelofen, der ist jetzt weg." So beschreibt die langjährige Mitarbeiterin den Schützenhof, der sich in ihren Augen kaum verändert habe. Nur Küche und Theke sind etwas moderner und größer geworden, eine Spülmaschine habe man sich irgendwann auch angeschafft. "Klar, man ist älter geworden", fügt sie hinzu.

Mit 22 Jahren: Auszug aus dem Elternhaus, Einzug in den Schützenhof

Als jüngstes von fünf Geschwistern auf dem Bauernhof ihrer Eltern aufgewachsen, wollte Rita Blum schon bald ausziehen, um ihr eigenes Geld zu verdienen. Sie träumte davon, Schneiderin zu werden. Kurz nach dem Krieg waren Ausbildungsplätze aber rar gesät. Mit 22 Jahren zog Rita Blum dann von einem auf den nächsten Tag auf den Schützenhof. Über das Käppele und zwischen den Gärten hindurch marschierte sie von da an jeden Tag zu ihrem neuen Arbeitsplatz.

"Ich kam mit 22 ahnungslos hier rauf, dann ist man in den Hof hineingewachsen, hat seine Arbeit gemacht und sich kennengelernt."
Rita Blum
Rita Blum steht im Biergarten am Schützenhof in Würzburg und genießt die Aussicht. Seit 70 Jahren genießt sie diesen Ausblick. 
Foto: Daniel Peter | Rita Blum steht im Biergarten am Schützenhof in Würzburg und genießt die Aussicht. Seit 70 Jahren genießt sie diesen Ausblick. 

"Die Stadt war ja kaputt, wenn man nach unten geschaut hat", erinnert sie sich. Als sie 1954 dort angefangen hat, war auch der Schützenhof noch voll im Aufbau. Tatkräftig unterstützte die damals 22-Jährige den Hof, wo immer sie gebraucht wurde. "Damals war es nur die Familie Berndt und ich, Gudrun war noch nicht geboren, ihr Bruder war eineinhalb Jahre alt." 

Aufgaben von A bis Z

Landwirtschaft, Gastronomie und jede Menge Tiere: Die Aufgaben auf dem Schützenhof waren von Anfang an vielfältig. "Morgens ging es in den Stall: Kühe melken und Stall ausmisten", erzählt Rita Blum. Freudig erzählt sie auch von den anderen Tieren, die hier auf dem Schützenhof leben: Hunde, Katzen, Esel und die 20-jährige Gans namens Frieda füttert die 92-Jährige auch jetzt noch jeden Tag. "Die Esel waren die Renner", scherzt sie. 

Die Landwirtschaft war bis in die 1960er Jahre noch wesentlich für das Überleben des Schützenhofs, schildert Gudrun Berndt, die bis zum letzten Jahr noch das Lokal leitete. Erst dann konnte die Familie gut von der Gastronomie leben. "Alle Höhen und Tiefen des Hofes hat Rita mitgemacht und in schweren Zeiten genauso sparsam gelebt wie der Rest der Familie", schätzt die ehemalige Chefin. 

Dass die beiden sich schon eine halbe Ewigkeit kennen, ist nicht zu übersehen. "Die Kinder haben bei mir im Zimmer geschlafen", weiß die 92-Jährige noch. Für die Familie Berndt ist es überhaupt keine Frage, ob sie als Teil der Familie gesehen wird. "Wir wollen, dass Rita bleibt und wir sind bereit, einiges zu leisten", sagt Gudrun Berndt. Und Rita Blum genießt am Schützenhof nicht nur lebenslanges Wohnrecht, sie wollen auch in jeder Lebenslage für sie einstehen - da sind sie sich ganz sicher.

Ihr Alter hält die 92-Jährige auch nicht davon ab, hin und wieder auf kleine oder große Ausflüge zu gehen. Dann besucht die Familie Berndt gemeinsam mit ihr das Theater am Neunerplatz oder die Hochschule für Musik. Auch zu einem Kurztrip in die Hauptstadt Berlin sagt die jung gebliebene Rita Blum nicht Nein. 

 
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