Es gibt in Deutschland zwei Städte, die sich dem "Jahrtausendphysiker" Wilhelm Conrad Röntgen aufs Engste verbunden fühlen. Einmal seine Geburtsstadt Lennep, heute ein Ortsteil von Remscheid, und Würzburg, wo der Wissenschaftler am 8. November 1895 die nach ihm benannten Strahlen entdeckte. Beide dürfen in diesem Jahr feiern: Lennep feiert den 175. Geburtstag seines großen Sohnes, und Würzburg den 125. Jahrestag der Entdeckung der Röntgenstrahlen im Gebäude des Physikalischen Instituts der Würzburger Universität.
In Würzburg wird der große Naturwissenschaftler fast ein ganzes Jahr lang gefeiert, in vorderster Reihe von der Universität und der Stadt Würzburg gemeinsam mit vielen Projektpartnern wie dem Röntgen-Kuratorium sowie der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Letzterer gehört seit 1978 das Gebäude am heutigen Röntgenring 8, in dem Röntgen in seinem Forschungslabor seine bahnbrechende Entdeckung machte. Das Labor wird seit 1985 vom Röntgen-Kuratorium als Gedächtnisstätte betrieben.
Neuer Ausstellungsraum am Röntgenring
Der Vorsitzende des Kuratoriums, der Radiologe Prof. Dietbert Hahn, konnte beim Pressegespräch zum Auftakt des Röntgen-Jahres 2020 gleich erfreuliche Neuigkeiten verkünden. Nach Anpassungen und Modernisierungen zum 100. und 120. Jahrestag der Entdeckung der Röntgenstrahlen wird die Gedächtnisstätte nun um einen zusätzlichen Ausstellungsraum erweitert. Dort werden, so Hahn, eine Mediensäule mit Filmen, eine alte Röntgen-Einrichtung, eine Experimental- sowie eine Hörstation untergebracht. Außerdem wird es "eine Vitrine mit Überraschungen" sowie einen Museumsshop geben. Der neue Raum soll ab 6. April eingerichtet und für Besucher zugänglich sein. 40 000 Euro muss das Röntgen-Kuratorium für die Museumserweiterung bezahlen, weshalb sie auf Spenden aus der Bevölkerung hofft (Spendenkonto: Commerzbank Würzburg, Konto-Nr. 6 90 80 81,
IBAN: DE23 7904 0047 0690 8081 00, BIC: COBADEFF790).
Für Universitätspräsident Alfred Forchel, wie Röntgen ein Physiker, ist die Entdeckung der X-Strahlen vor 125 Jahren, "ein herausragendes Ereignis" gewesen, das noch heute einen "Milliardenmarkt" zur Folge habe. "Das geht alles auf die Sternstunde in Würzburg zurück", so Forchel beim Pressegespräch, das im historischen Röntgen-Hörsaal stattfand. Röntgen, so Forchel, habe schon vor seiner bahnbrechenden Entdeckung mit zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten "wesentliche Feststellungen in der Experimentalphysik" gemacht: "Auch ohne die Entdeckung der Strahlen war er ein herausragender Physiker".
Röntgen für alle
In diesem Jubiläumsjahr wolle man seine Entdeckung auch einer breiten Öffentlichkeit nahe bringen, sagte der Uni-Präsident. Im Stadtbild werde dies durch eine Straßenbahn im Röntgen-Design und durch Fahnen sichtbar. Das Jubiläum strahle aber auch über Würzburg hinaus. So veranstaltet die Universität in Tokio in ihrem Museum ab 3. April eine große Röntgen-Ausstellung, zu der 100 000 Besucher erwartet werden. Aber auch in Würzburg ist viel geboten: Am 6. April findet im CCW von 15 bis 19 Uhr ein "Röntgenfoyer" mit zahlreichen Mitmachaktionen statt. Ab 19 Uhr eröffnen Universität und Stadt Würzburg das Röntgenjahr offiziell im CCW. Die Veranstaltung "Röntgens Kosmos" mit Harald Lesch ist bereits ausverkauft.
Vom 21. bis 26. September kommt Röntgen dann zu den Menschen in der Stadt. Bei einem "Wissenschaftsfestival" an verschiedenen Orten in der Innenstadt werden Highlights der Physik in verständlicher und unterhaltsamer Form präsentiert. Zu einer Wissenschafts-Show kommt der Wissenschaftsjournalist und Physiker Ranga Yogeshwar am 21. September in die s.Oliver Arena. Zum Jahrestag der Entdeckung der Röntgenstrahlen wird bei einer Festveranstaltung Physik-Nobelpreisträger Klaus von Klitzing den Festvortrag halten. Klitzing hatte vor seiner Entdeckung des Quanten-Hall-Effekts, für die er den Nobelpreis erhielt, mehrere Jahre an der Würzburger Universität geforscht.
Entdeckung der Menschheit geschenkt
Oberbürgermeister Christian Schuchardt betonte in seiner Würdigung Röntgens noch einen weiteren Aspekt. Der Physiker habe nicht nur wissenschaftlich Maßstäbe gesetzt, sondern auch ein außerordentliches humanwissenschaftlich orientiertes Verhalten gezeigt, indem er seine Entdeckung der Menschheit zur Verfügung stellte. Bekanntlich hat Röntgen darauf verzichtet, die X-Strahlen als Patent anzumelden und damit selbst viel Geld zu verdienen. Obwohl er die Bedeutung der Strahlen für die Medizin schnell erkannt habe, "hat er seine Jahrtausendentdeckung der Menschheit geschenkt", so Schuchardt.
Eine Übersicht über das gesamte Veranstaltungsprogramm gibt es hier: https://www.roentgen2020.de/roentgen-2020/terminbersicht/index.htmlr