Wegen der Ausbreitung des Coronavirus bleiben ab Montag in Bayern sämtliche Schulen sowie Kindergärten und Kitas geschlossen. Diese Regelung gilt bis zum Ende der Osterferien am 20. April. Was heißt das für die Eltern?
Für Kinder, deren Eltern in einem "systemkritischen" Beruf tätig sind, soll an den Schulen und Kitas laut Staatsregierung eine Betreuung sichergestellt werden. Das gelte beispielsweise für Ärzte, Pflegekräfte oder Polizisten. Allerdings nur, wenn beide Elternteile betroffen sind, oder wenn man alleinerziehend ist. Ist nur ein Elternteil in einem "systemkritischen" Beruf tätig, soll der Partner die Betreuung übernehmen.
"Wir müssen und werden uns genau an die Vorgaben halten, die der Freistaat gibt", sagt Clemens Bieber, Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Würzburg. Für die rund 500 Kitas der Caritas in Unterfranken gelte die Grundregel: Alle Kinder sollen zuhause bleiben. Leider sei es so kurzfristig nicht möglich gewesen, an verschiedenen Stützpunkt-Kitas regionale Auffanggruppen zu bilden. Auch in den Einrichtungen der AWO Unterfranken "werden die Vorgaben eins zu eins umgesetzt", sagt Cornelia Staab, Bereichsleiterin Kinder, Jugend und Familie. "Die Kitas und Kindergärten bleiben ab Montag geschlossen." Darüber seien alle Eltern am Freitag informiert worden. Sonderregelungen werde es keine geben, auch nicht für Härtefälle wie etwa die alleinerziehende Mutter, die nun fünf Wochen auf ihren Lohn verzichten muss. "Wir haben ein Betreuungsverbot, wir dürfen einfach nicht", so Staab. Einzige Ausnahme seien eben Kinder von Eltern, die beide in einem "systemrelevanten" Beruf tätig seien. "In unseren Einrichtungen sind die Kollegen am Montag ganz normal vor Ort, um diese Notversorgung aufzufangen und Eltern abzuweisen, die die Schließung nicht mitbekommen haben."
"Es ist Sache der Eltern, für die Betreuung ihrer Kinder zu sorgen. Findet sich keine Betreuung, dann gibt es für den Arbeitnehmer die Möglichkeit, Urlaub zu nehmen, Überstunden abzubauen oder sich unbezahlt freistellen zu lassen", ist die Auskunft von Arbeitsrecht-Expertin Andrea Germeroth von der Würzburger Rechtsanwaltskanzlei Bendel & Partner. Arbeiten daheim (Home Office) oder eine bezahlte Freistellung kämen unter Umständen auch in Betracht. Eine konkrete Absprache mit dem Arbeitgeber sei in jedem Fall geboten.
Ob an der Uniklinik Würzburg eigene Betreuungseinrichtungen für Kinder von Mitarbeitern geschaffen werden oder Eltern freigestellt werden könnten, darüber werde momentan intern sowie mit externen Partnern intensiv beraten, sagte der Ärztliche Direktor Georg Ertl auf Anfrage. Ziel sei es, "für Montag für die betroffenen Mitarbeiter in den unterschiedlichen Berufsgruppen Regelungen beziehungsweise geeignete Betreuungsmöglichkeiten zu finden". Am Leopoldina Krankenhaus in Schweinfurt werde für pflegerisches oder ärztliches Personal eine interne Kinderbetreuung vorbereitet, teilte ein Sprecher mit. Mitarbeiter, die zur Betreuung ihrer Kinder zu Hause bleiben müssen, sollen bis zu zehn Arbeitstage vom Dienst freigestellt werden – wobei teilweise Überstunden angerechnet würden. Diese Freistellung sei aber nur für Eltern von jüngeren Kindern unter zwölf Jahren möglich und "es muss ein tatsächlicher Betreuungsbedarf vorhanden sein". Das Rhön-Klinikum mit seinen 2700 Mitarbeitern in Bad Neustadt - darunter allein 2200 im Bereich Medizin und Pflege - habe am Campus einen Kindergarten, der zur Notbetreuung von Mitarbeiter-Kindern geöffnet sei, teilte Sprecherin Elke Pfeifer am Freitag mit.
Der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt, Klaus D. Mapara, hat am Freitag die Unternehmen der Region aufgerufen, "im Rahmen eines Solidarpaktes mit der Politik" ihren Beitrag zur Bewältigung der Coronakrise zu leisten - "etwa durch großzügige Home-Office-Lösungen, unkomplizierte Freistellung von Mitarbeitern und - wo möglich - Gestaltung von kontaktlosen Arbeitsplätzen“. In diesem Sinne reagiert zum Beispiel die Sparkasse Mainfranken mit Sitz in Würzburg und rund 1600 Beschäftigten. Um ihnen die Betreuung ihrer Kinder zu ermöglichen, "greifen wir auf individuelle Lösungen in den jeweiligen Teams zurück", teilte Sprecher Stefan Hebig mit. Mitarbeiter könnten auf ihre Zeitkonten, Urlaub oder mobiles Arbeiten zurückgreifen. Wo möglich, würden Geschäftseinheiten räumlich getrennt. Beim Autozulieferer Brose können Beschäftigte an allen Standorten - darunter Würzburg - einen Tag bezahlt freigestellt werden, um die Betreuung ihrer Kinder zu organisieren. Danach könne nach Rücksprache mit dem Vorgesetzten unbezahlt frei, Urlaub oder Gleitzeit genommen werden.
Beim größten Arbeitgeber in der Region, bei ZF in Schweinfurt mit gut 9000 Beschäftigten, wird in der Produktion "großzügig Urlaub oder Freischicht gewährt", teilte Sprecher Michael Lautenschlager mit. Büro-Mitarbeiter indes sollten - wenn möglich - von zu Hause aus arbeiten. Wer sein Kind (bis zwölf Jahre) zu Hause betreuen muss, kann als Mitarbeiter des Rhön-Klinikums in Bad Neustadt bis zu fünf Tage lang bezahlt freigestellt werden. Danach greifen Urlaub, flexible Arbeitszeiten oder Dienstzeiten-Ausgleich, so Sprecherin Elke Pfeifer. Beim Wälzlager-Spezialisten SKF in Schweinfurt (4000 Beschäftigte) gilt seit diesem Freitag die Devise: Alle, die von daheim aus arbeiten können, sollen daheim arbeiten. Wer dies nicht kann und Kinder zu betreuen hat, soll ebenfalls zu Hause bleiben. Das sei aber mit der Führungskraft abzusprechen, ist die Auskunft von Sprecherin Klara Weigand. Die telefonische Erreichbarkeit müsse aber in allen Fällen gewährleistet sein. SKF will zudem in der kommenden Woche die Werkskantinen in Schweinfurt bis auf Weiteres schließen.
Für Lehrkräfte ist die Zeit der Schulschließung häusliche Arbeitszeit, sofern sie nicht erkranken. Das teilte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Unterfranken mit. Jede Erkrankung müsse auch während der Schließung der Bildungseinrichtungen gemeldet werden, so der unterfränkische GEW-Geschäftsführer Jörg Nellen. Gesunde Lehrkräfte sollten die Schüler von daheim per Internet betreuen, Unterricht, Projekte, Präsentationen und Leistungsmessungen vorbereiten, und den Eltern bei Fragen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Die Staatsregierung hat am Freitag angekündigt, Aufwendungen zu erstatten, wenn Schulfahrten oder Schüleraustausche wegen der Corona-Ausbreitung abgesagt werden und dadurch Stornokosten entstehen. Der Landtag muss dieser Unterstützung noch zustimmen. Dann würden weitere Informationen mitgeteilt, so Kultusminister Michael Piazolo.
Für dringende Fragen von Eltern und Lehrkräften hat das Kultusministerium eine Coronavirus-Hotline eingerichtet, die werktags von 7.30 Uhr bis 18 Uhr und am Sonntag von 11 Uhr bis 16 Uhr besetzt ist: Tel. (089) 2186-2971.
Aber schon klar allen kann man es nie recht machen.