Gegen Geld ist auch im Gefängnis viel zu kriegen. Das wusste auch der prominente Häftling, der vorigen Sommer unbedingt aus der JVA Würzburg hinaustelefonieren wollte.
Der zu fünfeinhalb Jahren Knast verurteilte Betrüger muss noch eine Weile sitzen. Er kurbelt aber bereits wieder neue Geschäfte in Frankfurt an, wie er auch in Briefen ankündigte, die unserer Redaktion vorliegen. Und er erfuhr offenkundig, dass gegen Geld auch Mobiltelefone zu kriegen waren - auch wenn dies offiziell verboten ist.
Durch eine Ungeschicklichkeit soll dem Gefangenen dann aber sein Handy aus den Kleidern gerutscht sein. Die Leitung der Haftanstalt Würzburg wurde aufmerksam. Insgeheim begannen umfangreiche Ermittlungen. Kurz vor Weihnachten gab es dann mehrere Festnahmen. Darunter war auch der Justizvollzugsbeamte, der den Schmuggel mitbetrieben haben soll.
Staatsanwaltschaft bestätigt Ermittlungen
Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach bestätigte dieser Redaktion, "dass wegen des Einschmuggelns verbotener Gegenstände in die JVA Würzburg, insbesondere Handys, ein Ermittlungserfahren wegen des Verdachts der Bestechung bzw. Bestechlichkeit bei der Staatsanwaltschaft Würzburg geführt wird." Nach Informationen der Münchner Zeitung "AZ" wurden auch Drogen für Gefangene besorgt.
Die Staatsanwaltschaft Würzburg habe "die Festnahme mehrerer Personen angeordnet, unter denen sich auch ein Vollzugsbeamter der JVA Würzburg befindet". Der Beamte sei teilweise geständig. Es besteht der Verdacht, "dass der Beamte an den Schmuggelaktionen beteiligt war" und sich durch eine entsprechende Entlohnung für seine Dienste bereichert hat, so Seebach auf Anfrage. "Derzeit gibt es keine Anhaltspunkte für eine Beteiligung weiterer JVA-Bediensteter", betont der Sprecher der Ermittlungsbehörde. Offenbar gehen Ermittler der Würzburger Kripo aber davon aus, dass dies kein Einzelfall ist.
Im Zuge der weiteren Ermittlungen gab es im Würzburger Gefängnis am 16. Januar eine große Razzia. Beamte der Würzburger Polizei durchsuchten dabei unter Federführung der Staatsanwaltschaft Würzburg in enger Zusammenarbeit mit der Vollzugsleitung der JVA Würzburg in verschiedenen Räumlichkeiten (unter anderem in mehreren Haftzellen) gezielt nach illegal eingeschmuggelten Mobilfunktelefonen.
Der schlägt Wellen bis ins Münchner Ministerium
Mit Erfolg: "Es konnten bei verschiedenen Personen Mobilfunktelefone und anderes Beweismaterial aufgefunden und sichergestellt werden", teilt der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft mit.
Der Fall soll für heftigen Wirbel gesorgt haben. Innen- und Justizministerium in München lassen sich ständig über den Ermittlungsstand informieren.
Dies ist nicht der erste Fall dieser Art. Beamte werden bestochen - manchmal auch samt ihren Angehörigen von organisierten Kriminellen bedroht - damit Gefangene bekommen, was im Knast eigentlich verboten ist. Aus dem Jahr 2016 ist ein ähnlicher Fall aus der Würzburger Justizvollzugsanstalt bekannt: Damals hatte ein 42-Jähriger Handys und Drogen in das Gefängnis geschmuggelt.Der Mann war als Fachlehrer in der JVA tätig und soll mehrere Pakete mit Mobiltelefonen gegen ein "Honorar" von 20 bis 50 Euro in den Knast mitgebracht haben. Auch in Aschaffenburg standen zwei Beamte des dortigen Gefängnisses wegen des Schmuggels von Drogen und Mobiltelefonen vor Gericht.