Der verzweifelte Buchbinder Wanninger aus dem klassischen Sketch von Karl Valentin oder Asterix und Obelix auf der nervenaufreibenden Suche nach dem berühmten "Passierschein A38": Damit solche Dinge am Amtsgericht Würzburg nicht mehr vorkommen, wurde vor zwei Jahren ein Bürgerservice eingeführt, der wegen der Corona-Pandemie erst jetzt der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte.
Obwohl ein Bürgerservice bereits an 26 bayerischen Amtsgerichten existiert und an acht weiteren geplant ist, kam mit Ministerialdirektor Frank Arloth der Amtschef des Justizministeriums persönlich aus München, um in illustrer Runde zusammen mit Lothar Schmitt, dem Präsidenten des OLG Bamberg, Landgerichtspräsident Johannes Ebert und Amtsgerichtsdirektorin Helga Twardzik zu erklären, wie die zentrale Anlaufstelle im Justizgebäude in der Ottostraße 5 funktioniert.
Auch das Justizpersonal wird entlastet
Ziel war es, die Bürgerfreundlichkeit zu verbessern: "Die Justiz ist Dienstleister und Servicebetrieb", betonte OLG-Präsident Schmitt. Statt mit ihren Anliegen von einer Dienststelle zur nächsten geschickt zu werden, werden die Bürgerinnen und Bürger in den Räumen im Erdgeschoss des Justizzentrums von vier Mitarbeiterinnen beraten und ihre Anliegen in vielen Fällen auch direkt vor Ort bearbeitet. "Dadurch müssen die Bürger nicht mehr wie bei Asterix […] in einem unbekannten Amtsgebäude nach dem zuständigen Sachbearbeiter suchen", erläuterte Arloth.
Auch für das eigene Personal ist der Bürgerservice eine Entlastung: "Früher sind die Bürger im ungünstigsten Fall von Stockwerk zu Stockwerk geirrt, ohne den richtigen Ansprechpartner zu finden. Das war ein Problem für die Sicherheit und ein Ärgernis für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", berichtete Brigitte Kern, die das Bürgerservice-Team seit zwei Jahren leitet. Davor mussten die Justiz-Wachtmeister den Ratsuchenden den Weg zur passenden Dienststelle weisen. Keine leichte Aufgabe, "denn die Menschen tun sich manchmal auch schwer, ihr Anliegen verständlich vorzutragen", so Kern.
Durchschnittlich 25 Anliegen pro Tag werden bearbeitet
Zu den Dienststellen mit Publikumsverkehr gehören die Zivil-, Familien-, Insolvenz-, Grundbuch-, Nachlass- und die Vollstreckungsabteilung des Amtsgerichts. Beim Bürgerservice ist außerdem die Rechtsantragsstelle angesiedelt, die Anträge und Klagen direkt aufnehmen kann. Ein weiterer Bereich ist die Beratungshilfe für bedürftige Menschen, bei der die Staatskasse einen Großteil der Anwaltskosten übernimmt.
Durchschnittlich rund 500 Anliegen pro Monat oder 25 pro Tag werden seit Mitte März 2020 vom Bürgerservice bearbeitet. Um Wartezeiten zu vermeiden und aufgrund der vielschichtigen Aufgaben empfiehlt es sich, telefonisch einen Termin zu vereinbaren. Weil in vielen Fällen Unterlagen vorgelegt werden müssen, erleichtert ein Vorgespräch die Arbeit der Anlaufstelle und erspart den Bürgern überflüssige Wege. Aufgrund der Zuständigkeit für viele verschiedene Rechtsgebiete "kann man als Sachbearbeiter die Lösungen nicht immer gleich aus dem Ärmel schütteln", betonte Kern.
Der "Bürgerservice Justiz" am Amtsgericht Würzburg ist von Montag bis Freitag zwischen 8 Uhr und 12 Uhr telefonisch unter den Nummern 0931/381-2043 oder 381-2070 erreichbar.