
Rund 50 Millionen Euro investiert die Kneipp GmbH derzeit in ihren zentralen Produktionsstandort in Ochsenfurt. Nach zwei Jahren Bauzeit im Gewerbegebiet Hohestadt wurde jetzt Richtfest gefeiert. "Unser Bauprojekt ist ein Zeichen des Mutes und des Vertrauens in unser Unternehmen, in unsere Heimatregion und deren wirtschaftliches Potenzial und in die Menschen hier", sagte Alexander C. Schmidt, Geschäftsführer des international bekannten Herstellers von pflanzlichen Arzneimittel und Pflegeprodukten.
1891 wurde die Firma vom Würzburger Apotheker Leonhard Oberhäußer gegründet, der zunächst Rezepturen seines Freundes, des Bad Wörrishofener "Kräuterpfarrer" Sebastian Kneipp, übernahm. 1999 verlagerten die Kneipp-Werke, damals noch in Familienhand, den Großteil ihrer Produktion in ein neues Werk in Ochsenfurt. Zwei Jahre später stieg die Heidenheimer Paul Hartmann AG bei Kneipp ein und übernahm 2008 sämtliche Anteile. Inzwischen beschäftigt das Unternehmen rund 700 Mitarbeitende, davon 400 am Standort Hohestadt. Vertrieben werden die Produkte inzwischen in vielen Ländern Europas, Asiens und Nordamerikas. In Europa zählt Kneipp zu den führenden Anbietern von Badeprodukten.
Die Produktionsfläche verdoppelt sich auf 10.000 Quadratmeter
Mit dem Erweiterungsbau verdoppelt Kneipp die Produktionsfläche in Hohestadt auf künftig rund 10.000 Quadratmeter. Die Investitionssumme beinhaltet dabei neben den Bauleistungen auch die Modernisierung und Erweiterung der Produktionsanlagen. "Damit schaffen wir wortwörtlich jede Menge zusätzlichen Raum für Innovationen und Produktlinien, für Wachstum und weitere Internationalisierung", so Geschäftsführer Schmidt.
2026 soll der Neubau in Betrieb gehen und dann nahezu die gesamte Produktion für den Weltmarkt unter einem Dach vereinen. Eine kleinere Betriebsstätte, die Kneipp bislang noch in Heidingsfeld betreibt, soll dann geschlossen und in den Standort Hohestadt integriert werden. "Dass in solch turbulenten Zeiten Unternehmen ihre Investitionen auf den Prüfstand stellen, ist nur verständlich", meint Geschäftsführer Alexander Schmidt. Gleichzeitig sei er davon überzeugt, dass nur solche Unternehmen gestärkt aus einer Krise hervorgehen können, die konsequent in die Zukunft investieren.

Für die Planung zeichnet das Berliner Büro Rustler Schriever verantwortlich, das als Sieger aus einem Architektenwettbewerb hervorgegangen war. Dabei habe Kneipp großen Wert auf die Schonung der Natur und ihrer Ressourcen gelegt, sagt Geschäftsführer Schmidt weiter. So umfasst das Bauvorhaben rund 17.000 Quadratmeter Ausgleichsflächen. Regenwasser soll vollständig vor Ort versickern können. Bereits seit 2022 sei eine Wärmepumpe in Betrieb, die jährlich rund 38 Tonnen CO₂ vermeidet.
Kneipp will bis 2030 komplett klimaneutral werden
Durch Kompensation sei das Hohestadter Werk bereits heute als klimaneutral nach Scope 1 und 2. Bis 2030 strebe man die vollständige CO₂-Neutralität des Standorts an. "Wir entwickeln und verkaufen Produkte, die auf die Wirkkraft der Natur setzen und deren Herstellung ohne eine intakte Natur schlicht unmöglich wären", so Schmidt weiter. Deshalb sei Naturschutz integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie. Zum Ausdruck kommt die Nähe zur Natur auch in der Gestaltung des Neubaus, dessen Fassade mit Paneelen in verschiedenen Grüntönen gestaltet ist.
Unter den zahlreichen Ehrengästen, die zum Richtfest geladen waren, brachte vor allem Ochsenfurts Bürgermeister Peter Juks seine Freude über die Investitionsentscheidung von Kneipp zum Ausdruck. "Es ist für die Stadt Ochsenfurt ein wunderbarer Tag, herzlichen Dank für ihren Mut", meinte er in seinem Grußwort.
Ob durch die Erweiterung des Standorts auch zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden, lasse sich derzeit noch nicht sagen, teilt eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage mit. Als Tochter eines börsennotierten Unternehmens sei man darüber zu Stillschweigen verpflichtet.
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