Sie dürfte einzigartig in Deutschland sein, die Tauber-Trüffel-Besichtigungsplantage von Daniel Rudolf und seiner französischen Lebensgefährtin Cecile Radisson in Röttingen. Seit 2018 kultivieren sie in der Weinlage "Röttinger Feuerstein" Trüffelbäume und haben diese "Truffière" nun um eine Besichtigungsplantage mit Beschilderung erweitert.
Dieses wohl einmalige Projekt erlaubt den Besuchern, Einblicke in die Trüffelkultur zu nehmen mittels Erklärung der kulinarisch wertvollen Trüffelarten - von schwarz bis weiß- sowie ein Aboretum zu den zehn beliebtesten Wirtsbäumen der Trüffelkultur. Die Plantage ist für jedermann zugänglich. Wer eine Veranstaltung plant, muss sich anmelden. Zur Eröffnung mit geladenen Gästen, nur wenige Meter oberhalb der Tauber und der Romantischen Straße, hatte der 44-Jährige zahlreiche renommierte Gäste aus dem Trüffelland Frankreich eingeladen, das den Trüffelanbau weltweit überhaupt erst möglich gemacht hat.
Wilde Trüffel sind in Deutschland geschützt
Trüffelplantage bedeutet die Pflanzung und Pflege mykorrhizierter sogenannter Wirtsbäume. Trüffel darf man in Deutschland nur mit Sondergenehmigung sammeln, denn sie sind streng geschützt. Die Delikatesse wächst aber auch in Plantagen. Unter entsprechenden Bedingungen bilden sich im Laufe der Jahre Fruchtkörper, die Trüffel. Einen Trüffelhund brauchen sich die beiden in Kürze noch nicht zulegen, denn mit der ersten Ernte ihrer fünf Sorten rechnen sie nicht vor 2023, mit der ersten Vollernte gar erst 2026.
Mit der Tauber-Trüffel-Besichtigungsplantage wollen die beiden den Tourismus rund um Röttingen durch eine Kombination mit dem Museumsweinberg, dem Weinmuseum oder einem Festspielbesuch samt Weinprobe und den entsprechenden Trüffeln fördern. Dem Vorurteil "Trüffel sind nur was für Millionäre" widersprach Rudolf energisch, dies könne sich jeder leisten.
Trüffel haben sich weltweit durchgesetzt haben, sogar bis Australien, das zwischenzeitlich ganz massiv auf den Markt drängt. Umsatzspitzenreiter sind Spanien, Italien und Frankreich. Von den Besuchen und Veranstaltungen soll nach Rudolfs Vorstellungen die gesamte Region profitieren. Für sich sehen die beiden Betreiber das Projekt als Hobby.
Für die touristische Attraktion dankte auch Bürgermeister Hermann "Fernando" Gabel. Trüffel seien künftig ein weiterer sehr wichtiger Baustein und eine Besucherattraktion für Röttingen, so der Rathauschef. Landrat Thomas Ebert, der mit seinem Vorgänger Eberhard Nuss angereist war, nannte es in seinem Grußwort eine "sehr kreative Idee". Auch er ist überzeugt, dass mit der Verbindung von Landwirtschaft, Kulinarik und Theater das ganze Taubertal profitieren kann.
Bei der anschließenden Verkostung nach dem Motto "Trüffel & Wein" auf dem vom Weinberg zum Trüffelberg umgewandelten steilen Gelände mit Panoramaplattform stellten Röttinger Winzer fünf Weine von den örtlichen Taubertalhängen vor. Darunter auch Rudolfs Nachbar, ein Biowinzer. Daniel Rudolf servierte die dazu passenden Trüffelhäppchen mit Weißer Frühlingstrüffel, Wintertrüffel, Knoblauchtrüffel, Burgundertrüffel oder Perigord Trüffel, die edelsten schwarzen Trüffel.
Daniel Rudolf und Cecile Radisson bauen alle fünf in Europa kultivierbaren Trüffelarten an, was bislang einzigartig sein dürfte. Sehr stolz zeigte sich der selbständige Touristikmanager, dass unter seine Gästen mit Gerard Chevalier, dem Vater der Trüffelkultur, und dem Präsidenten der Elsässischen Trüffelvereinigung Bernard Vonflie die Crème de la Crème der Trüffelszene der Einladung gefolgt waren. Gerard Chevalier, der in den 70er Jahren die Trüffelkultur erfunden hatte, hob die Bedeutung der richtigen Trüffelbaumimpfung hervor.
Alles mache sehr viel Arbeit, vor allem die Anlagenpflege. Dem Elsässer Präsidenten fiel sofort der Boden auf: "Dieser kalkhaltige Boden ist sehr gut". Josef Valentin Herrmann, der ehemalige Leiter des Fachzentrums Analytik an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) und Agrarbiologe, der zu Beginn der Röttinger Planungen beratend zur Seite stand, ergänzt: "Ich bin begeistert von dem Konzept".