In den kommenden Jahren soll sich einiges tun in der Äußeren Pleich zwischen Hauptbahnhof und Veitshöchheimer Straße: Gleich drei Großprojekte mit Hunderten von Wohnungen, Hotels und Büroflächen sind derzeit in verschiedenen Stadien der Planung. Grund genug für die Bürgerinitiative (BI) "Ringpark in Gefahr", am Freitag zu einer Begehung des Quartiers einzuladen - rund 40 interessierte Bürger aus der Nachbarschaft und zahlreiche Stadträte waren dabei.
Gegründet wurde die BI seinerzeit aus Protest gegen das auf dem Post-Areal geplante Arcaden-Einkaufszentrum, das durch einen Bürgerentscheid verhindert werden konnte. An gleicher Stelle begann am Freitagnachmittag der Rundgang, denn dort plant die Würzburger Beethoven-Gruppedas "Bismarck-Quartier" mit einem Hotel, 400 Wohnungen, Büroflächen, einem Nahversorger und rund 1600 Pkw-Stellplätzen.
Alle drei Projekte sollen zusammen gedacht werden
Ein paar hundert Meter weiter will ein niederländischer Investor auf dem ehemaligen EON-Gelände ebenfalls ein Hotel und Wohnungen in noch nicht bekannter Zahl errichten. Und dann gibt es da natürlich noch die Frankenhalle, für die drei verschiedene Nutzungskonzepte vorliegen, von denen der Stadtrat sich in Kürze für eins entscheiden muss.
"Wir wollen erreichen, dass alle drei Projekte zusammen gedacht werden. Wir sind nicht grundsätzlich gegen die Vorschläge, möchten aber schauen, wo für uns noch kritische Punkte sind", erläuterte BI-Sprecher Raimund Binder. Zusätzliche Verkehre und Lärmbelastung für den Stadtteil sowie die Beeinträchtigung von Sichtachsen und Frischluftschneisen sind es, die der Bürgerinitiative Sorgen bereiten.
Auf dem Post-Areal sollen laut Manfred Neuner von der BI "ganz massive Riegel entstehen". Dazwischen sind zwar drei 18 Meter breite Alleen mit Baumreihen als Sichtachsen geplant, Neuner befürchtet aber dennoch eine spürbare Verschlechterung des Stadtbilds: Das große Studentenwohnheim an der Grombühlbrücke "ist für uns eigentlich genug", sagte er. Viele Details sind noch nicht geklärt - unter anderem die Frage, wie künftig der Busverkehr zum Zentralen Omnibusbahnhof (ZIB) am Hauptbahnhof abgewickelt wird.
Auch Stadtrat und Denkmalschützer Willi Dürrnagel (CSU) befürchtet Beeinträchtigungen für die Frischluftschneise und eine Zunahme des Verkehrs. Auch er fordert für alle drei Projekte "einen Gesamtplan mit allen Auswirkungen auf das Quartier. Bisher ist alles Stückwerk, das kann man so eigentlich nicht hinnehmen".
Supermarkt soll der Nahversorgung dienen
Die verkehrliche Erschließung des Bismarck-Quartiers soll auf Wunsch der Stadt übrigens von der Nordtangente über die Harfenstraße erfolgen, damit die Äußere Pleich nicht übermäßig durch zusätzlichen Verkehr belastet wird, erläuterte Niko Rotschedl, Geschäftsführender Gesellschafter der Beethoven-Gruppe. Im Vergleich zum abgelehnten Arcaden-Projekt "erzeugt unser Konzept nur ein Drittel des Verkehrs, der für diese Straße geplant war", betonte Rotschedl: "Natürlich wird es mehr als bisher, aber das ist eine deutliche Reduzierung."
Der Supermarkt soll 1300 bis 1400 Quadratmeter Verkaufsfläche haben und ist in erster Linie zur Nahversorgung der Anwohner gedacht. Bei einem Hotel neben dem Bahnhof geht Rotschedl davon aus, dass die Mehrzahl der Gäste auf der Schiene und nicht auf der Straße anreisen wird. Viele Fragen sind noch offen - unter anderem ist der Investor in Gesprächen mit der Bahn, die im Westflügel des Hauptbahnhofs über eigene Einzelhandelsflächen nachdenkt, und mit der Stadt, die Veränderungen am ZOB plant: "Es gibt an dieser Stelle drei Eigentümer, deren Überlegungen man zusammenführen muss", so Rotschedl.
Positive Anmerkungen zur Beethoven-Entwurf
Die Beethoven-Gruppe ist auch einer der drei Bieter für die Frankenhalle - sie will nur die ehemalige Viehauktionshalle selbst erhalten und in eine Markthalle mit Gastronomie und kulturellen Angeboten verwandeln. Von den anwesenden Bürgern kamen positive Anmerkungen für den Beethoven-Entwurf, bei dem - die denkmalrechtliche Erlaubnis vorausgesetzt - durch den Abriss des Kopfgebäudes ein neuer Platz gegenüber dem Kulturspeicher entstehen soll. Hinter der Halle will der Investor 100 bis 120 Wohnungen mit rund 70 Stellplätzen bauen, davon die Hälfte im geförderten Wohnungsbau.
Hat vielleicht was damit zu tun, daß am Freitagnachmittag noch nicht alle frei haben...
Im Übrigen sollte sich Berichterstattung nicht unbedingt an der Anzahl der Teilnehmer festmachen sondern an der Relevanz des Themas. Den Erhalt des Ringparks und eine kritische Beobachtung der Stadtentwicklung finde ich ziemlich wichtig.