"Die Digitalisierung an den Schulen bekommt einen Riesenschub. Sie wird uns die nächsten drei bis sechs Jahre extrem herausfordern und eine Daueraufgabe bleiben", sagt der städtische Schulreferent Achim Könneke auf Nachfrage dieser Redaktion. Hintergrund für eine solche Aussage ist nicht nur die rasante Entwicklung von Internet und Co., sondern es sind auch die Wünsche von Lehrkräften, Eltern und Fachleuten, die Schüler in die digitale Welt einzubinden.
Bei allem Schwung durch Förderprogramme von Bund und Land zur Digitalisierung der Schulen ist Könneke allerdings überzeugt, dass die technischen Neuerungen keineswegs das allein seligmachende Rezept für die Zukunft sind. "Die Qualität von Schule und von Unterricht liegt auch in Zukunft nicht primär an der Technik", sagt er, sondern an den Lehrkräften, an deren Qualifikation und Leidenschaft. Und damit steht er keineswegs alleine da. So erklärt zum Beispiel auch die Schulleiterin der Ursulinen Schwester Katharina Merz, im Unterricht "ist das Wichtigste der Lehrer und die menschliche Begegnung".
Digitalisierung bei den Ursulinen
Im Rahmen der Generalsanierung ihrer Schule im Jahr 2012 haben die Ursulinen auch die digitale Ausstattung bedacht; entsprechende Leitungen wurden verlegt, PCs und Beamer gehören zur Ausstattung, Dokumenten-Kameras (Overheadprojektoren der nächsten Generation) wurden ausprobiert "und wir sind dabei, alle Klassenräume damit auszustatten", so Schwester Katharina. Über eine O-X-Plattform (Open Xchange, offener Austausch) kündigt die Schule Veranstaltungen und Konzerte an – das ist eine von verschiedenen Kontaktmöglichkeiten zu den Eltern. Auch Krankmeldungen sind längst übers Internet möglich.
Digitalisierung am Röntgen-Gymnasium
Andere Schulen wie das Röntgen-Gymnasium erhalten digitale Boards für ihre Fachräume und wollen, wenn sich der Unterricht damit bewährt, diese bis in die Referendarsausbildung fortentwickeln, so Schulleiter Klauspeter Schmidt. Didaktische Überlegungen, welche Methoden, zum Beispiel welche digitalen Lehrbücher geeignet sind, seien zurzeit "stark in der Diskussion". Das ist eine Überlegung auch dahingehend, dass gerade die jüngeren Schüler nicht mehr so viel Gewicht in ihren Schultaschen schleppen müssen, wenn sie Bücher in der Schule lassen könnten, während sie die Hausarbeit mit Hilfe einer speziellen Lernplattform für Schulen erledigen – am Röntgen ist das "Mebis".
Ausstattung der FOS/BOS
Der Elternbeirat der staatlichen Fachoberschule und Berufsoberschule (FOS/BOS) hat in den vergangenen Jahren immer wieder auf die Raumnot der Schule und auf eine unzureichende digitale Ausstattung hingewiesen. Es stünden nur eineinhalb Computerräume zur Verfügung, so Elternsprecher Thomas W. Wenzel; das entspreche 45 Arbeitsplätzen, so Schulleiterin Susanne Kraus-Lindner. Hinzu kämen "ein bis zwei Tablet-Wagen", die mit circa 30 Geräten für 1300 Schüler bestückt sind.
Die ersten Geräte in Sachen Digitalisierung an Schulen habe die Stadt bereits 1988 beschafft, erklärt Könneke. Seit 1994 gebe es Leasing-Verträge jeweils über 60 Monate für die allgemeinbildenden Schulen.
Die FOS/BOS werde nicht besser oder schlechter versorgt als die anderen Schulen. In den Jahren 2016 bis 2018 habe die Stadt hier 187 000 Euro für digitale Tafeln in Klassenzimmern und einen EDV-Saal, außerdem für die Erneuerung des zentralen Schulservers investiert. Geplant sei noch für dieses Jahr, einen weiteren Computerraum auszustatten. Im städtischen Haushalt stünden für die EDV-Ausstattung der beruflichen Schulen bislang jährlich 200 000 Euro zur Verfügung. Eine darüber hinausgehende Sonderförderung erfahren unterdessen die beruflichen Schulen mit besonderen Förderprogrammen seitens der Staatsregierung wie dem "Digitalbudget für integrierte Fachunterrichtsräume" und "Industrie 4.0", weil hier zum Beispiel teure Labortische und moderne Maschinen für die Ausbildung in Industrie und Handwerk nötig seien.
Über Förderprogramme von Bund und Land sieht die Stadt die Versorgung aller Schulen mit Glasfaseranschluss in den kommenden zwei bis drei Jahren vor, damit ein gesicherter Netzzugang auch bei intensiver Nutzung gewährleistet wird. Abhängig vor allem von der Entfernung der jeweiligen Schule zur nächsten Glasfaserleitung rechnet Könneke mit einem Kostenvolumen von bis zu 60 000 Euro pro Schule. Könneke: "Wir hoffen, dass wir mit den ersten Anschlüssen noch in diesem Jahr starten können."
In weiterer Zukunft keine EDV-Räume mehr
Des Weiteren werden seit 2016 alle Schulen nach und nach mit Netzwerkverkabelung und/oder W-Lan ausgestattet werden, was in einem Teil der Schulhäuser bereits umgesetzt ist. "Unser aktuell wichtigstes Programm ist aber das ,Digitalbudget für das digitale Klassenzimmer', ein Landesprogramm", erklärt der Referent. Damit sollen zum Beispiel digitale Tafeln in möglichst viele Klassenzimmer einziehen und außerdem "mehrere Klassensätze pro Schule an PCs, Notebooks oder Tablets (Tablets haben vereinfachte Funktionen, die Red.) angeschafft werden". Ziel sind möglichst viele mobile Geräte, statt eigens EDV-Räume vorzuhalten.
Über fünf Millionen Euro sprudeln über das "Digitale Klassenzimmer"
Für das Förderprogramm "Digitales Klassenzimmer", vom Land Bayern im vergangenen Jahr ins Leben gerufen, hat die Stadt seit Dezember 2018 den Förderbescheid. Könneke erwartet, dass über die vierjährige Laufzeit in drei Jahresetappen insgesamt über fünf Millionen Euro ausbezahlt werden. In einer ersten Rate wurden jetzt schon zwei Millionen zugesagt. Die Schulen erarbeiten gerade ihre Medienkonzepte und den sich daraus ergebenden Bedarf, "das läuft schon sehr gut."
Die Kunst dabei ist, je nach Schultyp möglichst gleiche oder kompatible Systeme einzurichten, was die gegenseitige Information bis hin zur Wartung erleichtere. Könneke: "Wir gehen davon aus, dass wir die erste von mehreren jährlichen Anschaffungsrunden nach den Sommerferien vornehmen können." Noch im ersten Halbjahr 2019 wird sich der Stadtrat damit befassen, denn im Rahmen des "Digitalen Klassenzimmers" ist die Stadt verpflichtet, zehn Prozent der Kosten zu schultern.
Diese Mittel sind im laufenden Haushalt bereits berücksichtigt und erhöhen die Landesförderung entsprechend. Bei der Digitalisierung gehe es nicht ums Ersetzen, sondern um die Erweiterung von Möglichkeiten, es gehe darum, "analoge und digitale Werkzeuge parallel zu nutzen, Unterricht wesentlich vielseitiger gestalten zu können und den Schülerinnen und Schülern zentrale digitale Kompetenzen zu vermitteln."Selbstverständlich behalte jede Schule ihr eigenes Profil bei, sagt Könneke. Das noch seltene spezifische Profil einzelner Schulen "Digitale Schule" indes dürfte sich in zehn bis 20 Jahren überholt haben.