Noch ist die Afrikanische Schweinepest nicht nach Deutschland vorgedrungen; noch beschränkt sich die Tierseuche auf Osteuropa. Nichtsdestotrotz fühlen sich Unterfrankens Schweinezüchter durch die Afrikanische Schweinepest in hohem Maß bedroht. „Ich fürchte, die Seuche wird man nicht mehr stoppen können“, mutmaßt Martin Fries, Fachberater für Schweinehaltung beim Amt für Landwirtschaft in Würzburg. Fries bezieht sich bei dieser Einschätzung unter anderem auf Karten des Jenaer Friedrich-Loeffler-Instituts, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. Diese Karten zeigen, dass die Schweinepest Anfang 2017 im Baltikum und in Polen auftauchte, im Frühsommer 2017 in die Ukraine und nach Tschechien weiterwanderte und seit Spätsommer auch in Rumänien vorkommt. Allein in der vergangenen Januarwoche sind aus diesen osteuropäischen Ländern fast 500 Fälle neu infizierter Wildschweine gemeldet worden und neun Fälle infizierter Hausschweine. Übertragen wird die Viruskrankheit durch den direkten Kontakt mit infizierten Tieren; sie kann aber auch indirekt durch kontaminierte Fahrzeuge, Maschinen oder sogar durch Speiseabfälle weitergegeben werden.
Karlstädter Landwirt: „Ich kaufe auch Ferkel von außen“
„Da braucht nur ein einziger Fall in Deutschland aufzutauchen – dann geht das den Landwirten schon an die Existenz““, sagt Fries. 1424 Schweinemastbetreiber und rund 300 Ferkelerzeuger gibt es Fries zufolge in Unterfranken. Glaubt man dem Fachmann aus dem Amt für Landwirtschaft, machen sich alle diese Fleischerzeuger Sorgen. Landwirt Gerhard Endres aus Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) bestätigt das. „Die Angst bei mir und sicher auch bei den Kollegen ist so groß – das kann man sich gar nicht vorstellen“, sagt der unterfränkische Schweinehalter. Endres hat in seinem Betrieb rund 1900 Schweine eingestellt, sein Betrieb gehört mit zu den größten in Unterfranken. Seinen konventionellen Großbetrieb beschreibt Endres als festes Gebäude, in dem die Tiere keinerlei „Outdoor-Kontakte“ haben können. Da sollte man doch meinen, dass die Angst vor Ansteckung der Tiere durch ein kontaminiertes Schwein von außen hypothetisch sein müsste. „Das stellt sich der Verbraucher so vor“, seufzt Endres. Aber er kaufe ja auch Ferkel von außen zu – und den Ferkeln könne man zunächst mal nicht ansehen, ob sie den Virus in sich trügen.
Die wirkliche Gefahr, so Endres, erwarte er aber nicht in seinem Stall. Endres zufolge wäre das für ihn aber nicht das Schlimmste, was passieren könnte. „Angenommen, ein Tier aus meinem Bestand würde den Virus aufweisen. Dann würden die Tiere gekeult, dagegen bin ich versichert.“ Träte aber in einem Betrieb im Umland die Krankheit auf, würde eine weitreichende Sperrzone ausgewiesen – ein Umstand, der verhindern würde, dass er seine Schweine weiterverkaufen könnte. „Und dagegen bin ich nicht versichert“.
Angst vor dem Zusammenbruch des Schweinemarktes
Die wirkliche Gefahr, die ihn und andere unterfränkische Schweinehalter umtreibe, sagt Endres, bestehe aber nicht nur darin. „Das, was wir alle fürchten, ist, dass der Preis für Schweinefleisch einbricht und der Markt zusammenbricht, wenn auch nur ein einziges Schwein in Deutschland mit der Krankheit diagnostiziert wird.“ Endres sähe dann Betriebe ums Überleben kämpfen, sähe Existenzen vernichtet. „Die Schäden für die Schweinehalter, aber ebenso für die gesamte Volkswirtschaft wären verheerend“, heißt es im Positionspapier des Bezirksverbands Unterfranken im Bayerischen Bauernverband.
Endres teilt die Einschätzung des Bezirksverbands, dass eine „intensive und konsequente Bejagung von Wildschweinen von zentraler Bedeutung ist. Wildschweine als potenzielle Virusträger, warnt er, blieben ja nicht an einem Ort, sondern wanderten viele Kilometer. Nach der Vorstellung des Deutschen Bauernverbands sollen 70 Prozent der Tiere sterben.
Unterfrankens Jäger brauchen mondhelle Nächte
Unterfrankens Jäger – 6000 gibt es – indes halten die Aufforderung des Deutschen Bauernverbands zur intensiveren Bejagung der Tiere für realitätsfremd. Wie der Ausbildungsleiter des Würzburger Kreisgruppe des Bayerischen Jagdverbands, Michael Hein, dieser Redaktion jüngst sagte, seien die Zeiträume für Wildschweinjagden nicht beliebig ausweitbar. Wildschweinjagden setzten mondhelle Nächte voraus, davon gebe es pro Jahr aber nur rund 30.
Von Stauffenberg findet 50 Euro pro totem Wildschwein fair
Den finanziellen Aufwand der Wildschweinjagd hat aus Sicht der Jäger der unterfränkische FDP-Landtagskandidat Karl Graf von Stauffenberg aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld beleuchtet. In einem Positionspapier kritisiert er die magere Summe, die Jäger vom Staat bekommen sollen, wenn sie ein Wildschwein töten. „Der Revierinhaber soll vom bayerischen Staat 20 Euro pro erlegtem Tier erhalten“, so von Stauffenberg. Dies sei aber nur „vordergründig eine gute Sache“. In der Realität müsse aber ein Jäger bei einer Summe von 20 Euro pro Tier draufzahlen. Der Jäger nämlich müsse für die gesetzlich vorgeschriebene Trichinenschau des toten Tiers 7 Euro bezahlen und außerdem 20 Euro für die Überprüfung des Tiers auf Anzeichen der Schweinepest. Er bekomme also 20 Euro und zahle 27 Euro pro Schwein – und da seien die Kosten für die Jagdpacht noch gar nicht enthalten. Für fair hält der Rhön-Grabfelder Jäger einen Abschussbonus von rund 50 bis 60 Euro pro Tier. Auch sieht von Stauffenberg die Verantwortung, Unterfranken – und den Rest Bayerns – von der Afrikanischen Schweinepest freizuhalten, nicht bei den Jägern.
„Es ist Aufgabe der öffentlichen Hand und der Landwirtschaft, Nutztiere vor Tierseuchen zu bewahren, nicht die der Jäger“, betont er.
Aber abknallen ist schön, da hüpft des Jägers Herz! Endlich so richtig ballern dürfen und töten was auch immer vor die Flinte kommt, gell!
Wenn ich nichts oder nicht genau sehe kann ich nichts schießen.