Rinder, deren Fleisch wir essen, rülpsen Methan in die Luft und der knackige Apfel kommt per Flugzeug aus Neuseeland: Fast ein Viertel der weltweit ausgestoßenen klimaschädlichen Gase stammt aus der Land- und Forstwirtschaft. Das stellte der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) in einem Bericht von Anfang August fest. Mit der Produktion der Lebensmittel, die später auf unseren Tellern landen, haben die meisten Menschen heute zwar nicht mehr viel zu tun. Doch über das, was im Einkaufswagen landet, hat der Verbraucher einen großen Einfluss auf seine Klimabilanz.
Keine Erdbeeren im Winter
"Ein erster sehr wichtiger Punkt ist es, regional zu kaufen", sagt Stefan Köhler, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) in Unterfranken. Dadurch werden viele Transportwege gespart, es entstehen also sehr viel weniger Treibhausgase.
Wichtig sei auch, darauf zu achten, welche Lebensmittel wann Saison haben. Ein gutes Beispiel: "Erdbeeren im Winter müssen einfach nicht sein", sagt Köhler. Da im Supermarkt jedoch die meisten Obst- und Gemüsesorten zu fast jeder Jahreszeit verfügbar sind, ist es wichtig zu wissen, was wann Saison hat. "Dabei hilft ein Blick auf eine sogenannte Jahresuhr", erklärt Köhler. Sie zeigt, welche frischen Lebensmittel man wann mit gutem Gewissen essen kann. Denn auch die Lagerung von Lebensmitteln kann schlecht für das Klima sein, selbst wenn sie vor Ort stattfindet. Werden Lebensmittel, zum Beispiel Äpfel, gekühlt, sorgt das für einen hohen Treibhausgas-Ausstoß.
Öfter mal auf Fleisch verzichten
Besonders schlecht für das Klima sind tierische Produkte. Hier kann jeder Einzelne seinen Konsum überdenken, ohne dass er gleich zum Veganer werden muss. "Früher gab es einfach an einigen Tagen mal kein Fleisch", sagt Stefan Köhler und weist auf die deutlich schlechtere Klimabilanz von tierischen Produkten gegenüber pflanzlichen hin. Durch eine vegetarische Ernährung kann man laut dem Umweltbundesamt rund ein Drittel der klimaschädlichen Gase einsparen.
Denn die Tierhaltung verursacht große Mengen des Treibhausgases Methan, das zum Beispiel bei der Verdauung im Magen von Rindern entsteht. Außerdem ist der Wasserverbrauch in der Fleischproduktion unglaublich hoch. Zum Vergleich: Für die Produktion von einem Kilo Tomaten werden nur gut 200 Liter Wasser verbraucht, für ein Kilo Rindfleisch sind es mehr als 15 000 Liter. Auch die Klimabilanz von Milchprodukten ist oft schlecht. Bei der Herstellung von einem Kilo Butter entstehen zum Beispiel bis zu 23 Kilogramm CO2. Das sind sogar noch mehr als bei der Produktion von einem Kilo Rindfleisch. Der Unterschied erklärt sich durch die große Menge an Milch, die in Butter steckt und die Kühlung, die viel Energie verbraucht.
Neben weniger tierischen Produkten und einer regionalen und saisonalen Ernährung gibt es viele weitere Punkte, mit denen der Verbraucher sich klimafreundlicher ernähren kann. Vor allem die Verschwendung von Lebensmitteln ist ein wichtiger Faktor. Bis zu 115 Kilo Lebensmittel wirft ein Europäer im Durchschnitt laut dem Umweltbundesamt jährlich in den Müll. So entstehen bei der Produktion quasi umsonst Treibhausgase. Gegen die Lebensmittelverschwendung kämpft zum Beispiel die App "Too Good To Go", über die man günstig übrig gebliebene Lebensmittel kaufen kann, die ansonsten in der Tonne landen würden. "Dazu kommen Kleinigkeiten wie zum Beispiel mit dem Fahrrad statt dem Auto zum Bäcker zu fahren, die zwar nicht direkt mit der Ernährung zu tun haben, aber trotzdem wichtig sind", sagt Stefan Köhler.
Ist der Ökolandbau die Lösung?
Eine Alternative für eine grundlegend klimafreundlichere Landwirtschaft könnte der Ökolandbau sein. Denn er sorgt für deutlich geringere Emissionen als der konventionelle Anbau. "In Deutschland liegt der Treibhausgas-Ausstoß dabei um circa 20 bis 30 Prozent unter dem konventionellen Landbau", erklärt Annette Freibauer von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Sie leitet das Institut für Ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz.
Zum einen verzichten Ökolandwirte auf mineralische Dünger und synthetische Pflanzenschutzmittel, die in der Produktion viel Energie verbrauchen und dadurch CO2 entstehen lassen. Zum anderen können Böden, die biologisch bewirtschaftet werden, mehr CO2 speichern, da sie einen höheren Anteil an Humus haben. Dieser ist einerseits eine natürliche Nährstoffquelle für Pflanzen, sorgt aber auch dafür, dass die Böden mehr Wasser und Kohlenstoff speichern können.
Biolandbau bringt geringeren Ertrag
In Bayern liegt der Anteil der Biolandwirte inzwischen bei etwas mehr als zehn Prozent, in Unterfranken sind es laut der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft sogar noch ein wenig mehr.
Ist Bio also eine Lösung für eine klimafreundlichere Landwirtschaft? "Bio ist zwar klimafreundlicher, aber man muss die Folgen beachten", sagt Stefan Köhler und verweist auf eine kürzlich erschienene Studie der Universität Oxford. Sie zeigt, dass eine komplette Umstellung auf ökologischen Anbau sogar für einen insgesamt größeren Ausstoß von Treibhausgasen sorgen würde.
"Das liegt daran, dass der Ertrag im Ökolandbau deutlich geringer ist, als im konventionellen Anbau", erklärt Köhler. Bei gleicher Flächennutzung würden also weniger Lebensmittel produziert werden. In der Folge müsste man verstärkt Nahrungsmittel aus anderen Ländern importieren, um die Versorgung sicherzustellen. "Dann hätten wir zusätzliche Produktionswege und das Problem nur verschoben", so Köhler.
Ambitionierte Vorgaben durch das Klimapaket
Laut dem unterfränkischen Präsidenten des BBV tut sich jedoch ohnehin einiges in der Landwirtschaft. "Im Vergleich zu 1990 ist der Treibhausgas-Ausstoß in der Landwirtschaft um 16 Prozent gesunken", sagt Köhler. Damals wurden jährlich 79,58 Tonnen CO2-Äuqivalente ausgestoßen, heute sind es 66,96 Millionen Tonnen. Das liegt laut Köhler vor allem daran, dass die Tierbestände nach der Wiedervereinigung zurückgegangen sind. Bis zum Jahr 2030 sollen es nur noch 60 Millionen Tonnen sein, so legt es das Klimapaket der Bundesregierung fest. Ein "sehr ambitioniertes Ziel", sagt Köhler.
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Damit das klappt, müssen auch in der konventionellen Landwirtschaft die Emissionen weiter zurückgehen. Dafür gibt es laut Köhler bereits viele Ansatzpunkte. Zum Beispiel durch den vermehrten Anbau von Humus, durch den die Böden mehr CO2 speichern können. Das machen gerade in Unterfranken ohnehin schon viele Landwirte, um die trockenen Böden fitter zu machen. Eine nachhaltige Forstwirtschaft soll für gesunde Wälder sorgen, die ebenfalls Kohlenstoffdioxid binden. Immer effizientere Traktoren tragen ebenso einen Teil bei. Den größten Effekt hätte es natürlich, wenn die Tierbestände zurückgehen, so Köhler. Doch dazu müssten sich auch die Ernährungsgewohnheiten der Menschen ändern.
Sieben Tipps, wie Sie sich klimafreundlich ernähren können (Quelle: Umweltbundesamt):
- Regional: Der Vorteil von regionalen Produkten liegt auf der Hand: Kurze Transportwege sorgen für einen geringen Ausstoß an CO2.
- Saisonal: Obst und Gemüse sollte man am besten kaufen, wenn es gerade Saison hat. Damit stellt man sicher, dass die Lebensmittel nicht aus anderen Ländern zu uns transportiert oder in Gewächshäusern gezüchtet wurden. Um herauszufinden, was wann Saison hat, hilft ein Blick auf die Jahresuhr.
- Weniger tierische Produkte: Fleisch, Milch, Eier oder Käse – tierische Produkte verursachen mehr Treibhausgase als pflanzliche Produkte.
- Besser frische als verarbeitete Produkte: Werden Produkte weiter verarbeitet, braucht das in der Regel Energie und dadurch entsteht CO2. Besonders das Kühlen oder Erhitzen, aber auch Transportwege und Verpackungen schlagen zu Buche.
- Öfter mal Bio: In der ökologischen Landwirtschaft kommen keine chemischen Dünger oder Pflanzenschutzmittel zum Einsatz. Das spart Energie, die man bräuchte, um diese herzustellen.
- Weniger Wegwerfen: Mit einfachen Tipps kann man Verschwendung vermeiden, zum Beispiel die Mahlzeiten planen, nicht zu viel einkaufen, übrig gebliebenes einfrieren oder das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht überbewerten.
- Auf die Produktionsbedingungen achten: Beispiel Tofu – das ist als Fleischersatz zwar prinzipiell gut. Doch wenn das dafür verwendete Soja aus Südamerika stammt, wird für die Anbaufläche häufig Regenwald gerodet, was dann wiederum auch nicht gut für das Klima ist.
Apropos: Wer kann denn heute noch aus Resten eine Mahlzeit zubereiten?
...(manchmal auch ich) kann das sehr gut ("... aus Resten eine Mahlzeit zubereiten?").
Bei uns gibt's zweimal pro Woche "Reste-Esssen". Immer versetzt um 2Tage, so hat man nicht an zwei aufeinander folgenden Tagen das gleiche Essen
Natürlich wird eine entsprechende Menge zubereitet damit es für mind. 2 Mahlzeiten ausreicht. Dadurch können auch viele Gerichte schmackhafter gekocht werden.
MfG