
Mit über 130 freiwilligen Helferinnen und Helfern sowie 200 Einsatzkräften von sieben verschiedenen Organisationen übten die Würzburger Rettungskräfte am Sonntagvormittag am Würzburger Neuen Hafen für ein Schreckensszenario unter realistischen Bedingungen. Das Uniklinikum sowie das Klinikum Würzburg Mitte richteten für diesen Einsatz extra Schockräume ein, um neben dem Normalbetrieb auch an dem Szenario teilzunehmen. "Es ist die größte Übung, die wir so jemals durchgeführt haben", so Dennis Wolz, Pressesprecher der Berufsfeuerwehr in Würzburg.
"An alle Einsatzkräfte: Schwerer Unfall in der Würzburger Hafenstraße. Mehrere Personen sind verletzt und in Fahrzeugen eingeklemmt. Es tritt Gefahrstoff aus." So schallte es am Sonntag, gegen 10.30 Uhr, kurz vor Beginn der großen Übung, aus den Funkgeräten der Aufseher und Organisatoren am Übungsort. Wenige Minuten später trafen die Einsatzkräfte von Polizei und verschiedene Krankenwagen am Unfallort ein.
In dem simulierten Szenario ereignete sich ein Unfall zwischen mehreren Autos, von denen zwei ein illegales Straßenrennen gefahren waren. Bei dem Unfall wurden die Fahrzeuge schwer beschädigt; aus einem trat leicht entflammbares Ammoniumnitrat aus. Dieser Stoff wird als Dünger genutzt und sorgt bei Kontakt für Verätzungen der Haut sowie der Atemwege.

Auch Rettungsschwimmer und Taucher übten für den Ernstfall
Bei der Übung gab es mehrere zum Teil schwer verletzte Personen, von denen einige nach dem Unfall flohen und im nahe gelegenen Hafenbecken landeten. Dort übten die Wasserwacht sowie das Technische Hilfswerk (THW) Würzburg mit Rettungsschwimmern und Tauchern das Suchen und die Bergung von Menschen aus dem Wasser.
Es war ein schockierend realistischer Anblick: Mit Kunstblut und Verletzungen übersät, lagen überall auf der Straße Menschen; andere waren in den Fahrzeugwracks eingeklemmt und schrien laut um Hilfe. Panische Passanten rannten in den Trümmern herum und suchten verzweifelt zwischen den Verletzten nach Angehörigen.

Wirkten täuschend echt: Platzwunden am Kopf und aus dem Bauch ragende Äste
Die freiwilligen Helfer waren so auf ihre Verletzungen geschult – von Platzwunden am Kopf, über aus dem Bauch ragende Äste bis hin zu schwersten Verletzungen –, dass sie sich täuschend echt verhielten. Auch die Verletzungsverläufe, von Verwirrung bis zur Ohnmacht, stellten sie realistisch nach.
Nicole Trunk, Peter Stephan und Sascha Lutz gehörten zu den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern der Feuerwehr. Sie spielten Unfallopfer, die mit Ammoniumnitrat kontaminiert wurden und an Verätzungen litten. Auf ihre Rollen hatten sie sich lange vorbereitet. "Es ist aufregend, an solchen Übungen teilzunehmen", so Lutz. Es sei gut, einen Unfall einmal nicht nur aus der Retter-, sondern auch aus der Opferperspektive zu erleben – um bei einem Einsatz den Verletzten noch besser helfen zu können.
Zirka 100 der ehrenamtlichen Einsatzkräfte bei der Übung waren laut Christina Gold, Pressesprecherin Malteser Hilfsdienst, vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK), den Johannitern und den Maltesern. Sie sichteten und behandelten die verletzten Personen und kümmerten sich um deren Transport in die Kliniken. Außerdem protokollierten sie den Ablauf der Übung vor Ort.
Kurz nachdem die ersten Rettungskräfte eingetroffen waren, begannen diese mit der Erstversorgung und der Sichtung der Lage. Die Polizei versuchte, den Bereich zu räumen und Gaffer sowie vermeintliche Zuschauer des Rennens aus dem Gefahrenbereich zu entfernen. Auch diese wurden von Helfern gespielt, um den Rettungskräften unter möglichst realistischen Bedingungen die Arbeit so schwer wie möglich zu machen.

Feuerwehrleute betraten mit Gasmasken den Unfallbereich
Dann rückte auch die Feuerwehr mit Blaulicht an: In kleinen Gruppen und mit Atemschutzmasken betraten die Feuerwehrleute den Unfallbereich, leisteten erste Hilfe und sperrten den kontaminierten Gefahrenbereich in einem Radius von 50 Metern ab. Es folgten Reanimationsmaßnahmen sowie der Transport der Verletzten in die Schockräume der Kliniken.
Während die Feuerwehr Opfer aus Fahrzeugwracks schnitt, suchte die Wasserwacht mit ihren Einsatzkräften das Hafenbecken nach Toten und Verletzten ab. Trotz des vermeintlichen Chaos agierten alle Einsatzkräfte ruhig, routiniert und koordiniert. Schon wenige Minuten nach Beginn der Übung hatte sich das Chaos aufgelöst: Alle Gaffer waren vom Einsatzort weggeschickt worden, und jedes Opfer wurde seiner Symptome entsprechend behandelt.

Alle "Verletzten" konnten gerettet werden
Nach gut zwei Stunden war die Übung weitestgehend abgeschlossen, und Erleichterung machte sich auf den Gesichtern der Organisatoren und der Einsatzkräfte breit. Das Fazit: Die Übung verlief gut, alle Verletzten konnten gerettet werden. "Wir sind sehr zufrieden mit der Übung. Alle haben das Szenario ernst genommen und so gearbeitet, als wäre es ein echter Einsatz. Besonders die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Organisationen hat hervorragend geklappt", so Pressesprecher Wolz.
Auch im Klinikum Würzburg Mitte erwies sich die Übung als Erfolg. Die Schockräume wurden in den ehemaligen Corona-Stationen vor dem Eingang der Notaufnahme eingerichtet; das Personal stand sowohl für die Übung, als auch für echte Notfälle bereit und versorgte die eingelieferten Unfallopfer. "Für uns war der Schwerpunkt der Übung das Übergabeszenario der Verletzten an die Klinik", erklärte die Chefärztin der Notaufnahme, Dr. Elisabeth Bösl, vor Ort. "Die Kommunikation an den Schnittstellen ist das Wichtigste – hier gehen die meisten Informationen verloren."
Die Feuerwehrler tragen keine Gasmasken
sondern Atemschutzmasken.
Bitte um Korrektur des Berichtes ! ! !
Catharina Hettiger, Redaktion Würzburg Stadt und Land
Wichtig wäre noch zu erwähnen, dass auch fast 100 ehrenamtliche Einsatzkräfte von BRK, Johannitern und Maltesern mitgeübt haben. Ihre Aufgabe war Sichtung und Behandlung der verletzten Personen unter diesen sehr realen Bedingungen sowie der anschließende Abtransport in die Kliniken. Außerdem waren sie zur Beobachtung und Protokollierung des Ablauf der Übung vor Ort. Ich finde, dieses große Engagement unserer Ehrenamtlichen hätte eine explizite Erwähnung in Ihrem Artikel durchaus verdient gehabt.
Christina Gold
Pressesprecherin
Malteser Hilfsdienst e. V.
Catharina Hettiger, Redaktion Würzburg Stadt und Land