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Würzburg
Rekordstrecke: Jäger erlegen immer mehr Wildschweine
In der letzten Jagdsaison hatten die Jäger so viel Schwarzwild vor der Büchse wie nie zuvor. Doch trotz Rekordzahl an Abschüssen ist erstmal nur die weitere Ausbreitung eingedämmt.
Rekordstrecke: Jäger erlegen immer mehr Wildschweine
Foto: Lino Mirgeler, dpa
Moritz Baumann
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 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:18 Uhr

Das Wildschwein fühlt sich wohl in den unterfränkischen Wäldern. Besonders der leichte Futterzugang hat dazu geführt, dass die Bestände in den letzten Jahren massiv gewachsen sind. "Die vielen Eichen und Buchen in unseren Wäldern, aber auch Weizen und Mais in der Feldflur sind ideal für das Schwarzwild", erklärt Enno Piening, unterfränkischer Bezirksvorsitzender und Vizepräsident des Bayerischen Jagdverbandes (BJV). Besonders in den Waldgebieten im Spessart, dem Steigerwald und der Rhön vermehren sich die Tiere.

Abschusszahl hat sich um 42 Prozent erhöht

Enno Piening, Vize-Präsident des Bayerischen Jagdverbandes
Foto: Thomas Obermeier | Enno Piening, Vize-Präsident des Bayerischen Jagdverbandes

Der Blick der Öffentlichkeit galt im vergangenen Jahr vor allem der herannahenden Afrikanischen Schweinepest, eine Virusinfektion, an der Wildschweine und auch Hausschweine innerhalb weniger Tag sterben, Menschen jedoch nicht erkranken. Für die Jäger bedeutete das: Je mehr Schwarzwild vor der Büchse, desto besser. Die Zahlen zeigen, dass sich die Anstrengungen ausgezahlt haben. 

Laut dem Deutschen Jagdverband (DJV) wurden in der Jagsaison 2017/2018 bundesweit rund 840 000 Wildschweine erlegt – knapp 42 Prozent mehr als im Vorjahr. Für Unterfranken bedeutet das: rund 27 500 erlegte Wildschweine. "Das ist eine gewaltige Steigerung", stellt BJV-Vize Piening fest.

Schwarzwild-Strecken in den unterfränkischen Landkreisen: 

  • Landkreis Main-Spessart: 5767
  • Landkreis Bad Kissingen: 4805
  • Landkreis Rhön-Grabfeld: 4503
  • Landkreis Miltenberg: 3674
  • Landkreis Aschaffenburg: 3454
  • Landkreis Würzburg: 1699
  • Landkreis Hassberge: 1491
  • Landkreis Schweinfurt: 1188
  • Landkreis Kitzingen: 498
  • Stadt Würzburg: 163
  • Stadt Aschaffenburg: 142
  • Stadt Schweinfurt: 39

DJV-Vizepräsident Wolfgang Bethe macht deutlich: "Die Jäger haben einen erheblichen Teil zur Prävention der Afrikanischen Schweinepest beigetragen." Um ein Tier zu erlegen, müsse ein Jäger durchschnittlich 20 Stunden ehrenamtliche Arbeit investieren. Dass die Politik immer höhere Abschussquoten fordert, ist eine Herausforderung für die Jäger in Deutschland – auch für die rund 7500 in Unterfranken.

Im Februar hat das Bundeskabinett darüber hinaus eine Verordnung erlassen, die vorsieht, dass Wildschweine das ganze Jahr über geschossen werden dürfen. Die bisher übliche Schonzeit zwischen Februar und Juni gilt nun auch in Bayern nicht mehr.

Rekordstrecke: Jäger erlegen immer mehr Wildschweine

Dahinter stand die Sorge, die Afrikanische Schweinepest könne sich über Polen, Tschechien und Rumänien auch in Deutschland ausbreiten. Durch das Aussetzen der Schonzeit und den Abschuss möglichst vieler Wildschweine sollte das verhindert werden. Enno Piening aber bezweifelt, dass man die Wildschwein-Population allein durchs Jagen wirklich reduzieren könne – auch weil sich das Schwarzwild schnell reproduziere. Die Rekordjagd 2017/18 habe lediglich eine weitere Ausbreitung des Schwarzwilds verhindert. 

Schweinepest verbreitet sich über Lebensmittel

Er betont, dass sich die Seuche nicht über das Schwarzwild, sondern durch Lebensmittel wie Salami und Schinken verbreite – auch weil ein Wildschwe nach einer Infektion schon innerhalb von  48 Stunde sterbe. Der DJV plädiert deshalb für mehr Biosicherheit an Bahnhöfen, Parkplätzen und Grenzübergängen. Dazu gehörten verschließbare Abfallbehälter an Rastplätzen, wildschweinsichere Zäunungen und  die Aufklärung von Reisenden.

Für die laufende Jagdsaison 2018/19 erwartet der DJV einen Rückgang der Abschusszahlen. "Vielerorts hat der Wildschwein-Nachwuchs die starken und ungewöhnlich späten Frostperioden im März diesen Jahres nicht überlebt", erklärt Piening. "Auch der extrem trockene Sommer hat Auswirkungen, denn Wildschweine brauchen Feuchtigkeit."

Was tun, wenn Sie im Wald einem Wildschwein begegnen?
Im Regelfall meidet Schwarzwild den Menschen. Begegnet man jedoch einer Wildschwein-Bache mit ihren Frischlingen, kann es gefährlich werden – besonders wenn die Fluchtdistanz des Tieres weniger als fünf Meter ist. Um das Tier nicht in die Enge zu treiben, wird empfohlen, mit langsamen Schritten auf Distanz zu gehen.
Häufig warnt einen die Nase vor einer solchen Begegnung: Neben Kraterspuren im Waldboden hinterlassen die Tiere auch eine wahrnehmbare "Duftnote". Ein direkter Angriff ist nicht zu unterschätzen. Die Masse des Tieres und seine messerscharfen Eckzähne können zu gravierenden Verletzungen führen. 
Bei einem Wildunfall mit dem Auto muss – damit die Versicherung zahlt – die Polizei informiert werden. Um die Entsorgung des Kadavers kümmert sich dann meist der zuständige Jagdpächter als Revierantwortlicher. (ori)
 
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  • saufhauerl
    Es gibt sooo viele Jäger... und es gibt sooo viel Schwarzwild und Rotwild und Rehwild in unseren Wäldern... irgendwie will mir das nicht in den Kopf. Sind unsere Jäger Versager?
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  • Doedi.wue
    Leider gibt es innerhalb der Bauernschaft und bei den Jagdgegnern eine große Anzahl von Schwätzern! Daß das Rotwild durch Schälung am „Untergang“ der Fichte schuld sein soll (der Borkenkäfer wird nicht erwähnt) bestätigt nur meine Meinung. Leider hat sich auch bei der Bauernschaft von heute manifestiert,daß das, für das die EU nicht mehr aufkommt der Jagdpächter zur Kasse gebeten wird. Noch nie war die Zusammenarbeit zwischen Jägern und Bauern so schlecht wie heute. Diejenigen,die seitens der Presse ehrliche und kritische Berichte fordern,sollten nicht nur vom heimischen warmen Sofa aus die Arbeit der Jäger kritisieren,auch wenn das Einzige was sie als naturverbunden ausweist ihre Kniebundhose und ihr bunt kariertes Hemd ist.
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  • waldtom1
    Hallo Arcus
    Erkläre mir mal, wie man verbindliche Abschußzahlen bei einer Wildart wie dem Schwarzwild einhalten soll. Die Sauen legen in einer Nacht locker 20-40 km zurück uns sind von allen Schalenwildarten das am wenigsten standorttreueste Wild.
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  • agentmulder
    Wie fast immer stellen sich die Damen und Herren Grünröcke als Retter der Natur dar. Bin gespannt ob es die MP sich traut einmal einen ehrlichen- sauber und gut recherchierten und vor allem Kritischen Bericht bringt was die wahre Motivation der Mehrheit "der" Jägerinnen und Jäger ist.
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  • Arcus
    Es muss verbindliche Abschusszahlen geben. Die Bauern werden den übertriebenen Maisanbau erst dann reduzieren,wenn die Schweinepest wirklich ausgebrochen ist.
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  • mo94
    Herr Piening,
    sollen wir uns etwa dafür entschuldigen, dass wir auf unseren Feldern Weizen und Mais anbauen? Oder dafür, dass in unseren Wäldern dank Klimawandel wieder zunehmend Eichen und Buchen stehen?
    Bis vor 10 Jahren hatten wir noch Fichten, die wurden vom Rotwild zu 100% geschält. Hatte wir da was falsch gemacht? Sie und Ihre Kollegen müssen eben mehr auf "Wald vor Wild" wert legen anstatt sich Trophäen zu züchten!!!
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