In Bayern waren von März bis Juli 2020 offenbar sechs Mal mehr Kinder mit dem Coronavirus infiziert als von den Gesundheitsämtern registriert. Dies berichten Wissenschaftler des Münchner Helmholtz-Zentrums, die 15 000 Kinder im Freistaat auf Antikörper getestet hatten. Sind geöffnete Kitas und Schulen also doch ein Treiber in der Corona-Pandemie?
Professor Johannes Liese, Leiter für pädiatrische Infektiologie und Immunologie an der Uni-Kinderklinik Würzburg, widerspricht und erklärt die Ergebnisse seiner Kollegen. Liese leitet gemeinsam mit Mikrobiologe Professor Oliver Kurzai die große KiTa-CoV-Studie, bei der 600 Würzburger Kita-Kinder regelmäßig auf das Coronavirus getestet werden. Macht den Forschern jetzt der Lockdown einen Strich durch die Rechnung?
Johannes Liese: Beides: Es haben sich mehr Kinder als bislang angenommen infiziert. Doch in absoluten Zahlen sind es immer noch wenige. Bei der Studie des Münchner Helmholtz-Zentrums wurden 15 000 Kinder zwischen einem und 18 Jahren auf Antikörper im Blut untersucht. Die Forscher wollten im Nachhinein herausfinden, wie viele dieser Infektionen tatsächlich gemeldet worden waren. Das Ergebnis: Von Januar bis März hat man bei 0,08 Prozent der Kinder Antikörper nachgewiesen. Im Juni, zur Höchstphase der Pandemie, lag die Nachweisrate bei 1,13 Prozent. Die Zahl der an Covid-19 erkrankten Kinder, die über die Gesundheitsämter erfasst wurden, war sechs Mal geringer: Sie lag bei 0,156 pro 100 Kinder. Mit den Antikörper-Tests konnte man also sechs Mal mehr Coronavirus Infektionen nachweisen, vermutlich auch, weil viele dieser Kinder keine oder nur minimale Krankheitszeichen aufwiesen. Insgesamt war aber auch in dieser Studie nur eines von 100 Kindern betroffen.
Liese: Nein, das ist zu pauschal. Das gilt nur für Kinder zwischen der Geburt und neun Jahren. Ab einem Alter von zehn Jahren sind die Ansteckungshäufigkeit und die Ansteckungsverbreitung zunehmend so wie bei Erwachsenen. Mit dem Unterschied: Sie erkranken in der Regel nicht so schwer wie ältere Menschen.
Liese: Wir wissen heute aus verschiedenen Studien, dass die Virusmenge auf der Schleimhaut bei infizierten Kindern genauso hoch ist wie bei Erwachsenen. Das heißt aber nicht notwendigerweise, dass sie das Virus auch weitergeben. Jemand, der zum Beispiel keine Symptome hat und nicht hustet, setzt weniger Aerosole und damit Viren frei als jemand, der hustet und durch einen ganz anderen Atemstoß die Viren in der Luft verteilt. Kinder haben häufiger keine bis leichte Symptome.
Liese: Vier. Da wir bei allen Patienten ein vorsorgliches Screening machen, haben wir die Infektionen entdeckt. Die meisten dieser Kinder hatten keinerlei Symptome und kamen wegen anderer Krankheiten in die Klinik.
Liese: Wir hatten einen Jungen mit einer Krankheit, bei der es zu einer starken Entzündungsreaktion einzelner Organe - also Darm, Herz, Haut - kommt. Das Ganze ist bekannt als "multisystemisches Inflammationssyndrom". Da wir Antikörper in seinem Blut fanden, konnten wir das als Spätfolge einer zuvor abgeklungenen Coronavirusinfektion identifizieren. Seit Beginn der Pandemie tritt dieses Syndrom gerade bei Kindern um die zehn Jahre weltweit häufiger auf.
Liese: Eigentlich wären wir schon fertig. Doch momentan können wir nur in der Notbetreuung Abstriche entnehmen und nach dem Lockdown mit den regulären Untersuchungen auf Coronaviren bei den Kindern und Betreuern weitermachen. Im März wollen wir - ähnlich wie bei der Studie des Helmholtz-Zentrums - das Blut der Kinder auf Antikörper untersuchen, um herauszufinden, wie viele Infektionen tatsächlich stattgefunden haben.
Liese: Meine persönliche Meinung ist, dass Kitas und Grundschulen öffnen sollten. Mit guten Hygienekonzepten halte ich das für ein sicheres Vorgehen. Auch Grundschüler sind in der Lage, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Bei Jugendlichen sollte man die Ansteckungsrate gering halten durch strikt eingehaltene Hygienepläne, etwa geteilte Klassen, und vor allem durch gute Aufklärung, was den Weg zur Schule oder Freundestreffen nach dem Unterricht anbelangt.
Liese: Nein, aber es sollte sorgfältig überwacht werden. Mutationen kennen wir auch von anderen Erkältungsviren, die dadurch ihre Übertragungsfähigkeit ändern können. Aber auch für mutierte Coronaviren gilt, dass durch Einhaltung von Maßnahmen - Abstand, Hygiene, Maske, Lüften - eine sichere Prävention möglich ist, die zukünftig durch Impfungen noch verbessert werden kann.
Was meinen Sie damit, wenn Sie sagen: unabdingbar ist Hygiene?
Was glauben Sie denn, wieviel Hygienemaßnahmen unter Kindern eingehalten werden? Finger werden in Mund und Nase gesteckt, dann der Freund an der Hand gefasst. Es gibt Umarmungen und Raufereien. Das kann man nicht unterbinden, egal wie sehr man sich bemüht. Ich weiß nicht, was sich manche Leute vorstellen, wie diszipliniert Kinder sind, was die Coronaregeln betrifft.
Oder hab ich da etwas falsch verstanden??
Liebe Mainpost recherchieren Sie doch bitte im Vorfeld und überlegen Sie, ob man wirklich längst überholte Studien hier verbreiten muss. Kein Wunder wenn es niemand verstehen kann, warum Schulschließungen wichtig sind!
Komisch aber, dass die Zahlen mit Schulschließungen sinken, ohne aber nicht. Also mal Google bemühen und neuere Studien suchen liebe Mainpost und nicht noch mit solchen Artikeln die Studien aus den Zeiten des ersten Lockdowns verbreiten...und wer von Hygienekonzepten und Kita und Grundschule spricht hat keine Ahnung, wie es dort aussieht...das sind Kinder!!!!
Die Infektionen sind nach hartem Lockdown gesunken, davon waren nicht nur die Schulen betroffen. Es gibt keinen Anlass, sinkende Zahlen allein auf geschlossene Schulen zurückzuführen.
Kinder bis 9-10 Jahren stecken sich zwar selbst an, aber sie infizieren andere nur sehr beschränkt. Es gibt daher keinen Grund, Kitas und Grundschulen weiter geschlossen zu halten. Soweit die heute bekannten Studien….