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OCHSENFURT
Reitstallsanierung: Die Pferde sind ins Stallzelt gezogen
Hartmut Leicht und das Pferd Falangel im Stallzelt.
Foto: Claudia Schuhmann | Hartmut Leicht und das Pferd Falangel im Stallzelt.
Claudia Schuhmann
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:42 Uhr

Falangel scheint zufrieden mit seiner neuen Sommerresidenz: Das weiße Pferd guckt neugierig aus seiner Box im Stallzelt hinter der Reithalle des Ochsenfurter Reit- und Fahrvereins St. Wolfgang. 14 Pferde bewohnen seit etwa einer Woche das große weiße Zelt, weil sich ihre bisherige Behausung in eine Baustelle verwandelt hat. Am 3. April hat die seit Langem geplante Stallsanierung begonnen. Hartmut Leicht, Vorsitzender des Vereins, ist jeden zweiten Tag vor Ort, um auf dem Laufenden zu bleiben.

In den wenigen Tagen seit Baubeginn hat er schon mehr Überraschungen erlebt, als ihm lieb sein können. „Ich dachte, wir könnten für die Bauarbeiten einen vorhandenen Starkstromanschluss nutzen“, erzählt Leicht. Der Anschluss aber existierte nicht mehr, eine Alternative musste gefunden werden. Und ausgerechnet an den Stellen, die für die Betonfundamente der Kutscherstube vorgesehen sind, fanden sich Heizungsleitungen.

Das Dach war völlig marode

Der Reitverein musste sich außerdem mit einer unvorhergesehenen Neuerung in der Organisation arrangieren: Seit Anfang April läuft der Reitbetrieb nicht mehr über die angegliederte Reitschule; der Verein muss ihn nun selbst organisieren, unter anderem auch den nur schwer zu besetzenden Stalldienst an den Wochenende. „Das war nicht einfach, aber wir haben zum Glück eine Lösung gefunden“, sagt Leicht.

Besonders eindrucksvoll aber fand der Vorsitzende den Anblick des Dachs der Kutscherstube, nachdem es geöffnet worden war. „Unten waren Bretter, dann kam Glaswolle und darüber das Dach“, erzählt Leicht einigermaßen fassungslos. „Es gab weder eine Plane noch eine Verschalung. Das ganze Dach hat gelebt.“ Feuchtigkeit war eingedrungen.

Arbeitseinsätze für die Vereinsmitglieder

Doch nicht nur sie. Auch Nagetiere hatten sich Zutritt verschafft und sich munter durch das Dach geknabbert. Beim Abbruch des asbesthaltigen Materials musste alles in Spezialsäcke verpackt werden, so dass es gesondert entsorgt werden kann. Hartmut Leicht ist deshalb mehr als froh, dass die dringend notwendige Generalsanierung nun endlich begonnen hat.

Leider werde seine Freude nicht von allen Vereinsmitgliedern restlos geteilt, sagt er. Denn die Bauarbeiten sind für die Mitglieder mit Aufwand verbunden. Sämtliche Spinde mussten leer geräumt werden, an den Wochenenden finden oft Arbeitseinsätze statt, um durch Eigenleistung die Kosten für den Verein möglichst gering zu halten. Es gebe allerdings auch zahlreiche Mitglieder, die immer fleißig und klaglos mit anpackten, so der Vorsitzende.

Die Bauzeit ist schwer abzuschätzen

Die ersten Maßnahmen sind die Erneuerung der Dächer über den Stallungen sowie der Kutscherstube und die erwähnten Betonfundamente, die dem Gebäude Stabilität verleihen sollen. Außerdem werden Brandwände errichtet. Für diese Arbeiten wurde Hartmut Leicht der dehnbare Zeitrahmen von sechs Wochen bis fünf Monaten genannt. Der Vorsitzende hat den dunklen Verdacht, dass es sogar noch länger dauern könne.

Erst wenn diese Maßnahmen abgeschlossen sind, kann es mit der Sanierung der Innenräume losgehen. In absehbarer Zeit sollen auch der Boden der Reithalle ausgetauscht und ihr Dach saniert sowie der Reitplatz neu gemacht werden. „Wir machen eines nach dem anderen“, sagt Leicht.

Die Pferde waren aufgeregt

Er ist sehr zufrieden mit der Vorgehensweise der Arbeiter auf seiner Baustelle. „Sie geben immer bescheid, wenn es laut wird“, sagt er. Im Umgang mit den Pferden ist das wichtig. Eine Reitstunde in der Halle brauche man gar nicht erst zu beginnen, wenn das Pferd großem Lärm von der Baustelle ausgesetzt und daher nervös sei, sagt der Vorsitzende. Reitstunden fänden deshalb hauptsächlich am Abend und an den Wochenenden statt, wenn die Arbeit auf der Baustelle ohnehin ruhe.

„Das Wohl der Pferde hatte von Anfang an oberste Priorität“, erklärt Leicht. Der Umzug in die Interimsbehausung hatte sie bereits in helle Aufregung versetzt. „Sie sahen auf dem Reitplatz das große Zelt und hatten Angst.“ Inzwischen aber haben sie die neue Unterkunft akzeptiert, zumal auf dem Reitplatz noch genügend Platz für den täglichen Ausgang geblieben ist. Dort gucken jetzt Lumumba und Amadeus dem unternehmungslustigen Ludwig zu, der einen Erdhaufen zu erklettern versucht.

Nicht alle Pferde fanden allerdings im Stallzelt Platz. Vor allem einige Einsteller wurden von ihren Besitzern anderswo untergebracht. Wenn möglich, sollen die Pferde im Winter ihren Stall wieder bewohnen können. Niedrige Temperaturen seien für die Tiere selbst zwar kein Problem, doch könne möglicherweise das Wasser gefrieren, erklärt Leicht. Jetzt aber steht erst einmal die warme Jahreszeit bevor, in der die Arbeiten hoffentlich erledigt werden können.

Das Dach des Reitstalls wird saniert.
Foto: Claudia Schuhmann | Das Dach des Reitstalls wird saniert.
Lumumba, Amadeus und Ludwig (von links) auf dem Reitplatz.
Foto: Claudia Schuhmann | Lumumba, Amadeus und Ludwig (von links) auf dem Reitplatz.
 
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