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Würzburg/Schweinfurt
RS-Virus sorgt für volle Kinderkliniken: Was Eltern jetzt wissen müssen
Seit Wochen grassiert das RS-Virus in Unterfranken. Immer mehr Neugeborene und Säuglinge  müssen stationär behandelt werden. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Die Kliniken in Unterfranken sind derzeit voll mit Kindern, die sich mit dem RS-Virus infiziert haben. Die Stationen kämpfen mit Engpässen. 
Foto: Sebastian Gollnow, dpa | Die Kliniken in Unterfranken sind derzeit voll mit Kindern, die sich mit dem RS-Virus infiziert haben. Die Stationen kämpfen mit Engpässen. 
Claudia Kneifel
 |  aktualisiert: 09.02.2024 13:14 Uhr

Schnupfen, Husten, hohes Fieber: Viele Neugeborene und Säuglinge machen derzeit eine akute Atemwegsinfektion durch. "Was für Erwachsene das Coronavirus, ist für Kinder aktuell das RS-Virus", sagt Prof. Christina Kohlhauser-Vollmuth, Chefärztin der Missio Kinderklinik in Würzburg. Das Respiratorische Syncytial-Virus, kurz RS-Virus, kann zu schwerer Atemnot führen und ist vor allem für Säuglinge gefährlich. "Wir überlegen jeden Tag aufs Neue, welche Patienten wir entlassen, damit wir wieder neue Patienten aufnehmen können", so die Kinderärztin.

Ähnlich sieht es an der Kinderklinik des Leopoldina Krankenhauses in Schweinfurt aus. Jeden Tag stellen sich hier neue Patientinnen und Patienten vor, die am RS-Virus erkrankt sind – und zwar viel mehr als in den Vorjahren, sagt Chefarzt Dr. Johannes Herrmann: "Das Virus kommt immer in Wellen und in diesem Jahr haben wir es mit einer sehr starken Welle zu tun."

Auch in der Uni-Kinderklinik in Würzburg sei die Lage angespannt, sagt Prof. Johannes Liese, Leiter des Bereichs Kinder-Infektiologie und Immunologie. Die RS-Virus-Welle komme sonst erst in den Wintermonaten. "Dieses Jahr hat sie schon im September begonnen. Seit Anfang Oktober beobachten wir eine deutliche Zunahme der Fälle", sagt Liese. Dass das Virus so geballt auftrete, habe auch mit der Corona-Pandemie zu tun. "Dadurch, dass die Kinder im letzten Jahr durch den Lockdown vermehrt zu Hause waren, haben sie keine Abwehr aufgebaut."

Welche Symptome haben die Kinder?

Symptome und saisonales Auftreten ähneln einem grippalen Infekt: Schnupfen, Husten, Halsschmerzen und Fieber. Bei schweren Verläufen komme es oft zu einer Bronchitis, Bronchiolitis oder gar einer Lungenentzündung. "Je jünger das Kind, desto schwerer die Erkrankung", sagt Kohlhauser-Vollmuth. Für Säuglinge unter einem Jahr sei das Virus besonders gefährlich. 

Wann muss ein Kind ins Krankenhaus?

"Wenn ein Kind erkältet ist und Fieber hat, aber der Allgemeinzustand noch gut ist, dann müssen sich Eltern zunächst keine Sorgen machen", sagt die Chefärztin der Missio Kinderklinik. Dann helfen Ruhe, möglichst wenig Anstrengung und viel Trinken. "Wenn ein Kind aber hohes Fieber hat, nicht ausreichend trinkt, Atemnot oder einen quälend keuchenden Husten hat, sollte es einer Ärztin oder einem Arzt vorgestellt werden", sagt Liese von der Uni-Kinderklinik.

Wie werden die Kinder behandelt?

Die meisten könnten auf der normalen Kinderstation behandelt werden. Sie werden mit Inhalationen, speziellen Medikamenten und Sauerstoff behandelt. Einige wenige der kleinen Patienten müssten allerdings auf die Intensivstation, vor allem Früh- und Neugeborene oder Kinder mit Grunderkrankungen wie einem Herzfehler, so Dr. Herrmann. "Diese Kinder brauchen zusätzlich noch Atemunterstützung, in Einzelfällen müssen sie künstlich beatmet werden", so der Chefarzt. Sie müssten manchmal mehrere Wochen in der Klinik bleiben.

Wie stecken sich die Kleinen an?

Gerade Neugeborene stecken sich häufig bei erkrankten Geschwisterkindern an, so Kohlhauser-Vollmuth. Daher sollten Geschwister, wenn sie erkältet sind, nicht mit dem Neugeborenen knuddeln und auch kein Spielzeug austauschen. "Generell sollten erkältete Kinder regelmäßig Händewaschen und das Baby nicht anhusten."

Was ist für kleine Kinder gefährlicher: Corona oder das RS-Virus?

"Das RS-Virus ist für Kinder unter vier Jahren eindeutig gefährlicher als das Coronavirus", sagt Liese. "Wir sehen bei uns an der Kinderklinik kaum Covid-19-Erkrankungen bei Kindern. Es gibt Corona-Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, aber diese erkranken überwiegend leicht und müssen nicht ins Krankenhaus aufgenommen werden."

RS-Virus

Das RS-Virus ist laut Robert Koch-Institut ein weltweit verbreiteter Erreger von akuten Erkrankungen der Atemwege. Anstecken können sich Menschen jeden Alters. Bei Säuglingen, insbesondere Frühgeborenen, ist es einer der bedeutendsten Erreger von Atemwegsinfektionen: Bis zum Ende des zweiten Lebensjahres haben nahezu alle Kinder mindestens eine Infektion mit dem RS-Virus durchgemacht. Sie kommen gehäuft zwischen November und April vor. Das Virus wird vor allem über Tröpfchen oder verunreinigte Gegenstände übertragen. Zwischen Infektion  und ersten Symptomen liegen meist zwei bis acht Tage.
Quelle: RKI
 
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