
Diese Woche startet in Bayern erstmals ein Schuljahr unter corona-spezifischen Hygieneauflagen. Um das Infektionsrisiko an Schulen so niedrig wie möglich zu halten, sollen alle bayerischen Lehrkräfte flächendeckend die Möglichkeit haben, sich freiwillig zu testen. "Möglichst innerhalb der ersten vier Wochen nach Unterrichtsbeginn soll an jeder Schule eine Testung angeboten werden", heißt es dazu auf der Webseite des Bayerischen Staatsministeriums.
Doch wie gut funktioniert die Maßnahme in der Region? Wird das Angebot überhaupt angenommen? Und wie viele Lehrer haben sich eigentlich freiwillig testen lassen? Anfragen bei den zuständigen Behörden lassen zahlreiche Fragen offen.
"Alle Schulen in Stadt und Land Würzburg sind, was Testmöglichkeiten angeht, versorgt", stellt Erwin Pfeuffer, Schulamtsleiter aus Würzburg zunächst klar. Würzburger Schulen hätten ihre Lehrkräfte vor allem gruppenweise zu Vertragsärzten geschickt. Auch zur Teststrecke an der Talavera wären einige Lehrer eigenverantwortlich gegangen. Trotzdem hätten "etliche" Schulen erst gar keinen Bedarf angemeldet.
Viele Lehrkräfte nicht an Test interessiert
"Viele Lehrkräfte hat das gar nicht interessiert. Die gehen wohl optimistisch in den Tag", so Pfeuffer. Konkrete Zahlen würden zwar von den Schulämtern erfasst, seien aber noch nicht ausgewertet. Er empfehle eine Nachfrage beim Gesundheitsamt, das ebenfalls Zugriff auf die Daten habe.
Beim Gesundheitsamt Würzburg heißt es zunächst, man habe die Zahlen, aber erfasst würden die Daten doch eigentlich vom Schulamt, ob man es nicht vielleicht dort versuchen wolle. Die Antwort auf die Frage nach dem aktuellen Zwischenstand: Am 29. und 30. August hätten sich an der Talavera-Teststrecke 53 Lehrkräfte testen lassen. Bei niedergelassenen Ärzten seien bis inklusive Montag, 7. September, 652 Tests erfolgt. Prozentuale Angaben über die Testrate bei Lehrkräften seien nicht möglich, da es neben staatlichen Schulen noch private Schulen und Zweckverbände gäbe, die nicht erfasst würden.
Prozentuale Auswertung nicht möglich
Ähnliches erfährt man im Landkreis Bad Kissingen: Von Seiten des Gesundheitsamts heißt es, dass 323 "unverbindliche Anmeldungen" für Tests eingegangen seien. "Was dies prozentual bedeutet, lässt sich schwer sagen." Insgesamt habe jedoch ein Großteil der Lehrer das Angebot zur Testung angenommen.
Eine Sprecherin des Schulamts Main-Spessart geht davon aus, dass es im Landkreis genug Testkapazitäten gebe und die Maßnahmen positiv aufgenommen würden. Genauere Auskünfte seien jedoch nicht möglich, "da mir hier bei 44 Schulen der Überblick fehlt und die Verantwortung beziehungsweise Organisation bei den Schulleitungen liegt".
Corona-Tests sind nicht Hauptthema bei Lehrern
Von einem insgesamt zufriedenstellenden Ablauf berichtet Gabriele Freiberg, Schulamtsdirektorin in Schweinfurt. Die verschiedenen Testmöglichkeiten seien von den rund 400 bis 500 Lehrern im Landkreis gut angenommen worden, insbesondere auch die neue Teststrecke in Werneck. Bestätigt wird dies vom zuständigen Gesundheitsamt: Bis inklusive Freitag, 4. September, hätten sich im Testzentrum insgesamt 722 Personen testen lassen, davon 302 Lehrer. Wie viele Lehrer sich hingegen von Hausärzten haben testen lassen, sei nicht bekannt.
"Die freiwilligen Corona-Tests sind nicht das Hauptthema, das Lehrkräfte umtreibt", räumt Gerhard Bleß, Vorsitzender des Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (ULLV) ein. Zwar seien die Rückmeldungen der Lehrkräfte und Schulen tendenziell positiv. Wichtiger sei jedoch derzeit, Hygieneauflagen wie etwa Mindestabstände in den Klassenzimmern sicherzustellen. Außerdem herrsche hier Verwirrung über die verschiedenen Regelungen in Klassenzimmer, Pausenhof und Schulweg. Es gelte nun vor allem, bestehende Missverständnisse zu beseitigen.
"Chaotische Zustände" ergeben sich aus dem Artikel dann aber nicht einmal ansatzweise.
Bei Ämtern, die sich nicht zuständig sehen, die freimütig davon sprechen, keinen Überblick zu haben und die unvollständige beziehungsweise uneinheitliche Daten herausgeben, ist meines Erachtens der Begriff "chaotische Zustände" zulässig.
Beste Grüße,
Aaron Niemeyer (Redaktion)
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management