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WÜRZBURG
Lehrer schmuggelt Drogen und Handys in die JVA
Gisela Schmidt
Gisela Schmidt
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:52 Uhr

Mindestens sieben bis acht Pakete mit Handys und Drogen soll ein 42-Jähriger aus Schweinfurt in die Justizvollzugsanstalt (JVA) Würzburg geschmuggelt und an Gefangene verteilt haben. Der Mann war in dem Gefängnis als Fachlehrer tätig und hat laut Staatsanwaltschaft „ein Teilgeständnis abgelegt“.

Wer als Besucher in die JVA kommt, muss sich einer strengen Einlasskontrolle unterziehen: Der Personalausweis wird für die Dauer des Aufenthalts einbehalten, es findet eine Taschenkontrolle statt, Metalldetektoren kommen zum Einsatz, Handys, Kameras, Lebensmittel, Getränke, egal ob alkoholisch oder nicht, dürfen nicht mitgenommen werden. Drogen und Waffen natürlich auch nicht.

Das alles hat, zumindest nicht immer, für die Lehrkräfte gegolten, die in der JVA Würzburg Gefangene unterrichten. Und so konnte ein 42-Jähriger aus Schweinfurt, Angestellter eines Bildungswerks, mit dem die JVA kooperiert, Päckchen mit Handys und Drogen ins Gefängnis bringen und seinen Schülern übergeben.

„Bei einer Stichprobe wurde bei dem Mann ein Paket mit einem Handy sowie kleinen Mengen Cannabis, Opium und Amphetamin entdeckt“, bestätigt Thorsten Seebach, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Würzburg, Informationen der Redaktion. JVA-Leiter Robert Hutter erklärt auf Anfrage, dass der 42-Jährige sofort ein Hausverbot für die Anstalt am Friedrich-Bergius-Ring bekommen habe. Laut Seebach hat das Bildungswerk, wo er angestellt war, ihm gekündigt. Der Mann sei kein ausgebildeter Pädagoge und nicht verbeamtet gewesen.

Inzwischen soll der 42-Jährige eingeräumt haben, dass er sieben bis acht Päckchen mit Handys ins Gefängnis geschmuggelt hat. Drogen habe aber nur die letzte „Lieferung“ enthalten.

Nach den bisherigen Ermittlungen hat der Fachlehrer zunächst einem Gefangenen ein altes Handy aus seinem Privatbesitz überlassen. Dann sollen weitere Schüler ihn um Mobiltelefone gebeten haben.

Nach Aussagen des 42-Jährigen hat ihn dann jemand telefonisch kontaktiert und ein Treffen mit ihm vereinbart. Dabei sei ihm das erste Paket übergeben worden und er habe es mit ins Gefängnis genommen. Weitere Päckchen folgten, für jeden „Kurierdienst“ will der 42-Jährige 30 bis 50 Euro „Honorar“ erhalten haben.

Laut Seebach ist der „Päckchenpacker“ inzwischen ermittelt. „Er ist amtsbekannt“, sagt der Staatsanwalt. Die Pakete seien für zwei bis drei Schüler des Lehrgangs des 42-Jährigen bestimmt gewesen.

Gegen den Fachlehrer wird derzeit wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz ermittelt. Ob noch weitere Straftatbestände erfüllt sind, werde geprüft, sagt Seebach.

JVA-Leiter Hutter räumte gegenüber der Redaktion ein, dass vor dem Vorfall externe Lehrkräfte und ehrenamtliche Helfer der Anstalt „nur stichprobenartig“ und „nicht so gründlich wie die Besucher“ kontrolliert worden seien.

Inzwischen seien die Kontrollen für diesen Personenkreis intensiviert worden. „Die Sachen, die die Lehrkräfte mitbringen, werden durchleuchtet, die Metalldetektoren kommen zum Einsatz, und es gibt auch Personenkontrollen.“ Außerdem habe man die Verantwortlichen des Bildungswerks um eine „gründlichere Auswahl“ jener Lehrkräfte gebeten, die Gefangene in der JVA unterrichten. Die Zusammenarbeit mit dem Bildungswerk bleibe bestehen, sagt Hutter. „In unseren Maßnahmen zur beruflichen Qualifikation von Gefangenen sind wir auf diese externen Lehrkräfte angewiesen.“

In Aschaffenburg sind derzeit zwei Beamte der dortigen JVA vor dem dortigen Amtsgericht angeklagt. Die beiden sollen Drogen und Handys in das Gefängnis geschmuggelt haben (wir berichteten). Die Würzburger JVA steht derzeit wegen eines Hungerstreiks von Häftlingen im öffentlichen Fokus.

 
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