Die Auseinandersetzung um bessere Arbeitsbedingungen für Servicekräfte am Uniklinikum Würzburg (UKW) spitzt sich zu. Während die Klinikleitung weiterhin keine Verhandlungs- und Kompromissbereitschaft zeigt, erhalten die Betroffenen nun Unterstützung aus der Politik. Vertreter von Grünen und SPD kritisieren die bestehende Ausgliederung der Servicekräfte in eine Niedriglohngesellschaft. An diesem Mittwoch wurde erneut gestreikt.
Uniklinik lehnt Verhandlungen weiterhin ab
Wie berichtet, sind rund 1250 der gut 7000 Beschäftigten an der Würzburger Uniklinik in eine Service GmbH ausgelagert. Die Gewerkschaft Verdi spricht von Lohndumping, weil Bezahlung und Altersversorgung deutlich schlechter seien als bei UKW-Angestellten.
Die UKW Service GmbH gehört zu 51 Prozent dem Uniklinikum und somit dem Freistaat, zu 49 Prozent dem privaten Reinigungsunternehmen Dorfner.
Seit Monaten fordern Verdi und die Servicekräfte eine Angleichung an den Tarifvertrag der Länder, nach dem das übrige Klinikpersonal bezahlt wird. Ziel sind höhere Löhne und eine betriebliche Altersversorgung. Die Unternehmensleitung lehnt bisher jedes Gespräch darüber ab und verweist auf den Tarifvertrag des Gebäudereiniger-Handwerks. Er gelte auch für die Service GmbH.
Bei einer Kundgebung auf dem Klinikgelände machten sich rund 50 Streikende Luft: Von einem Stundenlohn in Höhe von 13,50 Euro brutto könne man kaum leben, viele müssten sich einen Zweitjob suchen oder steuerten in die Altersarmut. "Wir halten den Laden hier am Laufen", sagte ein Redner.
Es gehe nicht nur um Reinigung, sondern um Patienten. "Wir machen einen wichtigen Job in der medizinischen Versorgung für eine ganze Region." Die Ausgliederung schaffe eine Zweiklassengesellschaft.
800 Beschäftigte der Uniklinik zeigen sich solidarisch mit Servicekräften
In einer Petition haben sich rund 800 Angestellte der Uniklinik solidarisch mit den Servicekräften erklärt. Die Listen wollte man am Mittwoch vor Ort der Geschäftsführung der Service GmbH übergeben. Doch diese schickte lediglich einen Küchenleiter – gemeinsam mit dem Kliniksprecher – zu den Streikenden, um die Unterschriften entgegenzunehmen.
An die Seite der Protestierenden stellte sich der Gemündener SPD-Bundestagsabgeordnete Bernd Rützel, in Berlin Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit und Soziales. Rützel ermutigte die Streikenden, weiter für eine faire Entlohnung zu kämpfen.
Er verweist darauf, dass die Service GmbH an den Tarifvertrag Gebäudereiniger nur "angelehnt" sei. De facto gelte kein Tarifvertrag, es gebe auch keinen Betriebsrat. Rützel hält dies bei einem mehrheitlich staatlichen Unternehmen für skandalös. Die Staatsregierung müsse schnellstens Abhilfe schaffen.
Unterstützt werden die Streikenden auch von der SPD im bayerischen Landtag. Der Ochsenfurter Abgeordnete Volkmar Halbleib übte bereits Mitte Mai scharfe Kritik an der Ausgliederung und an "Dumpinglöhnen" für die Servicekräfte. Gemeinsam mit der SPD-Fraktion fordert er die Bezahlung nach dem Tarifvertrag der Länder für alle Beschäftigten der Uniklinik.
Erst vergangene Woche wurde vom Landtag ein SPD-Antrag befürwortet, in dem nach den Folgen der Streiks an den Uniklinika Würzburg, Regensburg und Erlangen für die Patienten gefragt wird. Aus Regensburg wurden Missstände bei der Hygiene berichtet, dort hat die Geschäftsführung mittlerweile Verhandlungsbereitschaft signalisiert. Die SPD will von der Staatsregierung wissen, inwieweit die Auslagerung in Servicegesellschaften an den drei Kliniken wirtschaftlich notwendig ist.
Auch die Grünen machen politisch Druck in der Sache. Nach einer Anfrage an die Staatsregierung erklärten die Landtagsabgeordneten Kerstin Celina (Kürnach) und Patrick Friedl (Würzburg) ihre Unterstützung für die Proteste. Sie lehnen die Aufteilung der Belegschaft auf zwei Unternehmen ab und kritisieren die niedrigen Löhne. Neue Mitarbeitende sollten künftig unter dem Dach der Uniklinik eingestellt und für sie der Tarifvertrag der Länder angewendet werden, heißt es in einer Mitteilung.