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Rottendorf
Rottendorf: Warum die Erschließung des Baugebiets gestoppt wurde
Eine Klage gegen den Bebauungsplan Am Sand West sorgt für Unmut unter den Bauherren. Kommt es zu keiner Einigung, drohen jahrelange Verzögerungen. Was der Grund ist.
Der Streitpunkt: Die großen Streuobstbäume, die ins Baugebiet integriert werden sollen
Foto: Christian Ammon | Der Streitpunkt: Die großen Streuobstbäume, die ins Baugebiet integriert werden sollen
Christian Ammon
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:15 Uhr

Erst war es der Feldhamster. Nun ist es die Größe des Baugebiets, die den Planern einen Strich durch die Rechnung zu machen droht. Ein Grundstückseigentümer hat beim Bayerischen Verwaltungsgerichtshof (VGH) in München eine Normenkontrollklage gegen den seit 2019 gültigen Bebauungsplan Am Sand West eingereicht. Damit droht die Unwirksamkeit des Bebauungsplans. Die Bayerngrund, die das knapp 22 Hektar große Baugebiet erschließen sollte, hat bereits angekündigt, vorerst keine weiteren Schritte einzuleiten.

Der aktuelle Bebauungsplan
Foto: Büro Streng/Maak | Der aktuelle Bebauungsplan

Der Unmut unter den verhinderten Bauherren wächst derweil

Derweil wächst der Unmut unter den verhinderten Bauherren: Das Baugebiet entwickele sich „immer mehr zu einer Art regionalem BER bzw. Stuttgart 21“, schreibt ein Leser und weist auf „die jahrelangen Verzögerungen“ und die damit verbundenen hohen Kosten hin. „War es einfach nur Pech? Oder hat sich die Gemeinde mit dem Riesenbaugebiet übernommen?“ Die Leidtragenden des „Chaos“ seien jedenfalls „die jungen bauwilligen Familien im Dorf“. Im schlimmsten Fall ist ein neuer Bebauungsplan nötig. Damit drohen jahrelange Verzögerungen.

„Ohne Einigung brauchen wir ein Urteil“
Roland Schmitt - Bürgermeister von Rottendorf

Auch in der Gemeindeverwaltung ist zu spüren, dass sich die Verantwortlichen die Situation anders vorgestellt hatten. Noch im Mai war Bürgermeister Roland Schmitt zuversichtlich, dass eine außergerichtliche Einigung mit dem Kläger gelingen könnte. Dies scheint nun jedoch gescheitert. Man habe sich zwar inhaltlich auf Punkte geeinigt. Es fehlt jedoch noch die entscheidende Unterschrift. „Aufgrund der Erfahrungen in den letzten Wochen bezweifelt die Gemeinde, dass ein Vergleich noch zustande kommen kann“, heißt dazu auf der Internetseite der Gemeinde. Der Kläger habe immer wieder neue Forderungen vorgebracht, erklärt der Bürgermeister.

Bis zu drei Jahre benötigt die am Verwaltungsgerichtshof zuständige Kammer

Dennoch will die Gemeinde „alles daran setzen“, das Baugebiet doch noch bald möglichst zu starten. Schmitt hofft darauf, dass es noch im Herbst zu einer mündlichen Verhandlung kommt. „Ohne Einigung brauchen wir ein Urteil“, sagt er. Ohne dieses seien den Planern „die Hände gebunden“. Das kann jedoch dauern: Bis zu drei Jahre benötigt die am Verwaltungsgerichtshof zuständige Kammer.

Die vom Kläger vorgebrachten Argumente teilt die Gemeinde nicht. Sowohl der Artenschutz als auch der Grünordnungsplan, mit dem ein eigenes Fachbüro beauftragt war, sei in Abstimmung mit den zuständigen Behörden am Landratsamt und der Regierung von Unterfranken entwickelt worden, erklärt Schmitt. Auch auf Einwendungen des Klägers wurde mit Beschluss des Gemeinderats reagiert und die Pläne entsprechend angepasst. Strittig sind vor allem die Abstände mehrerer mehrgeschossiger Mietshäuser zu den ins Baugebiet integrierten Streuobstbeständen, die erhalten werden sollen.

Der Bürgermeister sieht eine anhaltend große Nachfrage nach Wohnbauland

Größere Sorgen bereitet der Gemeinde und ihren Anwälten jedoch das Argument, dass das Baugebiet zu groß dimensioniert sei. Hier haben die Gerichte in den letzten Jahren mehrfach eine ungenügende Begründung für den Flächenverbrauch durch ein Baugebiet angemahnt und auch Bebauungspläne aufgehoben. Mit voraussichtlich bis zu 1400 Einwohnern laut Bebauungsplan gehört Am Sand West zu den größten Baugebieten im Landkreis.

Eine Prognose des Landesamts für Statistik geht jedoch davon aus, dass Rottendorf bis 2029 nur um 130 Personen wächst. Bürgermeister Schmitt sieht dennoch „eine anhaltend große Nachfrage nach Wohnbauland“. Der Ort sei aufgrund der großen Anzahl an Arbeitsplätzen, der guten Verkehrsanbindung an Würzburg und seiner Infrastruktur für Wohnungssuchende „eine sehr attraktive Stadtrandgemeinde“.

Blick übers Baugebiet Richtung Würzburg, rechts die Baustelle des neuen Kindergartens
Foto: Christian Ammon | Blick übers Baugebiet Richtung Würzburg, rechts die Baustelle des neuen Kindergartens
Die Abstände zu den Streuobstbeständen sind bereits markiert
Foto: Christian Ammon | Die Abstände zu den Streuobstbeständen sind bereits markiert
 
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  • discopogo
    Immer mehr bauwillige und größtenteils junge Familien werden hier aktiv von einer einzigen Person behindert sich räumlich an die gewachsenen Familienverhältnisse anzupassen. Das Interesse und der Bedarf an Bauland übersteigt das geplante Angebot meines Wissens nach bei Weitem. Dieses Baugebiet wabert jetzt schon über ein Jahrzehnt vor sich her, da werden Illusionen geschürt und Vorstellungen, von denen leider noch sehr viele zerplatzen werden. Etliche Interessenten sind im Verlauf der letzten Jahre weggezogen, da es auch kaum Fluktuation am Kauf-und Mietmarkt gibt. Das ist schade für die Ortsentwicklung und die Bildung nachhaltiger und funktionierender sozialer Strukturen. Zu behaupten, dass es mehr als gerechtfertigt sei, einer Einzelperson ohne offensichtliches eigenes Bauinteresse hier die Möglichkeit einer Bühne zur Selbstdarstellung vor Gericht zu geben halte ich tatsächlich für fatal und falsch. Zumal dieser Bebauungsplan nicht erst im letzten Jahr entwickelt und bekannt wurde.
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  • rasputin32
    "Bis zu 3 Jahren benötigt das Gericht"

    Tesla baut nur mit vorläufigen Genehmigungen.
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  • rasputin32
    Ist schon ein komisches Rechtsverständnis.
    Hier kann ein Grundbesitzer, der sogar noch eine Wertsteigerung bekommt, ein Baugebiet stoppen.

    Beim Stromkabel der Südlink hat ein Grundbesitzer keine Chance, die Verlegung in sein Grundstück zu verhindern und erhält nicht mal eine dauerhafte Nutzungsvergütung.
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  • 7089237
    Wenn es nur Anwohner oder Bürger der Gemeinde wären, die hier allen, die bauen wollen, diese Verzögerung bescheren.
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  • jonas-hauck@freenet.de
    Traurig, dass eine Person das ganze Projekt stoppen kann und diese Person offensichtlich ihre Interessen, die, zumindest nach diesem Bericht und Informationen der Gemeindeverwaltung, die Person nicht einmal direkt persönlich betreffen, über das Gemeinwohl stellt. Das grenzt an puren Egoismus.

    Etliche junge Familien, gerade aus Rottendorf, warten seit Jahren auf dieses Baugebiet, um endlich sich ihren Traum von Familie und Eigenheim erfüllen zu können.

    Fraglich, ob der/die Kläger*in so etwas bedenkt oder nur eigene, nicht nachvollziehbare Interessen verfolgt.

    Es bleibt letztlich nur die Hoffnung, dass diese Person sich in die Situation der Bauwilligen versetzen kann und die Klage zurücknimmt.
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  • annette.schuhmann@web.de
    Welche Gründe rechtfertigen es denn, das Wohl der Bauwilligen -und ich bezweifle, dass es mehrheitlich "junge" Familien sind- über das Wohl der Anwohner, Natur und weitere Bürger der Gemeinde zu stellen? Wenn die Anwohner von den Gerichten Recht bekommen haben oder bekommen, dann hat doch die Gemeindeverwaltung Fehler gemacht und die Interessen von Anwohnern, Natur und weiteren Bürgern der Gemeinde nicht ausreichend berücksichtigt. Es gibt keinen Grund, dass ein oder die Anwohner ihre Klage zurücknehmen sollen. Wenn sie nicht berechtigt ist, dann werden die Gerichte sie ablehnen oder entgegen der Argumente der Anwohner entscheiden. Wenn sie berechtigt ist wäre es vermessen zu fordern, dass die Anwohner auf ihr in unserem Rechtssystem zugestandenes Recht verzichten sollen. Das Bedenklichste für mich ist die Tatsache, dass Gemeindeverwaltungen offensichtlich problemlos Rechte und Bedürfnisse von Anwohnern und Natur ignorieren und einen rechtlich ungültigen Bebauungsplan aufstellen können
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  • jonas-hauck@freenet.de
    @MSchSch
    Wie werden denn die Anwohner oder andere Bürger übermäßig beeinträchtigt? Das ist Verhinderung und sonst nichts.

    Im Rahmen des Bauleitplanverfahrens werden alle Belange abgewogen. Fakt ist doch, dass Rottendorf dringend Bauland benötigt, damit nicht noch weitere Einheimische das Dorf verlassen müssen, weil es seit Jahren keine verfügbaren Bauplätze gibt. Hier hat sich die letzten Jahrzehnte ein enormer Stau gebildet.
    Natürlich wird hier Lebensraum den Tieren und der Natur genommen. Das wurde und wird aber auch dementsprechend ausgeglichen. Ausgleichsmaßnahmen, Hamsterflächen, etc. Immer wenn Bauland zur Verfügung gestellt wird, wird Natur genommen. Auch dort wo Sie MSchSch jetzt wohnen. Aber Menschen brauchen Wohnraum und den gibt es derzeit nicht in Rottendorf. Die Bürger warten seit Jahren auf dieses Baugebiet. Mir ist auch kein großer Widerstand der örtlichen Bevölkerung bekannt. Offensichtlich handelt es sich hier um eine Einzelperson, die alles verhindert. Schade!
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