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Würzburg/Schweinfurt
Rückgang um 30 Prozent? Wie viel Trinkgeld wird im Restaurant noch gegeben und wer darf es am Ende behalten
Wird in der aktuellen Krise beim Essengehen noch Trinkgeld gezahlt? Ja, sagen Experten. Allerdings in der Stadt mehr als auf dem Land.
Welchen Einfluss hat die Inflation auf das Trinkgeld in der Gastrobranche?
Foto: Fabian Gebert | Welchen Einfluss hat die Inflation auf das Trinkgeld in der Gastrobranche?
Simon Hörnig
 |  aktualisiert: 15.07.2024 10:15 Uhr

Strom, Gas, Benzin, Lebensmittel – derzeit wird scheinbar alles teurer. Auch wer ins Restaurant essen geht, muss seit längerem tiefer in die Tasche greifen. Sparen die Gäste mittlerweile auch am Trinkgeld, das für viele Angestellte eine wichtige Einnahmequelle ist?

Einen Blick auf die aktuelle Entwicklung werfen Claudia Amberger-Berkmann, Bezirksvorsitzende des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, und Frank Jauch von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) in der Region Unterfranken.

Gehen die Menschen generell weniger auswärts Essen?

Zur konkreten Beantwortung dieser Frage möchte Amberger-Berkmann die Rückkehr zum Normalbetrieb nach der Ferienzeit abwarten. Doch schon jetzt zeichne sich ab, dass die Leute anfingen zu sparen und mehr aufs Geld zu achten, so die Gastronomin: "Ich höre öfters von Bekannten, die sagen, dass sie normalerweise regelmäßig essen gehen, das aber unter den aktuellen Umständen einschränken." Eine Reaktion, die die unterfränkische Dehoga-Vorsitzende im Zusammenhang mit Krisen nicht neu ist: "Das kennen wir schon: Gespart wird zuerst beim Essen, Trinken und Reisen."

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Gehen die Trinkgelder in der Gastronomie tatsächlich zurück?

"Ja, das Trinkgeld wird tendenziell weniger. Es wird noch gezahlt, aber den Leuten sitzt das Geld wohl nicht mehr so locker, da kommt auch weniger bei den Kolleginnen und Kollegen an", erklärt Gewerkschaftssekretär Jauch. Eine Tendenz, die Amberger-Berkmann in Rücksprache mit ihren Kolleginnen und Kollegen bestätigen kann. Von einem Rückgang um ungefähr 30 Prozent sei hier die Rede.

Wie hoch das Trinkgeld jedoch letztlich ausfalle, sei von Lokal zu Lokal sehr unterschiedlich, so Jauch. Abhängig sei dies von der Lage des Restaurants sowie einem eher städtischen oder ländlichen Kontext: "In den Städten, so kommt's einem vor, ist noch etwas mehr Trinkgeld drin, als in den ländlicheren Gebieten."

Die Preise steigen, das Trinkgeld nimmt ab?
Foto: Kai Remmers, dpa | Die Preise steigen, das Trinkgeld nimmt ab?

Wer bekommt das Trinkgeld am Ende?

Paragraf 107 der Gewerbeordnung regelt klar, dass sich das Trinkgeld nicht etwa mit dem verpflichtenden Mindestlohn aufrechnen lässt. Vielmehr handelt es sich um einen Geldbetrag, "den ein Dritter ohne rechtliche Verpflichtung dem Arbeitnehmer zusätzlich zu einer dem Arbeitgeber geschuldeten Leistung zahlt". Wenn der Arbeitgeber oder die Arbeitgeberin das Trinkgeld einsammelt und für sich behält, ist dies also gesetzeswidrig. Betriebe, die so etwas praktizieren, sind laut Jauch und Amberger-Berkmann jedoch die Ausnahme.

Auch wenn die Kellnerin oder der Kellner das Trinkgeld entgegennimmt, arbeite man in den meisten unterfränkischen Betrieben mit einem "Tronk"-System oder einer Trinkgeld-Box, so Amberger-Berkmann. Dabei hat man sich innerbetrieblich darauf geeinigt, dass alle Trinkgelder gesammelt und am Ende unter allen beteiligten Servicekräften aufgeteilt werden. "Wir arbeiten im Team und alle – vom Spüler, über den Koch bis zur Putzfrau – sind daran beteiligt, dem Gast ein gutes Erlebnis zu bereiten", fasst die Gastronomin den Fairness-Gedanken hinter dieser Art der Verteilung zusammen.

Diese Option ist auch Jauch am geläufigsten. Bestehe eine solche Regelung nicht, stehe das Trinkgeld laut Schenkungsrecht der Servicekraft zu, die es als Ausdruck der Zufriedenheit mit ihrer Arbeit erhalten hat, so der Gewerkschaftssekretär.

 
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  • H. S.
    Wenn das Trinkgeld schon als Teil der Einnahme betrachtet wird, stimmt grundsätzlich mit der Entlohnung der Mitarbeiter etwas nicht!
    Der Gastronom muss seine Preise so kalkulieren, dass er mit den für seinen Service erzielten Preisen seinen Laden führen kann, seine Mitarbeiter anständig entlohnen kann, und dann noch einen Betrag x an Gewinn macht.
    Einen Teil der Entlohnung der Mitarbeiter an die Gäste on Top auszulagern, finde ich nicht richtig! Der Gastronom legt eine Speisekarte auf den Tisch, in der die Preise für seine Produkte drinstehen. Lese ich die durch, und bestelle so ein Gericht zu dem hier genannten Preis, schließe ich mit dem einen Vertrag.
    Tapetenwechsel...
    Ich besitze ein Haus, und lasse mir von einem Handwerksbetrieb eine neue Heizungsanlage für 30.000 € einbauen. Der Handwerker, der das gemacht hat, war superfreundlich, hat seinen Arbeitsplatz sehr sauber verlassen, usw.
    Gebe ich dem jetzt 100 €, und der nimmt die an, macht er sich strafbar!
    Was stimmt hier nicht?
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  • D. R.
    Ende August in einem Würzburger Lokal: 4 Personen, Getränke, 2Gänge, Rechnung circa 100 Euro. Kellner tat leidlich seinen Job, Getränke teils vergessen, 1 Essen falsch, 1 mit Verzögerung, mehrmals nachgefasst, alles gut - aber Service war nichts zum Vorzeigen. Trinkgeld daher JA-aber knapp 5%. Und was passierte? Kellner verliess den Tisch nicht, war stinksauer und fragte, wie er jetzt die paar Euro auf 8 Leute aufteilen soll, die in Vorbereitung, Zubereitung des Essens und im Service hier am Tisch beteiligt waren. Ich dachte zunächst ..oh...ein Scherz? Nein- denn als ich sagte:" hab nichts passend noch einstecken - nur einen grossen Schein - ich geb beim nächsten mal etwas mehr dafür" ..da wurde der Kellner richtig sauer. Und ich so perplex und wegen des Anlasses, warum wir essen waren , nicht in Diskussionslaune. Ich stockte das TG grosszügig auf - nur um gehen zu können!!! Je mehr ich darüber nachdenke desto unfassbarer finde ich das. Und..nein- ein "nächstes mal": no way!
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  • J. B.
    Alles in einen Topf und dann aufteilen ist natürlich gut für die Angestellten hinter den Kulissen, wenn sie es denn bekommen.
    Auf der anderen Seite aber schlecht weil dann der Kellner "Miesepeter " auch belohnt wird.
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  • H. M.
    Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich sehr gute Trinkgelder geben kann. Das ist aber bei Weitem nicht bei jedem Menschen so. Viele müssen jeden Cent dreimal umdrehen, bevor sie ihn ausgeben. Wenn solche Leute wenig oder gar kein Trinkgeld geben, habe ich volles Verständnis. Es gibt aber auch Geizhälse. So hat ein Bekannter von mir Netto ungefähr das Dreifache an Geld zur Verfügung wie ich. Der lässt bei einem Rechnungsbetrag von z.B. 18,70 € schon mal gönnerhaft "großzügig" auf 19,00 € aufrunden und gibt damit sagenhafte 30 Cent Trinkgeld. Ich gehe mit dem nicht mehr weg. So erspare ich mir das Fremdschämen. Ich bin der Meinung, dass Leute, die wirklich nicht am Hungertuch nagen, ein gutes Trinkgeld geben sollten. Aber wie sagt ein alter Spruch: Von den Reichen kannst du das Sparen lernen.
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  • H. S.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • K. F.
    mich wundert es nicht, dass das Trinkgeld stark zurück geht! Wenn man die Preise alleine von
    einem halben Liter Bier betrachtet: vor 15 Jahren noch um 2,50 jetzt meistens schon zwischen 3,50 und 4,50 je nach Kneipe, da wird deutlich, dass die Menschen doch nicht mehr so viel in ihrem Geldsäckel haben. Wenn man mit einer 4köpfigen Familie zum Essen geht, hören da mal 100 Euro den Schlag nicht, was vor 15 Jahren vielleicht noch die Hälfte ausmachte. Schleichender Verfall unserer Währung. Mal schaun wann es hier einen großen Kolaps gibt und das Geld wieder gar nichts mehr wert ist, unsere Regierung wirft es ja momentan zum Fenster raus!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    @klafie: Und um wieviel Prozent ist Ihr Verdienst in den letzten 15 Jahren gestiegen?
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  • K. F.
    genau so wie der ihrige - bestimmt! Aber deswegen muss man nicht gleich 10 Euro Trinkgeld geben, die Wirte müssten halt ihre Angestellten besser bezahlen und nicht mit Mindestlohn abspeisen oder auf 450 Euro-Basis einstellen, das ist nämlich bei vielen Angestellten der Fall, oder können Sie das Gegenteil behaupten?
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  • A. G.
    Seien sie froh das wir noch keine amerikanischen Verhältnisse haben denn da richtet sich das Trinkgeld nach der Rechnung . Als ich das letzte mal drüben war waren es 10%.
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  • A. G.
    Ich gebe immer Trinkgeld die höhe richtet sich danach wie freundlich die Servicekraft ist. Hab einer Servicekraft die in einer Pizzeria (im Geschäftsviertel )20 Tische zu bedienen hatte und trotz der Hektik immer noch sehr freundlich war auch schon mal 10 Euro gegeben. Freundlichkeit ist heute sehr oft nicht mehr selbstverständlich . Da ist es egal ob es der Gast oder die Servicekraft ist.
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  • J. G.
    Wenn die Leistung passt, dann sollte man den Servicekräften etwas zukommen lassen. So praktizieren wir das. Dass das Trinkgeld unter allen aufgeteilt wird, finde ich nur fair, da jeder sein Scherflein dazu beiträgt, dass der Gast zufrieden ist. Andererseits denken doch einige, in den Preisen ist das Bedienungsgeld enthalten und müssen daher nichts oder weniger geben. Dass die wirtschaftliche Lage dazu beträgt, ist unumstritten. Hier ist es halt nicht so wie in den USA, wo die Servicekräfte darauf angewiesen sind und man in der Regel 15-20 % von der Rechnungssumme gibt.
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  • K. K.
    Bei den Hungerlöhnen, die in der Gastronomie meist gezahlt werden, schadet es auch in Deutschland nicht 15 - 20 % Trinkgeld zu geben. Wer meint, aufgrund der Lage nun am Trinkgeld sparen zu müssen, sollte besser gleich zuhause bleiben.
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  • H. M.
    Herr Hörnig,
    machen Sie mal eine Recherche beim Personal der Gastronomie und finden heraus wie viele Gastwirte das Trinkgeld selber einstecken.
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