
Sehr geehrter Sportsenator Ulrich Mäurer,
seit ich weiß, dass ein Ball rund ist, bin ich Fußball-Fan. Also sehr lange. Schon als Kind bin ich in Hinterhöfen, Baugruben oder in Parks in Zweikämpfe gegangen. Auch in Stadien bin ich immer wieder. Fußball ist Teil meines Lebens.
Vor diesem Hintergrund finde ich wichtig, was Sie nun für diesen Sport erreicht haben. Dass das Bundesverfassungsgericht in dieser Woche entschieden hat, dass Fußball-Profivereine bei sogenannten Risikospielen die Extrakosten für den Polizeieinsatz tragen müssen, ist Ihnen zu verdanken, dem Sportsenator von Bremen.

Das Thema ist wie gemacht für die Stammtische im Fußball-Deutschland. "Recht so, die stinkreichen Bonzen-Vereine à la Bayern München oder Borussia Dortmund sollen ruhig zahlen", hört man jetzt oft. Oder: "Diese Kosten gehen zulasten der Steuerzahler, das ist ungerecht." Stimmt alles irgendwie, ist mir aber zu kurz gedacht.
Denn es geht nicht nur um viel Geld, es geht auch um den Effekt des Gerichtsurteils: Die Profivereine haben nun mehr Druck, dass diese Risikospiele bald kein Risiko mehr sind. Dann müssen sie auch nicht die Polizei-Extrakosten zahlen. Und es geht friedlicher zu.
Fußball-Fanprojekte spielen eine wichtige Rolle
In diesem Zusammenhang spielen die 70 sozialpädagogisch begleiteten Fanprojekte in Deutschland eine wichtige Rolle. Ihnen geht es finanziell nicht gut, wie jüngst die "Sportschau" berichtete. Die Wirkung all dieser Initiativen ist unbestritten: "Die Arbeit der Fanprojekte hat Phänomene wie Rechtsextremismus, Rassismus und Hooliganismus in deutschen Stadien erheblich eingedämmt", wird Michael Gabriel als Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte in dem Bericht zitiert.
Ein sinnvoller Weg zeichnet sich also ab: Wenn der Deutsche Fußballbund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga GmbH (DFL) – und damit indirekt die 36 Profivereine in der ersten und zweiten Bundesliga – mehr als bisher diese Fanprojekte mit Geld unterstützen, muss rund um die Stadien weniger Polizei aufmarschieren.
Geldsorgen hat der deutsche Profifußball nun wirklich nicht
Sehr geehrter Herr Mäurer, ich stimme Ihrer Stellungnahme nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zu: Die Personalkosten für den Polizeieinsatz im Profifußball "müssen die Bürgerinnen und Bürger mit ihren Steuern bezahlen. Dem gegenüber steht eine milliardenschwere Profiliga, die es sich locker leisten kann, das zu zahlen", haben Sie vor wenigen Tage verlauten lassen.
In der Tat: Der deutsche Profifußball schwimmt im Geld. Der DFL zufolge machten die Vereine der ersten Bundesliga zuletzt den Rekordumsatz von 4,5 Milliarden Euro. In der zweiten Liga waren es 786 Millionen Euro, was der "zweithöchste Wert der Ligahistorie" sei, heißt es im DFL-Wirtschaftsreport für 2024.
Bundesliga: Die Profivereine machen satte Gewinne
Nun ist Umsatz nicht gleich Gewinn. Aber auch da ist vieles Gold, was glänzt: Beim operativen Gewinn vor Abzug der Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) als wichtigste Kennzahl des Erfolgs kamen die 18 Bundesliga-Vereine im Schnitt auf 47,5 Millionen Euro.
Geldsorgen sehen anders aus. Ich behaupte sogar: Mancher Verein zahlt bei Risikospielen die Kosten für den Polizeieinsatz aus der Portokasse. Zumal es solche Begegnungen ja nicht an jedem der 34 Spieltage pro Saison gibt. Den bisweilen befürchteten Schaden für den deutschen Fußball sehe ich wegen des jüngsten Urteils jedenfalls nicht.
Regionalligen: Risikospiele sind selten
Natürlich gilt der Karlsruher Richterspruch auch für die Profivereine in der Dritten Liga und in den Regionalligen. Zugegeben, die Fanbasis von Drittliga-Klubs wie Dynamo Dresden, Energie Cottbus oder Hansa Rostock hat Sprengstoff. Aber auch diese Vereine werden die Kosten für Risikospiele stemmen können.
In den Regionalligen wiederum hat sich das Thema erledigt. In unserer Gegend, sehr geehrter Herr Mäurer, sehe ich allenfalls im Duell zwischen den Würzburger Kickers und dem 1. FC 05 aus der Nachbarstadt Schweinfurt eine Brisanz in dieser Hinsicht.
Das von Ihnen, Herr Mäurer, nach zehn Jahre langem Hickhack mit der DFL erstrittene Urteil lässt freilich noch Fragen offen. Zum Beispiel: Wer wird bei Risiko-Länderspielen zur Kasse gebeten? Die Vereine wohl kaum. Und: Werden die Profiklubs nun dazu übergehen, Bundesliga-Begegnungen künftig seltener als Risikospiele auszuweisen?
Die Möglichkeit dazu hätten sie, denn laut DFB-Statuten obliegt diese Entscheidung in erster Linie den Vereinen. Kein Risikospiel, kein Kostenersatz für das Extraaufgebot der Polizei – so einfach wäre das. Ich hoffe, dass es nicht zu solchen faulen Lösungen kommt.
Bleibt mir noch ein Appell an Sie, Herr Mäurer: Reden Sie jetzt intensiv mit Ihren Kolleginnen und Kollegen der anderen Landesregierungen. Denn es zeichnet sich ab, dass nicht jedes Bundesland dem jüngsten Richterspruch aus Karlsruhe folgt.
Es könnte also bald sein, dass in der einen Bundesligastadt für den Polizeieinsatz der Verein blechen muss, in der anderen nicht. Einen solchen Flickenteppich braucht mein Lieblingssport nun wirklich nicht.
Mit dankbaren und hoffnungsvollen Grüßen,
Jürgen Haug-Peichl, Redakteur
Ich finde das Urteil absolut richtig. Wenn „Fans“ konsequent ausgeschlossen werden ist so ein Einsatz auch nicht mehr nötig. Die sind keine Fußballfans sondern nur auf Krawall aus.
Aber.... ist ihnen ein Weihnachtsmarkt dieser gleichen bekannt?
So wird ein höchstrichterliches Urteil wieder einmal durch die CSU als "unverbindliche Empfehlung" konterkariert.
Wenn sie hingegen den eigenen Interessen dienen werden Urteile des Bundesverfassungsgerichts weidlich gelobt und zitiert....
Diese Unredlichkeit zu Lasten der Bürger, der öffentlichen Hand hier ist grotesk.
Es ist schade, das die Bayer. Staatsregierung gleich blockiert und die "Chance" nicht nutzen will, um die Kürzungen von Familien- und Pflegegeld wieder zurückzunehmen.
Man kann nur hoffen, das besagter Flickenteppich doch entsteht und DFB und DFL dadurch gezwungen werden eine Lösung für alle Profivereine zu finden unter dem Aspekt der Gleichberechtigung wie bei der Vermarktung der Profiliga. Und dann muss auch der Gesetzgeber - Bund und/oder Land - aktiv werden.