In einige Teilen Unterfrankens werden derzeit keine Ersthelfer mehr eingesetzt. Bei den sogenannten First-Responder-Einheiten handelt es sich um ehrenamtliche Hilfskräfte von Rettungsdiensten, Feuerwehren und dem Technischen Hilfswerk. Bei medizinischen Notfällen sind sie oft schnell vor Ort und können Erste Hilfe leisten bis der Krankenwagen eintrifft.
Ansteckungsgefahr im Einsatz
Das Problem: Aktuell laufen die Helfer Gefahr, sich bei ihren Einsätzen mit dem Coronavirus zu infizieren. Nun haben die zuständigen Stellen reagiert: Die Ersthelfer würden vorübergehend nicht mehr alarmiert, sagt Stefan Pabst, stellvertretender Geschäftsführer des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) in Schweinfurt. "Wir haben das Problem, dass die Helfer hochmotiviert sind, wir aber eine Abwägung mit der Gefahrenlage treffen müssen."
Wie das Bayerische Rote Kreuz (BRK) auf Anfrage bestätigt, kann es nun in einigen Regionen länger dauern, bis die ersten Helfer vor Ort eintreffen. Das heißt jedoch nicht, dass im Notfall kein Krankenwagen mehr kommt. "Die Einsatzbereitschaft ist jederzeit gegeben", betont Pabst und verweist auf die gesetzlichen Regelungen: Demnach müssen Rettungswagen oder Sanitäter spätestens nach zwölf Minuten am Einsatzort eintreffen. Das sei genauso wie die Feuerbekämpfung eine staatliche Pflichtaufgabe – auch in Zeiten von Corona.
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Auch in Stadt und Landkreis Würzburg sowie in den Landkreisen Main-Spessart und Kitzingen werden vorerst keine First-Responder-Einheiten mehr eingesetzt. Durch diese Entscheidung soll in erster Linie die Einsatzfähigkeit der Hilfkräfte im Freistaat gewährleistet bleiben. Denn laut Pabst arbeiten viele Helfer auch hauptamtlich im Rettungsdienst oder engagieren sich bei der Freiwilligen Feuerwehr oder im Katastrophenschutz. Es müsse aber verhindert werden, dass sie dort ihre Kollegen anstecken, betont er. "Sonst haben wir plötzlich eine Feuerwehr, die nicht mehr ausrücken kann."
Auch in den Integrierten Leitstellen, wo alle Notrufe zusammenlaufen, ist man sensibilisiert, erklärt Pabst. Die Mitarbeiter würden mittlerweile – zum Schutz der Einsatzkräfte – am Telefon gezielt fragen, ob bei dem Patienten oder in dessen Umfeld ein Ansteckungsrisiko besteht.
Das sagt das Innenministerium
In Stadt und Landkreis Aschaffenburg sowie im Landkreis Miltenberg werden die Ersthelfer vorerst weiter alarmiert. Das könne sich jedoch stündlich ändern, hieß es auf Nachfrage dieser Redaktion am Mittwoch. Das Innenministerium hat bisher keine bayernweite Anweisung gegeben. Das müsse vor Ort entschieden werden, teilte eine Sprecherin mit. Das Ministerium sieht aber derzeit keine Veranlassung, auf die Hilfe der First-Responder-Einheiten zu verzichten. Auch im Krisenfall sollten die generellen Abläufe eingehalten werden, heißt es aus München.
Das Bayerische Rote Kreuz, wo sich viele Helfer engagieren, hält sich ebenfalls mit allgemeinen Empfehlungen für ganz Bayern zurück. Dafür seien die Regionen zu unterschiedlich. Jedoch müsse zwingend gewährleistet sein, dass die Ersthelfer mit Schutzkleidung, Handschuhen und Mundschutz ausgestattet sind. "Momentan kommen wir an das Material aber kaum noch ran", erklärt Pressesprecher Sohrab Taheri-Sohi und ergänzt: "Wenn wir unsere Mitarbeiter nicht mehr schützen können, können diese nicht in den Einsatz gehen."