Hunderte von Feuerwehrkräften waren nach einem schweren Unwetter in der Nacht zum Freitag im nördlichen Landkreis Würzburg im Einsatz. Über viele Straßen ergossen sich Schlammmassen. Zahllose Keller und Garagen waren nach Auskunft von Kreisbrandrat Michael Reitzenstein vollgelaufen, weil die Gullys verstopften oder die Kanalisation die Wassermengen nicht mehr aufnehmen konnte. Besonders tragisch ist der Tod eines Mannes, der in einem Anwesen im Hausener Ortsteil Fährbrück starb. First Responder der Feuerwehr Hausen hatten eine Stunde lang vergeblich versucht, den 46-Jährigen zu zu reanimieren.
Stromschlag als Todesursache ist nicht sicher erwiesen
Unter Berufung auf Informationen der Feuerwehr war am Freitagmorgen berichtet worden, dass der Mann in seinem vollgelaufenen Keller einen Stromschlag erlitten hat. Die Polizei konnte die Todesursache nicht bestätigen. "Wir müssen zunächst von einem häuslichen Unfall mit unklarer Ursache ausgehen", so ein Sprecher des Polizeipräsidiums. Ob tatsächlich ein Stromschlag die Todesursache war, müsse eine Obduktion klären.
In Hausen war die Feuerwehr in der Nacht an 24 Einsatzorten tätig, darunter im Siedlungsgebiet Gansgraben. Dort war Wasser in einem Sturzbach über die mit jungem Getreide bewachsenen Äcker in die Siedlung gelaufen. Der Schlamm drang in Einfahrten und Garagen.
Anwohner beschreiben die große Hilfsbereitschaft der Nachbarn, die in der Nacht herbeigeeilt waren, um die Aufräumarbeiten zu unterstützen. Das Sportheim der DJK-TG Hausen stand ebenfalls unter Wasser. 18 Helfer trafen sich am Freitagvormittag, um Küche, Gastraum, Kühlraum und Lager trocken zu legen und den Parkplatz zunächst mit Feuerwehrschläuchen, später mit dem Besen, vom Schlamm zu reinigen. Zur Mittagszeit brachte jemand eine Brotzeit und Kuchen vorbei.
In Estenfeld hatten die Feuerwehrleute in der Nacht ebenfalls alle Hände voll zu tun, um unter anderem eine zwei Kilometer lange Schlammlawine zu bändigen, die ins Dorf gelaufen war und Garagen und Keller überflutete. Wie Feuerwehrkommandant Konrad Hasch berichtet, war vor allem das Umfeld der Kartause von den Überflutungen betroffen. Zum genauen Ausmaß der Schäden konnte Hasch am Morgen nach dem Unwetter noch keine Angaben machen. "Wir sind mit der Endanalyse noch nicht fertig", so der Kommandant.
Aufräumarbeiten dauerten bis in den Vormittag an
Auch Kreisbrandrat Michael Reitzenstein hatte am Freitagmorgen noch keinen genauen Überblick über das gesamte Einsatzgeschehen. "Alles was laufen konnte, war auf den Beinen", so Reitzenstein. Nach fünf bis sechs Stunden sei der Einsatz in den meisten Orten beendet gewesen. In Rieden war die Feuerwehr noch am Freitagvormittag mit Reinigungs- und Aufräumarbeiten beschäftigt. "Der Schlamm muss weg gespritzt werden, bevor er trocknet", so Kommandant Christian Fuchs gegenüber der Redaktion.
An der Wetterstation des Landesamts für Landwirtschaft im Wernecker Ortsteil Ettleben wurde in der Nacht eine Niederschlagsmenge von 58 Litern pro Quadratmeter gemessen, davon allein 21,4 Liter in der Zeit zwischen 21 und 22 Uhr. Feuerwehrkommandant Konrad Hasch geht davon aus, dass der Regen in einer örtlichen Unwetterzelle über Estenfeld und Kürnach sogar noch heftiger was.
In Hausen berichtet die Feuerwehr von einer Niederschlagsmenge von rund 80 Litern pro Quadratmeter. Im Vergleich dazu waren im Maintal bei Randersacker in der Nacht 16,3 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen, im Ochsenfurter Gau bei Euerhausen 20 Liter und im westlichen Landkreis bei Helmstadt sogar nur 5,3 Liter.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels wurde berichtet, dass das 46-jährige Todesopfer beim Eintreffen der Rettungskräfte bereits tot war. Dadurch könnte der falsche Eindruck entstehen, dass Wiederbelebungsversuche unterblieben sind. Wir haben den Text deshalb präzisiert.
> Mit solchen Starkregen Szenarien müssen wir uns in der Zukunft öfter auseinander setzen.
Was es bedeutet hat man aus wissenschaftlicher Sicht fundiert untersucht. Schauen Sie 'mal einführend unter ...
https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/extremereignisse/starkregen
Ein tragischer Aspekt ist die 'Vergeßlichkeit' der Menschen. Siehe die Überflutungskathastophe im Ahrtal. Und das, obwohl man es hätte ahnen können was kommen könnte bzw. ein derartiges Ereignis in historischer Zeit bereits schon einmal stattfand ...
(https://de.wikipedia.org/wiki/Ahrtal)
Trotzdem hat man Überflutungsflächen, die aus gutem Grund lange zurückliegend nie bebaut wurden, mit Gebäuden zupflastern lassen ... Genauso im Alpenraum die Lawinenschneisen. Ich denke da an das Lawinenunglück im Paznauntal (https://de.wikipedia.org/wiki/Galt%C3%BCr)
In der Sache gilt es die erforderlichen Lehren aus dem Starkregenereignis zu ziehen.
Ackerflächen -> Feldraine / Streifengehölze (-> Gefällekontur)
Gräben und Bäche -> Retentionsräume
Bebauung an Gewässern -> Abstand halten / höher legen / Platz lassen / nicht(!) bebauen
Auch wenn es Einigen auf den Keks gehen möge: Der Natur ist das alles egal. Wir haben es selbst in der Hand für derartige Ereignisse, für die zukünftig ein häufigeres und/oder intensiveres Auftreten prognostiziert ist, vorzusorgen. Geeignete Maßnahmen sind in der wissenschaftlichen Literatur zuhauf benannt. "Man muß sie 'nur' umsetzen."
https://www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/extremereignisse/starkregen
... und hier:
"Die Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) hat 2018 eine Strategie für ein Starkregenrisikomanagement erarbeitet. Ziele sind die Verbesserung der Vorhersage- und Frühwarnsysteme, [...] sowie Aspekte der vorsorgenden Raum- und Stadtplanung sowie Flächennutzung."
https://www.lawa.de/documents/lawa-starkregen_2_1552299106.pdf
... sowie: BBSR: Leitfaden Starkregen
https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/sonderveroeffentlichungen/2018/leitfaden-starkregen.html