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Estenfeld
Hunderte Feuerwehrkräfte bei schwerem Unwetter im Landkreis Würzburg im Einsatz: Ein Mann stirbt in seinem Keller
Die Feuerwehren im nördlichen Landkreis Würzburg waren in der Nacht zum Freitag stundenlang im Einsatz, um Massen von Schlamm und Wasser zu bändigen.
Stundenlang war die Feuerwehr auch in Estenfeld unterwegs, um den Schlamm zu bändigen, der ins Dorf gespült worden war. Im Hausener Ortsteil Fährbrück starb ein Mann in seinem Keller.
Foto: Konrad Hasch | Stundenlang war die Feuerwehr auch in Estenfeld unterwegs, um den Schlamm zu bändigen, der ins Dorf gespült worden war. Im Hausener Ortsteil Fährbrück starb ein Mann in seinem Keller.
Gerhard Meißner
 und  Irene Konrad
 |  aktualisiert: 10.05.2024 02:50 Uhr

Hunderte von Feuerwehrkräften waren nach einem schweren Unwetter in der Nacht zum Freitag im nördlichen Landkreis Würzburg im Einsatz. Über viele Straßen ergossen sich Schlammmassen. Zahllose Keller und Garagen waren nach Auskunft von Kreisbrandrat Michael Reitzenstein vollgelaufen, weil die Gullys verstopften oder die Kanalisation die Wassermengen nicht mehr aufnehmen konnte. Besonders tragisch ist der Tod eines Mannes, der in einem Anwesen im Hausener Ortsteil Fährbrück starb. First Responder der Feuerwehr Hausen hatten eine Stunde lang vergeblich versucht, den 46-Jährigen zu zu reanimieren.

Fotoserie

Stromschlag als Todesursache ist nicht sicher erwiesen

Unter Berufung auf Informationen der Feuerwehr war am Freitagmorgen berichtet worden, dass der Mann in seinem vollgelaufenen Keller einen Stromschlag erlitten hat. Die Polizei konnte die Todesursache nicht bestätigen. "Wir müssen zunächst von einem häuslichen Unfall mit unklarer Ursache ausgehen", so ein Sprecher des Polizeipräsidiums. Ob tatsächlich ein Stromschlag die Todesursache war, müsse eine Obduktion klären. 

Über den Gansgraben schossen Wasser und Schlamm in der Nacht zum Freitag in die Hausener Wohnsiedlung.
Foto: Nadine Konerding | Über den Gansgraben schossen Wasser und Schlamm in der Nacht zum Freitag in die Hausener Wohnsiedlung.

In Hausen war die Feuerwehr in der Nacht an 24 Einsatzorten tätig, darunter im Siedlungsgebiet Gansgraben. Dort war Wasser in einem Sturzbach über die mit jungem Getreide bewachsenen Äcker in die Siedlung gelaufen. Der Schlamm drang in Einfahrten und Garagen.

Anwohner beschreiben die große Hilfsbereitschaft der Nachbarn, die in der Nacht herbeigeeilt waren, um die Aufräumarbeiten zu unterstützen. Das Sportheim der DJK-TG Hausen stand ebenfalls unter Wasser. 18 Helfer trafen sich am Freitagvormittag, um Küche, Gastraum, Kühlraum und Lager trocken zu legen und den Parkplatz zunächst mit Feuerwehrschläuchen, später mit dem Besen, vom Schlamm zu reinigen. Zur Mittagszeit brachte jemand eine Brotzeit und Kuchen vorbei.

Die Helfer der DJK-TG Hausen packten am Freitag fest mit an, um ihr Sportheim wieder trocken zu legen und den Parkplatz zu reinigen.
Foto: Irene Konrad | Die Helfer der DJK-TG Hausen packten am Freitag fest mit an, um ihr Sportheim wieder trocken zu legen und den Parkplatz zu reinigen.

In Estenfeld hatten die Feuerwehrleute in der Nacht ebenfalls alle Hände voll zu tun, um unter anderem eine zwei Kilometer lange Schlammlawine zu bändigen, die ins Dorf gelaufen war und Garagen und Keller überflutete. Wie Feuerwehrkommandant Konrad Hasch berichtet, war vor allem das Umfeld der Kartause von den Überflutungen betroffen. Zum genauen Ausmaß der Schäden konnte Hasch am Morgen nach dem Unwetter noch keine Angaben machen. "Wir sind mit der Endanalyse noch nicht fertig", so der Kommandant. 

Aufräumarbeiten dauerten bis in den Vormittag an

Auch Kreisbrandrat Michael Reitzenstein hatte am Freitagmorgen noch keinen genauen Überblick über das gesamte Einsatzgeschehen. "Alles was laufen konnte, war auf den Beinen", so Reitzenstein. Nach fünf bis sechs Stunden sei der Einsatz in den meisten Orten beendet gewesen. In Rieden war die Feuerwehr noch am Freitagvormittag mit Reinigungs- und Aufräumarbeiten beschäftigt. "Der Schlamm muss weg gespritzt werden, bevor er trocknet", so Kommandant Christian Fuchs gegenüber der Redaktion.

Hermann Helbing und Alfons Konrad befreien einen Weg an der Klosterkirche Fährbrück von den Schlammassen der vorigen Nacht.
Foto: Irene Konrad | Hermann Helbing und Alfons Konrad befreien einen Weg an der Klosterkirche Fährbrück von den Schlammassen der vorigen Nacht.

An der Wetterstation des Landesamts für Landwirtschaft im Wernecker Ortsteil Ettleben wurde in der Nacht eine Niederschlagsmenge von 58 Litern pro Quadratmeter gemessen, davon allein 21,4 Liter in der Zeit zwischen 21 und 22 Uhr. Feuerwehrkommandant Konrad Hasch geht davon aus, dass der Regen in einer örtlichen Unwetterzelle über Estenfeld und Kürnach sogar noch heftiger was.

In Hausen berichtet die Feuerwehr von einer Niederschlagsmenge von rund 80 Litern pro Quadratmeter.  Im Vergleich dazu waren im Maintal bei Randersacker in der Nacht 16,3 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, im Ochsenfurter Gau bei Euerhausen 20 Liter und im westlichen Landkreis bei Helmstadt sogar nur 5,3 Liter.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels wurde berichtet, dass das 46-jährige Todesopfer beim Eintreffen der Rettungskräfte bereits tot war. Dadurch könnte der falsche Eindruck entstehen, dass Wiederbelebungsversuche unterblieben sind. Wir haben den Text deshalb präzisiert.

 
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  • Felix Habermann
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  • Jo Schmitt
    Sehr geehrter Herr Seifert,

    > Mit solchen Starkregen Szenarien müssen wir uns in der Zukunft öfter auseinander setzen.
    Was es bedeutet hat man aus wissenschaftlicher Sicht fundiert untersucht. Schauen Sie 'mal einführend unter ...

    https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/extremereignisse/starkregen

    Ein tragischer Aspekt ist die 'Vergeßlichkeit' der Menschen. Siehe die Überflutungskathastophe im Ahrtal. Und das, obwohl man es hätte ahnen können was kommen könnte bzw. ein derartiges Ereignis in historischer Zeit bereits schon einmal stattfand ...
    (https://de.wikipedia.org/wiki/Ahrtal)

    Trotzdem hat man Überflutungsflächen, die aus gutem Grund lange zurückliegend nie bebaut wurden, mit Gebäuden zupflastern lassen ... Genauso im Alpenraum die Lawinenschneisen. Ich denke da an das Lawinenunglück im Paznauntal (https://de.wikipedia.org/wiki/Galt%C3%BCr)
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  • Jo Schmitt
    Danke! an alle Ehrenamtlichen und an die Nachbarschaftshilfe. Sehr großen Respekt! Und mMitgefühl den Betroffenen. Erschüttert hat mich der Tod eines Betroffenen. Seinen Angehörigen und Nahestehnden gilt mein Mitgefühl.

    In der Sache gilt es die erforderlichen Lehren aus dem Starkregenereignis zu ziehen.

    Ackerflächen -> Feldraine / Streifengehölze (-> Gefällekontur)
    Gräben und Bäche -> Retentionsräume
    Bebauung an Gewässern -> Abstand halten / höher legen / Platz lassen / nicht(!) bebauen

    Auch wenn es Einigen auf den Keks gehen möge: Der Natur ist das alles egal. Wir haben es selbst in der Hand für derartige Ereignisse, für die zukünftig ein häufigeres und/oder intensiveres Auftreten prognostiziert ist, vorzusorgen. Geeignete Maßnahmen sind in der wissenschaftlichen Literatur zuhauf benannt. "Man muß sie 'nur' umsetzen."
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  • Jürgen Seifert
    Ihre Ideen in Ehren, sicherlich haben sie in den aufgezählten Punkten recht aber dat Problem sind die Mengen an Niederschlägen die in Bruchteilen weniger Minuten von oben kommen. Die Natur hat gar nicht die Möglichkeit diese Massen so schnell zu verarbeiten und aufzunehmen. Mit solchen Starkregen Szenarien müssen wir uns in der Zukunft öfter auseinander setzen.
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  • Helga Scherendorn
    Was erzählen sie da, Unwetter ist Unwetter!
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  • Jo Schmitt
    Ihre Aussage ist keine Feststellung in wissenschaftlichem Sinne, Frau Scherendorn. Sie ist ein Gemeinplazet und hilft nicht weiter. Sehr schade!

    https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/extremereignisse/starkregen

    ... und hier:
    "Die Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (⁠LAWA⁠) hat 2018 eine Strategie für ein Starkregenrisikomanagement erarbeitet. Ziele sind die Verbesserung der ⁠Vorhersage⁠- und Frühwarnsysteme, [...] sowie Aspekte der vorsorgenden Raum- und Stadtplanung sowie Flächennutzung."
    https://www.lawa.de/documents/lawa-starkregen_2_1552299106.pdf

    ... sowie: BBSR: Leitfaden Starkregen
    https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/sonderveroeffentlichungen/2018/leitfaden-starkregen.html
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