Sehr geehrter Robert Habeck,
der Mensch ist grundsätzlich träge. Denn wenn wir Bilder von bis zur Bedeutungslosigkeit geschmolzenen Gletschern oder immer schlimmeren Unwettern sehen, heißt es reflexartig: Ja, man müsste dringend was gegen die Klimakatastrophe tun.
Das ist der Bogen hin zu einem Gesetzentwurf in dieser Woche, mit dem Sie für Wirbel gesorgt haben: Der Einbau neuer Öl- und Gasheizungen in Wohnhäusern soll schon Anfang Januar 2024 verboten werden. Ich meine: Damit das klimaschädliche Kohlendioxid und den Raubbau an den Bodenschätzen unseres Erdballs eindämmen zu wollen, ist ein zeitgemäßes Unterfangen.
Ich unterstelle Ihnen, Herr Habeck, dass Sie mit dem Plan dreierlei zeigen wollen: Es bleibt keine Zeit mehr für den Schwenk, es dürfen beim Klimaschutz keine Ausreden mehr gelten, die Bundesregierung tritt aufs Gas.
Da bin ich grundsätzlich bei Ihnen. Aber wie so oft, steckt der Teufel im Detail. Wenn ich durch die Dörfer der Region fahre, sehe ich immer das Gleiche: In die Jahre gekommene Häuser, in denen offensichtlich noch ein, zwei meist betagte Menschen wohnen. Welche Heizungen dort im Keller stehen, ahne ich. Passivhäuser sind es jedenfalls nicht.
Rechne ich meine Beobachtung auf die Republik hoch, deckt sie sich mit dem, was neulich im "Focus" zu lesen war: "In Deutschland fällt fast ein Drittel der Wohnhäuser in die schlechtesten Effizienzklassen G oder H."
Energieeffizienz von alten Häusern: Es ist noch viel zu tun
Es ist also noch außerordentlich viel zu tun. Dabei gebe ich dem FDP-Bauexperten Daniel Föst Recht, als er Sie, Herr Habeck, vor wenigen Tagen kritisierte: Ein generelles Verbot von fossiler Heizenergie "wird viele Menschen hart treffen und finanziell überfordern".
Förderung hin oder her: Mal eben mehrere Tausend Euro zum Beispiel für eine Pelletheizung oder Dachisolierung aus dem Ärmel zu schütteln, das schaffen in der Tat nur wenige. Jene betagten Menschen in den alten Häusern auf dem Land oder Familien mit zwei, drei Kindern schon gleich gar nicht. Erst recht nicht in Zeiten, in denen der herkömmliche Wocheneinkauf zum Luxus geworden ist und es immer schwieriger wird, vom Einkommen Erspartes zur Seite zu legen.
Haushalte beim Energiesparen helfen - aber wer soll das bezahlen?
Vor diesem Hintergrund haben Sie, Herr Habeck, einen korrekten Ansatz: Laut Medienberichten streben Sie eine so hohe Förderung an, dass Menschen auch mit kleinerem Geldbeutel nicht davon abgehalten werden, ein Haus zu sanieren oder eine klimafreundliche Heizung einbauen zu lassen. Ihnen wird zusammen mit dem Finanzminister bestimmt schnell einfallen, woher Sie sich das Geld wieder holen.
Abgesehen davon kommt eine weitere Herausforderung um die Ecke: Wer soll das alles machen mit der Energiewende? Haben Sie mal in jüngster Zeit bei einem Heizungsbauer oder Energieberater angerufen, um einen Termin zu bekommen? Sie werden im Idealfall ein müdes Lächeln geerntet haben.
Pickepacke volle Auftragsbücher, aber nicht genügend Personal: Handwerker haben derzeit ein zwiespältiges Dasein. Aber ohne sie wird es halt nichts mit dem Ziel Ihrer Bundesregierung, die Immobilien im Land bis 2045 klimaneutral zu bekommen.
Da ist noch das Riesenproblem mit dem Fachkräftemangel im Handwerk
Wenn Sie als Wirtschaftsminister das Fachkräfteproblem gerade im Handwerk schnell lösen, wird man Ihnen ein Denkmal bauen. Wenn Sie dann auch noch den hysterisch gewordenen Energiemarkt zähmen, baue ich Ihnen eines.
Denn wie laut sind in der Vergangenheit all die Energieexperten gewesen mit Ihrer Werbung vor allem für Pellets statt Heizöl. Wer sich darauf eingelassen hat, hat jetzt den Salat: 2022 kostete eine Tonne Pellets im Durchschnitt gut 500 Euro – doppelt so viel wie vor einem Jahr. Das verpönte Öl ist wieder sexy geworden.
Mit dem Klimawandel gibt es keine Verhandlungen
Bei Brennholz sieht es ähnlich heftig aus: Für einen Schüttraummeter muss man derzeit im Raum Würzburg bis zu 120 Euro hinblättern – gegenüber 70 Euro vor zwölf Monaten. Bleibt die Frage: Wer soll das alles bezahlen?
Und jetzt kommen Sie auch noch mit dem Bann über den Öl- und Gasheizungen daher, Herr Habeck. Ich kann vor allem Vermieterinnen und Vermieter verstehen, die sagen: Mir wird das alles zu viel.
Dennoch: Lassen Sie nicht locker. Es gibt zurzeit sehr viele Krisen, die gelöst werden müssen. Doch der Klimawandel ist die einzige, bei der auf der anderen Seite des Verhandlungstisches niemand sitzt. Mit dem Klimawandel kann man keine diplomatischen Gespräche führen. Er hat die Regie.
Insofern gilt: Bleiben Sie energisch im Kampf für die Rettung der Erde, Herr Habeck. Aber behalten Sie stets im Blick, wie viel Sie den Menschen zumuten. Es ist ein Balanceakt, Sie haben meinen Respekt. Viel Glück.
Mit freundlichen Grüßen,
Jürgen Haug-Peichl, Redakteur
woher der ganze Strom kommen soll und wie wir ihn dahin bringen, wo er gebraucht wird, aber wir stellen schon mal alles darauf um.
20 Jahre lang gepennt und jetzt das Kind mit dem Bad ausschütten - das ist unsere Politik. Mag ja sein, dass Minister/innen keine Fachkompetenz brauchen, aber wenn solche Schnapsideen ungefiltert durchgehen, muss man sich schon fragen, ob wir eigentlich nur hochbezahlte Schlafmützen in den entsprechenden Ämtern sitzen haben.
Wohlgemerkt: das Ziel als solches unterschreibe ich. Aber was den Weg dahin angeht, habe ich arge Zweifel, dass das funktioniert.
„ Regierungsvorlagen werden meistens im fachlich zuständigen Ministerium auf Referatsebene erarbeitet, daher heißt ein noch nicht von der Bundesregierung beschlossener Gesetzentwurf „Referentenentwurf“. Der Referentenentwurf wird inhaltlich mehrfach überarbeitet.“
Referenvorlagen sind deshalb nicht öffentlich!!!!! Wer diesen einen Referentenentwurf durchgestochen hat, ist nur zu vermuten. Angesichts der schlechten Umfragewerte vermutet man die FDP dahinter, oder die CSU/CSU.
hat die Regierung den Entwurf sogar selber "durchgestochen", um mal festzustellen, was die Leute davon halten bzw. die erste Welle der Empörung an- und abschwellen zu lassen und das Ding dann in Kraft zu setzen.
Es mag ein wenig polemisch sein, aber wenn man einen Job hat, bei dem man im Endeffekt Null Verantwortung für das übernehmen muss was man anrichtet, eine Bezahlung erhält, die einem alle Sorgen um das morgen erspart und am Schluss noch eine Altersversorgung, für die Normalbürger/innen mehrere 100 Jahre lang arbeiten müssten, kann es offenbar nicht ausbleiben, dass man ein klein bisschen die Bodenhaftung und somit auch das Gespür für den Wert des Geldes verliert, auch wenn in unserem reichen Land knapp 20 % der (abhängig) Beschäftigten im Niedriglohnsektor (kleiner/gleich 12,50 €/ h) arbeiten (Quelle: Stat. Bundesamt).
Übrigens braucht es kein Glück, sondern gesunder Menschenverstand und die richtigen Fachleute reichen völlig dafür! Dem gegenüber steht leider der Fachkräftemangel in diesem Land!
Man hat zwar über Merkel gemeckert und sie gescholten, aber solch eine führungsstarke Frau, mit Ecken und Kanten, wird DL in den nächsten 10-15 Jahren nicht mehr so schnell bekommen. Alles im Griff - auf dem sinkenden Schiff ????
Die Bundeswehr – trotz konstant jährlichen(!) ca. 40 Mrd. (!) Euro Verteidigungsausgaben – komplett handlungsunfähig.
Alle Klimaziele verfehlt, die Energiewende verpennt.
Der Atomausstieg war zwar richtig - aber die wirtschaftlichen Risiken (einschl. Endlagerproblem) durften die Konzerne an den Staat abgeben.
Die Energieabhängigkeit von Russland hätte uns fast das Genick gebrochen.
Das Bildungssystem ein Witz.
Das Gesundheitssystem ein Geldgrab, aus dem sich private Konzerne bedienen.
Zuwenig bezahlbarer Wohnraum.
Finanzierungsproblem der Rente.
Bei der Digitalisierung ist Deutschland das Schlusslicht.
Also … was auch immer sie mit „stark“ meinen … die Ergebnisse können es jedenfalls nicht sein!
Aber das ist schon alles vergessen – und die „Ampel“ jetzt an allem schuld … das ist doch absurd!
Wie Sie zu dieser Beurteilung kommen können ist für mich unerklärlich.
Nach 16 Jahren Ruinierung durch eine unionsgeführte Regierung soll die neue Koalition schuld sein am Zustand des Landes.
Wirklich einfach nur lächerlich.
Die damalige Rot-grüne Regierung musste, genauso wie die Jetzige Ampel (gelb behindert da aber eher), den Karren aus dem Dreck ziehen wie die Jetzige.
Zu allem Übel war auch damals dann noch ein Krieg zu bewältigen wie jetzt leider auch wieder.
Vor diesem Hintergrund bin ich froh das wir gerade diese Regierung haben.
Viele Probleme Merkels gab es schon vor ihrer Amtszeit; aber dagegen getan hat sie auch nichts. Die Frau steht für 16 verlorene Jahre.
Sie hat immer nur schön gelächelt, und sonst nichts getan - weder gegen die ständig steigende Armut, die Wohnungsnot, die Altersarmut und das kaputte Rentensystem, das kaputte Gesundheitssystem und vieles mehr. Unter Merkel gab es da nur eines: 16 Jahre Stillstand!
Sie haben völlig Recht das leider die Jungen das ausbaden müssen.
Allerdings waren das die Chaoten von den CDU/CSU geführten Regierungen der letzten 16 Jahre die das zu verantworten haben.
Nicht die Grünen!
Sie verdrehen die Tatsachen!