Burkard Freitag wähnt sich mit seinem Projekt "Berufsschule" in Mlandizi, Tansania, auf der Überholspur. So richtig zu fassen ist es noch nicht, aber der Zufall hat für die kleine Berufsschule jetzt einen richtig guten Coup parat: die Partnerschaft mit der Erlanger Berufsschule.
Brunnen bauen, Berufsschule gründen – Sassi, als der Burkard Freitag aus Hopferstadt bekannt ist, brennt seit zwanzig Jahren für Tansania mit seinen Ideen und seiner Tatkraft. Einer der Höhepunkte war die Gründung und der Aufbau der privaten, staatlich anerkannten Berufsschule, das Vocational Training Center (VTC) MUAC in Mlandizi. Inzwischen sind die ersten Absolventen als Facharbeiter nach zwei Jahren Schule in Vollzeit "weggegangen wie warme Semmeln", sagt Freitag.
Aber es geht weiter: Die Erfahrung zeigt, dass es für die Näherinnen schwierig ist, sich zu behaupten. Ein Zusatz in Betriebswirtschaft wäre nötig, weil sie in der Regel in die Selbständigkeit gehen. Nötig wären noch konkreter auf die spürbar wachsende Wirtschaft zugeschnittene Ausbildungen. "Das wäre mit Abstand der beste Ansatz an Förderung, den es gibt", findet der Hopferstadter, der den dort zu mehr als 60 Prozent arbeitslosen Jugendlichen eine Chance eröffnen will.
"Phänomenal, wie es sich ergeben hat", beschreibt Freitag die jetzt anstehende Partnerschaft mit der Staatlichen Berufsschule Erlangen. Diese habe nämlich zunächst vergeblich international nach einem Partnerprojekt gesucht. Das hatte ein Cousin, der dort Lehrer gewesen ist, eher beiläufig erwähnt – und Sassi damit so etwas wie einen Sechser im Lotto beschert. Inzwischen haben die beiden Schulen zu einander gefunden.
"Man erkennt, dass Hilfe ankommt, auch kleinste Hilfen."
Jürgen Schreiner, stellvertretender Schulleiter und Mitglied der Mlandizi-Delegation versprüht die gleiche Begeisterung: "Diesen unglaublich positiven Geist, den wir erlebt haben, auch im Kontrast zur Umgebung, muss man weitertransportieren. Man kommt auf das Schulgelände und stellt sofort fest: Hier wird die Schulfamilie gelebt, über die wir häufig sprechen. Und man erkennt, dass Hilfe ankommt, auch kleinste Hilfen. Das können wir unseren Schülern jetzt weitergeben". Man strebe eine Partnerschaft auf Augenhöhe an, einen Marshallplan nicht für, sondern mit Afrika. Schreiner: "Man muss Burkard Freitag da unbedingt stärken".
Freitag erzählt, er habe eine Bedingung gehabt: Die Erlanger müssten sich die Schule vor Ort anschauen. Mlandizi ist ein ganz ländliches 30 000-Einwohner Städtchen. Es gibt eher nichts, was man attraktiv nennen könnte. Doch nach dem einwöchigen Besuch der Erlanger Schulleitung im November hielt die Begeisterung füreinander, so Freitag. Man habe die Schule und die beginnende Partnerschaft in der deutschen Botschaft und der Handwerkskammer in Daressalam vorgestellt, um vielleicht die Chance auf öffentliche Gelder zu bekommen. Auch bei der Firma Knauf in Daressalam, wo gerade ein neues Werk gebaut wird, habe er sich bekannt gemacht. Freitags Ziel: Er will die Schule mit deutschen Firmen vernetzen. Überhaupt gebe es so viele Initiativen zwischen Unterfranken und Tansania, da könnten sicher viele Synergien genutzt werden, wenn man mehr voneinander wüsste.
Im März erfolgt der Gegenbesuch aus Mlandizi in Erlangen.
Im März erfolgt der Gegenbesuch aus Mlandizi in Erlangen. Der Austausch von Lehrern zum Know-How-Transfer vor allem für die Elektrotechnik und IT-Berufe ist bereits vereinbart. Es soll eine Internet-Verbindung für den schnellen Austausch und eine Notstromversorgung geschaffen werden, wobei auch jeweils die Schüler an solch konkreten Projekten beteiligt sein sollen. Für Freitag scheint die Schulpartnerschaft für die inhaltliche Arbeit ein Selbstläufer zu werden. Die Partnerschaft der Erlanger sei jedenfalls kein Strohfeuer, meint er nach der gemeinsamen Reise begeistert, denn. "In Afrika lernst du deine Leute kennen!"
Dennoch, Freitag kümmert sich weiter und gerät beim VTC vom Hundertsten ins Tausendste, denn der Staat habe inzwischen Vorgaben gemacht. Schul- und Werkstatträume müssen getrennt werden. Es muss also wieder gebaut werden. Auch die Stromversorgung, die täglich teils mehrfach und nicht nur kurz zusammenbricht, ist sowohl für die sich entwickelnde Wirtschaft als auch für die Schule ein Problem, das eine Lösung braucht. Sassi hat aber natürlich auch neue Pläne und hofft weiter auf Unterstützung aus Ochsenfurt und Umgebung, denn die Finanzierung des laufenden Betriebs, zu der auch Auftragsarbeiten gehören, komme immer wieder an Grenzen, und nicht alle Berufsschüler können sich das Schulgeld von 20 bis 40 Euro im Monat leisten.
Freitag will gerne mehr Ausbildungsberufe anbieten.
40 Jugendliche und sechs Lehrer hat das VTC aktuell, mit Schule, Werkstatt und Internat. Schreinerhandwerk, Elektrotechnik, Schneiderei und Informationstechnik sind derzeit im Angebot. Freitag will gerne mehr Ausbildungsberufe anbieten, in jedem Fall Kfz-Mechatronic. Durch Mlandizi führt die Hauptverbindungsstraße vom 60 Kilometer entfernten Daressalam ins Landesinnere. "Da kommt die Arbeit doch direkt vorbei", lacht er. IT-Berufe auch für die jungen Frauen sowie Gastronomie oder Landschaftsgärtnerei sieht er als erfolgversprechend an.
Außerdem hat er mitbekommen, dass die Erlanger Berufsschule saniert werden soll. Das könnte bedeuten, dass containerweise Technik und Werkstätten ausrangiert werden, spekuliert er. Wer Sassi kennt, weiß, wie es in ihm arbeitet, dass alles gewinnbringend weiter genutzt werden kann.
Schule ist für Sassi auch wieder tägliches Geschäft.
Schule ist für Sassi im Übrigen auch wieder tägliches Geschäft. Er ist vom Bauhof der Stadt Ochsenfurt an die neu gebaute Grund- und Mittelschule gewechselt und nun für die Hausmeisterdienste zuständig – immer bis zur nächsten Tansania-Reise, wo er jeden seiner Urlaube für seine Hilfsprojekte nutzt.
Spenden für Burkard Freitags Tansania-Projekt erreichen ihn über seinen offiziellen Träger, das Ruricher Hilfswerk-Ost e.V., Schloß Rurich in 41836 Hückelhoven-Rurich. Bankverbindung: IBAN: DE 03 5747 0047 0166 1651 00; BIC: DEUTDE5M574 - Verwendungszweck: Tansania / Lehrwerkstatt. Eine Spendenquittung wird bei Angabe des Absenders zugeschickt
Mehr Info und Spendenkonto im Internet: https://sassiinafrika.de/