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WÜRZBURG/NÜRNBERG
Bio ist weiter auf dem Vormarsch
Messe BioFach       -  Bio-Gemüse ist während der Biofach in Nürnberg Teil des Angebotes (Archivbild). Die Fachmesse dauert bis 17. Februar und ist ein Spiegelbild der Tatsache, dass Bio-Lebensmittel nach wie vor populär sind.
Foto: Daniel Karmann, dpa | Bio-Gemüse ist während der Biofach in Nürnberg Teil des Angebotes (Archivbild). Die Fachmesse dauert bis 17. Februar und ist ein Spiegelbild der Tatsache, dass Bio-Lebensmittel nach wie vor populär sind.
Sophia Scheder
Sophia Scheder
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:37 Uhr

Glyphosat, Massentierhaltung, Überdüngung – in der öffentlichen Wahrnehmung kommt die traditionelle Landwirtschaft schlecht weg. Auf der anderen Seite steigt die Nachfrage nach Bio-Produkten und der Ökolandbau gewinnt in Bayern weiter an Bedeutung. Bio ist angesagt, das wird auch bei den Verbrauchern in Unterfranken deutlich.

Die Zahl der Biobauern im Freistaat hat im vergangenen Jahr deutlich zugenommen. Wie Landwirtschaftsminister Helmut Brunner im Vorfeld der Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel Biofach in Nürnberg mitteilte, ist auch im vergangenen Jahr sowohl die Zahl der Biobauern wie auch der ökologisch bewirtschafteten Fläche im Freistaat weiter gewachsen.

Demnach bewirtschaften nun 9200 Betriebe insgesamt mehr als 300 000 Hektar nach ökologischen Vorgaben. Ähnlich sieht es in Unterfranken aus: Während 2016 noch insgesamt 797 Betriebe eine Fläche von insgesamt 33 500 Hektar ökologisch bewirtschafteten, gab es 2017 eine Steigerung bei der Betriebszahl um 14 Prozent. So bewirtschaften nun 911 Bio-Betriebe insgesamt mehr als 37 000 Hektar.

Kunden stellen hohe Ansprüche

Einer von ihnen ist der Steinfelder (Lkr. Main-Spessart) Betrieb von Georg Thalhammer, der auch auf der Biofach einen Stand hat. Der Hof des Verarbeiters und Vermarkters von Bio-Produkten handelt mit Kürbissen, Gemüse, Kräutern und Feinkostprodukten. „In enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit den Erzeugern sowie mit allem Respekt vor der Natur und ihren wertvollen Produkten“, heißt es auf den Internetseiten des Unternehmens.

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Im eigenen Hofladen verkauft der Händler Kürbis- und Bärlauch-Feinkostprodukte, Pasta und Weine. „Die Frage nach dem Stellenwert von Bio ist immer eine Frage des Bewusstseins und des Geldes“, sagt Thalhammer, der selbst 25 Jahre lang als Bio-Landwirt tätig war. Seine Kunden stellten hohe Ansprüche an die Qualität der von ihm vertriebenen Bio-Lebensmittel, aber die Nachfrage sei in den vergangenen Jahren stets gestiegen.

Experte: Viele Landwirte sind umgestiegen

Die grundsätzlich guten Perspektiven bestätigt auch Rainer Schuch von der BAGeno Raiffeisen mit Sitz in Bad Mergentheim. Die Bezugsgenossenschaft versorgt die Landwirtschaft seit über 50 Jahren mit Bioprodukten. „Auch in der Region hat der Bereich Bio stark zugenommen. In der Landwirtschaft haben die letzten Jahre sehr viele Landwirte in unserer Region von konventioneller Bewirtschaftung auf biologische Bewirtschaftung umgestellt“, so Schuch.

Den Grund sieht er an dem erhöhten Bedarf der Bevölkerung an hochwertigen und gesunden Lebensmitteln. „Das ganze Bewusstsein sowie das Konsumverhalten hat sich zu Gunsten von hochwertigen Bio-Lebensmitteln gewandelt.“

Regionale Erzeugung als Kaufargument

2017 sind in Unterfranken 114 Betriebe neu in die KULAP-Maßnahme B10 eingestiegen – das heißt, der gesamte Betrieb muss gemäß den Verordnungen des Bayerischen Kulturlandschaftsprogramms (KULAP) ökologisch bewirtschaftet werden. Der Öko-Anteil der landwirtschaftlichen Fläche liegt in Unterfranken mit 10,5 Prozent leicht über dem bayerischen Durchschnitt von knapp 10 Prozent, so die Landesanstalt für Landwirtschaft.

„Grundsätzlich steigt die Nachfrage nach Bio-Produkten seit Jahren kontinuierlich an“, berichtet auch Martin Hecht, Pressesprecher des Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. „Die regionale Erzeugung sowie die Unterstützung von Wertschöpfungsketten vor Ort wird vielen Verbrauchern dabei immer wichtiger.“ 2016 kauften die Deutschen demnach für 9,48 Milliarden Euro Bio-Lebensmittel und gaben damit circa zehn Prozent mehr Geld für Bio-Produkte aus als im Vorjahr.

Wonach sich die „Unverpackt“-Chefin umschaut

Dies kann auch Susanne Waldmann bestätigen. Die Würzburgerin betreibt seit 2017 den Laden „Unverpackt Würzburg“ und bietet dort verpackungsfreie und biologische Waren an. „Meinen Kunden ist es sehr wichtig, dass die Produkte biologisch angebaut sind“, sagt sie.

Die Unternehmerin kooperiert mit regionalen Bio-Landwirten und fairen Produzenten. Dies sei für viele Kunden ausschlaggebend, bei Waldmann einzukaufen. „Vielen meiner Stammkunden ist echtes Bio wichtig. Also nicht nur die einfache EU-Biozertifizierung, sondern höher zertifizierte Bio-Produkte.“ Deshalb wolle sie sich auf der Biofach informieren, welche biologischen Produkte sie in Zukunft noch in ihr Sortiment aufnehmen kann.

Wo Unterfranken gut ist

Die Erzeugung von Bio-Produkten aus Bayern soll bis zum Jahr 2020 verdoppelt werden. Dies hat die Staatsregierung 2012 als politisches Ziel im Rahmen des Landesprogramms „BioRegio Bayern 2020“ vorgegeben. Martin Hecht zeigt sich zuversichtlich, dass der Ökolandbau in Unterfranken in den kommenden Jahren weiter expandiert. Die Nachfrage nach Bioprodukten sei groß. „Mit dem Landesprogramm sind wir auf einem sehr guten Weg. Gerade in Unterfranken, das im Süden stark ackerbaulich ausgerichtet ist, profitieren umstellungswillige Betriebe von der Nachfrage nach Öko-Marktfrüchten und Öko–Futtermitteln.“

Biofach in Nürnberg

Die Weltleitmesse wurde an diesem Mittwoch eröffnet und dauert bis Samstag (täglich 9 bis 18 Uhr, Samstag bis 17 Uhr). Sie ist nur für Fachbesucher zugänglich, nicht fürs breite Publikum. Eine Messe in der Messe ist „Vivaness“, wo sich alles um Naturkosmetik dreht. Die etwa 3200 Biofach-Aussteller aus aller Welt erwarten auf dem Nürnberger Messegelände gut 50 000 Besucher. Die Zahl der Aussteller und Gäste ist in den vergangenen Jahren permanent gestiegen. Teil der Biofach sind Vorträge und Kongresse. (aug)
 
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