Hartmut Leicht geht voraus, um die morschen Balken im Stall zu zeigen. Weit kommt er aber nicht. Vor jeder Pferdebox bleibt er stehen, tätschelt die großen Köpfe der vierbeinigen Bewohner, stellt alle Pferde mit ihren Namen und Eigenheiten vor. Den blinden Wotan, den stolzen Marc Aurel. Dem Vorsitzenden liegt sein Verein am Herzen. Deshalb will er vor der großen Aufgabe nicht kapitulieren, denn der Verein steht eigentlich gut da. Wenn nur seine baufälligen Räumlichkeiten nicht wären.
Das Dach wurde notdürftig repariert
Was alles im Argen liegt, das wusste Leicht nicht einmal ansatzweise, als er 2013 den Vorsitz übernahm. Mühselig musste er die Geschichte der Gebäude rekonstruieren, denn jahrelang hatte der Verein still vor sich hingewurstelt. „1977 wurde der Verein gegründet, vom damaligen Chef der Zuckerfabrik“, weiß Leicht. Das Stallgebäude stand da schon, ein Anbau sowie die Reithalle und der Reitplatz wurden angegliedert.
Bis 1986 verlangte der Grundstückseigentümer, die Zuckerfabrik, keine Pacht. 2011 wurden Mängel am Stalldach erkennbar, das der Verein auf eigene Kosten notdürftig reparieren ließ. Denn die beauftragte Zimmerei ließ die Vereinsmitglieder wissen, dass noch viel mehr als nur das Dach renovierungsbedürftig sei. 2013 ging Hartmut Leicht das Thema Renovierung an.
Der Bayerische Landessportverband (BLSV) präsentierte auf Leichts Frage nach Fördermöglichkeiten eine ernüchternde Antwort: Geld gebe es nur, wenn der Pachtvertrag mindestens zehn Jahre laufe. Der Vertrag des Vereins mit der Südzucker sah aber eine jährliche Kündigungsmöglichkeit vor. Hartmut Leicht wandte sich mit der Bitte um Verlängerung des Pachtvertrags an die Firma Südzucker.
Das Unternehmen verschenkte das Grundstück
Doch zwischenzeitlich reichte auch eine zehnjährige Laufzeit dem BLSV nicht mehr. 25 Jahre Laufzeit für den Pachtvertrag oder Eigentumserwerb, hieß es. Leicht trat also mit der Zuckerfabrik in Verhandlungen zum Kauf des Grundstücks ein. „Die Verhandlungen liefen auf Augenhöhe, waren aber sehr hart“, erzählt Hartmut Leicht. Um einen sechsstelligen Betrag ging es dabei zu Anfang – viel Geld für den Verein.
Dann aber ergab sich eine für die Reiter äußerst positive Wendung: Das Unternehmen entschloss sich auch aufgrund der langjährigen Verbindung zwischen Verein und Zuckerfabrik, dem Reitverein ein wenig unter die Arme zu greifen und ihm das Grundstück zu schenken. Für die Zuckerfabrik habe das Gelände keine strategische Bedeutung gehabt, sagt Werkleiter Stefan Mondel. Und Leicht glaubt, dass sich andere Interessenten für das im Hochwassergebiet liegende Grundstück ohnehin kaum hätten finden lassen. Am 1. März wird das 14 300 Quadratmeter große Grundstück Eigentum des Reitvereins werden.
Hartmut Leicht rechnet mit 450 000 Euro Gesamtkosten
Jetzt kann sich Hartmut Leicht mit frischem Eifer an das drängende Thema Generalsanierung machen. 140 000 Euro wird allein die Dachsanierung kosten, schätzt der Vorsitzende. Insgesamt, mit Sanierung des Unterbaus und des Innenraums, werden wohl Kosten von annähernd 450 000 Euro auf den Verein zukommen. Denn auch die Reithalle und der Reitplatz harren der Erneuerung.
Mit Bankdarlehen, der zugesagten Förderung vom BLSV, mit der Hilfe von Stiftungen und Erlösen aus dem Verein hofft Leicht, einen ordentlichen Teil des Geldes zusammenzubringen. Und er setzt auf Spenden. Der Vorsitzende glaubt, dass sich die Anstrengungen lohnen werden. Allein schon deshalb, weil viele Jugendliche im Verein engagiert sind. „Mehr als die Hälfte unserer 130 Mitglieder sind Jugendliche“, sagt Leicht.
Spendentacho auf der Internetseite
Die angegliederte selbstständige Reitschule mit drei Reitlehrern bietet viele Möglichkeiten für Pferdebegeisterte: Reitstunden bis hin zur „Hohen Schule“, Kurse inklusive Bodenarbeit, Longe und Kommunikation zwischen Pferd und Mensch sowie Springreiten und Voltigieren. Außerdem können Pferde zum Beritt gebracht werden. Und zu guter Letzt organisiert der Reitverein den alle zwei Jahre stattfindenden Wolfgangsritt. All das möchte Hartmut Leicht in Ochsenfurt erhalten.
Deshalb hat er auf der Internetseite des Vereins einen Spenden-Tacho eingerichtet. In der Hoffnung, dies möge weitere Sponsoren motivieren, zeigt Leicht damit den aktuellen Stand der eingegangenen Spendengelder für die Stallsanierung. „Den Versuch ist es allemal wert“, sagt der Vorsitzende voller Zuversicht.
Informationen zum Verein im Internet unter www.rufv-ochsenfurt.de