Notebooks, Touchscreen-Displays, Server, 3D-Drucker, Beamer: Unterfrankens Berufsschulen haben sich längst auf den Weg ins digitale Zeitalter gemacht. In der Berufsschule Kitzingen-Ochsenfurt zum Beispiel gibt es kein Klassenzimmer mehr ohne Internetanschluss. Stundenpläne werden digital über den Generator „Untis“ kreiert. Analog dem auch in Betrieben verbreiteten Konzept „Bring Your Own Device“ surfen Schüler während des Unterrichts mit ihren privaten Endgeräten.
Der Freistaat treibt die Digitalisierung der Berufsschulen voran. So entwickelten „Medienkonzeptteams“ im vergangenen Schuljahr didaktische, methodische und technische Konzepte. Die Staatlichen Berufsschulen in Aschaffenburg und Schweinfurt sowie die Städtische Berufsschule in Würzburg erhielten zu Beginn dieses Schuljahres das Prädikat „Exzellenzzentrum“. Insgesamt 43 solcher „Exzellenzzentren“ gibt es seit September im Freistaat.
Berufsschule in Kitzingen hat Digitalisierungskonzept
Um dicht am Puls der Zeit zu sein, brauchen die Berufsschulen vor allem eines: Geld. In Kitzingen hat man das Glück, „hervorragend“ von den Landkreisen Würzburg und Kitzingen als Sachaufwandsträger unterstützt zu werden. Bereits vor drei Jahren präsentierte die Schule den beiden via Zweckverband zusammengeschlossenen Kommunen ein Digitalisierungskonzept. „Das wird seitdem schrittweise umgesetzt“, so Schulleiter Frank Delißen.
Inzwischen wurden mehrere Computerräume mit aktueller Hard- und Software eingerichtet. Es gibt einen Klassensatz Laptops und moderne Office-Programme. Präsentationskameras ersetzten in Kitzingen die früher üblichen Overheadprojektoren. Die gute alte Kreidetafel macht nach und nach Smartboards, also digitalen Tafeln, Platz.
In Würzburger Schule stehen 20 Server
„Ohne IT geht auch bei uns nichts mehr“, sagt Gerhard Schenkel, der neue Leiter der Franz-Oberthür-Berufsschule in Würzburg. Unterfrankens größte gewerbliche Schule verfügt inzwischen über 20 Server, in den Unterrichtsräumen wird an 550 Computern gearbeitet.
Die digitale Druckmaschine, an der angehende Medientechnologen ausgebildet werden, wurde erst im November vergangenen Jahres angeschafft. Seit wenigen Monaten lernen Elektroniker in spe in hochmodernen Elektrolabors. Anhand zweier Roboter wird dort demonstriert, wo überall im Produktionsprozess Robotik eingesetzt werden kann.
Programm für vollautomatische Waschanlage
Leon Deutschmann entwickelte in vierstündiger Arbeit mit einem Mitschüler ein Programm für eine vollautomatische Autowaschanlage. Anhand eines Modells überprüft der 19-Jährige aus dem mittelfränkischen Oberickelsheim, der bei Südzucker in Ochsenfurt lernt, ob das, was die zwei programmiert haben, den Praxistest besteht.
Jobs, die nichts mit Digitalisierung zu tun haben, gebe es fast nicht mehr, sagt Adolf Scheller, Systemadministrator in der Franz-Oberthür-Berufsschule. Selbst die aus ganz Süddeutschland stammenden Goldschmiede-Azubis, die in Würzburg in Theorie ausgebildet werden, nutzen modernste Technik: „Sie stellen beispielsweise Prototypen mit Hilfe eines 3D-Druckers her.“
Drucker haben hohen Zusatznutzen
Mit solchen Druckern arbeiten auch die technischen Produktdesigner – was einen hohen Zusatznutzen bringt. Denn ob sich ein Gegenstand gut oder schlecht anfasst, lässt sich anhand einer zweidimensionalen Zeichnung nicht sagen. Dazu muss man das Objekt in die Hand nehmen.
Längst kann auch das Hotelfach nicht mehr auf IT verzichten. Johannes Lehr, der im Würzburger Hotel Maritim den Beruf des Hotelfachmanns erlernt, erfährt in der Berufsschule, wie Kunden mit Hilfe der Hotelsoftware „Fidelio“ registriert werden.
Wenn das Schnitzel den Drucker auslöst
Sich dieses Programm anzueignen, ist nicht sonderlich schwer. Doch das ist auch erst der Beginn der Digitalisierung im Hotelgewerbe. In naher Zukunft werden Küche, Service, Lager und Einkauf vernetzt sein. Bestellt ein Kunde ein Schnitzel, wird dies von der Servicekraft digital aufgenommen. Ein Drucker in der Küche spuckt die Bestellung prompt aus. Rechtzeitig, bevor die Schnitzel ausgehen, werden die Einkäufer benachrichtigt.
Noch gibt es in der Würzburger Berufsschule kein solches vernetztes System. Doch lange, glaubt Adolf Scheller, wird es nicht mehr dauern, bis auch das angeschafft werde. Auf der Wunschliste der Schule steht außerdem ein 3D-Scanner für die Produktdesigner, der die 3D-Drucker ergänzen könnte.
Unsere Serie „Arbeitswelten der Zukunft“ zeigt anhand vieler Beispiele aus der Region, wie sich die Digitalisierung auf Berufe und Unternehmen ausgewirkt hat – oder noch auswirken wird. Nächste Folge: digitale Ferndiagnose
Klassenzimmer der Zukunft
In einem „Musterraum“ zeigt die Würzburger Franz-Oberthür-Schule, wie Klassenzimmer der Zukunft ausschauen könnten. Statt einer grünen Tafel gibt es an der Front das Klassenraums drei Arten von Tafeln, deren Inhalte aufeinander aufbauen. Links außen befindet sich ein Whiteboard, das „analog“ beschriftet werden kann. Daneben hängt ein großes Touchscreen-Display, das Internetinhalte zeigt, auf dem aber ebenfalls geschrieben werden kann. Ergänzt wird das Ganze von einem Beamer rechts außen.
Eine Lerneinheit zum Thema „Landtagswahl“ im Sozialkunde-Unterricht zeigt, wie alle Einheiten geschickt miteinander verknüpft werden können. Auf dem Whiteboard steht Grundsätzliches darüber, welche Wahlen es in Deutschland gibt, wer wählen darf und wie Wahlen ablaufen. Dieses Schema ist permanent präsent. Mit Hilfe des Displays lernen die Schüler den interaktiven „Wahl-O-Mat“ kennen. Anhand von 38 Fragen erfahren sie, welche Partei ihren eigenen Auffassungen am nächsten kommt. Über den Beamer wiederum werden die Kandidatenleisten der verschiedenen Parteien eingeblendet. (aug)