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WÜRZBURG
Wo Röntgen die Strahlen entdeckte
Röntgen-Gedächtnis-Stätte: Im November 1895 schrieb im Physikalischen Institut der Würzburger Universität ein Professor Wissenschaftsgeschichte. Ein kleines Museum erinnert an eine große Entdeckung.
Historischer Ort: Im linken Flügel des ehemaligen Physikalischen Instituts der Uni Würzburg entdeckte Wilhelm Conrad Röntgen die nach ihm benannten Strahlen.
Foto: FH Würzburg | Historischer Ort: Im linken Flügel des ehemaligen Physikalischen Instituts der Uni Würzburg entdeckte Wilhelm Conrad Röntgen die nach ihm benannten Strahlen.
Von unserem Redaktionsmitglied Karl-Georg Rötter
 |  aktualisiert: 10.05.2023 11:05 Uhr

Wenn man das grün angestrichene spätklassizistische Gebäude am Würzburger Röntgenring 8 nicht kennt, würde man es wahrscheinlich glatt übersehen und nie auf die Idee kommen, dass hier eine Entdeckung gemacht wurde, die die Welt grundlegend veränderte. Es war am Abend des 8. November 1895, als Wilhelm Conrad Röntgen, damals Physik-Professor an der Würzburger Universität, hier die X-Strahlen, die später nach ihm benannt wurden, zum ersten Mal beobachtete.

Damals lag das Physikalische Institut der Würzburger Universität noch am Pleicherring, der erst 1909 den Namen Röntgens erhielt. Vorher war das „Physikalische Kabinett“ in der Alten Universität in der Domerschulstraße beheimatet, wo Röntgen bereits von 1870 bis 1872 als Assistent des Physikers Professor August Kundt tätig war.

Als 1867 die Festungseigenschaft Würzburgs aufgehoben und die Mauern und Bastionen abgerissen wurden, bot dies der in der Innenstadt boomenden Universität die Chance zur Erweiterung am Stadtrand entlang des Ringparks. Die maßgeblichen Impulse, hier auch ein neues physikalisches Institut zu errichten, kamen von Friedrich Kohlrausch, der seit 1875 Inhaber des Physiklehrstuhls an der Uni war.

Das Gebäude war ursprünglich eher klein gehalten. Man hatte aber Erweiterungsmöglichkeiten eingeplant – man kann ja nie wissen. Tatsächlich ließ Röntgen, nachdem er 1879 einen Ruf als ordentlicher Professor für Physik und Leiter des Physikalischen Instituts an der Würzburger Universität angenommen hatte, das bestehende Laboratorium und den bis heute erhaltenen Hörsaal durch Umbauten erweitern.

Im Untergeschoss befanden sich Keller und Hausmeisterwohnung, im Parterre wurden Praktikumsräume, Werkstatt und Maschinenräume eingerichtet. Die Vorlesungsräume und Laboratorien waren im Hauptgeschoss untergebracht und für den amtierenden Institutsvorstand wurde im Dachgeschoss eine großzügige Dienstwohnung eingerichtet.



Einziges Manko des Institutsgebäudes war seine Nähe zur Straße, was Präzisionsmessungen erschwerte. Dies ermöglichte jedoch eine sorgfältige Fundamentierung im rückwärtigen Gebäudeteil.

Das Physikalische Institut am Pleicherring und damit auch der historische Laborraum Röntgens blieb von den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs weitgehend verschont, sodass das Gebäude als wissenschaftsgeschichtliches Denkmal erhalten blieb. 1962 wurde der Bau noch einmal vergrößert, doch Ende der 1970er Jahre begann die Universität sukzessive damit, auf ihr neues Areal am Hubland umzuziehen. Auch die Physik wurde dorthin verlagert. Am 22. Februar 1977 übernahm schließlich die Fachhochschule Würzburg das geschichtsträchtige Haus am Röntgenring.

1905, zehn Jahre nach Röntgens bahnbrechender Entdeckung, wurde an seiner ehemaligen Arbeitsstätte (Röntgen folgte 1900 einem Ruf nach München) eine Gedenktafel angebracht. Sie trägt die Inschrift: „In diesem Hause entdeckte W. C. Röntgen im Jahre 1895 die nach ihm benannten Strahlen.“

Die Originaltafel hängt heute in der in den 1980er Jahren eingerichteten Röntgen-Gedächtnis-Stätte in dem Gebäude, in dem ansonsten die FH-Fakultäten für Kunststofftechnik und Vermessung, Architektur und Bauingenieurwesen untergebracht sind.

In dem Institutsgebäude wurde 1985 Röntgens Laboratorium mit seiner Versuchsapparatur und weiteren physikalischen Geräten der damaligen Zeit als Gedenkstätte zugänglich gemacht. In zwei weiteren Räumen geben Gegenstände aus Röntgens persönlichem Besitz und Dokumente Einblick in das Leben des Wissenschaftlers. Videofilm, Computeranimation und Computerterminal bringen dem Besucher die sensationelle Entdeckung näher.

Die eher kleine, versteckt liegende Gedächtnis-Stätte hat mehr symbolischen Charakter. Ein richtiges Röntgen-Museum, das eine der wichtigsten Entdeckungen der Neuzeit und deren Auswirkungen an ihrem Entstehungsort ausführlich dokumentiert, kam in Würzburg nie zustande. Das geschah dafür bereits im Jahr 1932 in Remscheid, zu dem Röntgens Geburtsort Lennep gehört. Das dortige Deutsche Röntgen Museum wird gerade zum dritten Mal erweitert.

Röntgen-Gedächtnis-Stätte

Die Röntgen-Gedächtnis-Stätte ist zwischen dem Hauptbahnhof und dem Congress-Centrum gelegen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 8 bis 20 Uhr, Samstag von 8 bis 18 Uhr. (Weitere Einzelheiten.)

Wo Röntgen die Strahlen entdeckte
Röntgens Arbeitstisch.
| Röntgens Arbeitstisch.
Büste des Strahlen-Entdeckers.
| Büste des Strahlen-Entdeckers.
 
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