Der Bund Naturschutz Würzburg sorgt sich um den Feldhamster. „Er ist massiv bedroht“, sagte BN-Geschäftsführer Steffen Jodl bei einer Pressekonferenz zur Umweltbilanz 2017. „Die Intensivierung der Landwirtschaft und der Verlust von Lebensraum bringen den Feldhamster in immer größere Bedrängnis.“ Vor allem im südlichen Landkreis Würzburg sei er immer seltener anzutreffen. Jodls Prognose alarmiert: „In wenigen Jahren ist er dort vielleicht ganz verschwunden.“
Im nördlichen Landkreis Würzburg sehe es aber nicht besser aus. Hier drohe eine zunehmende Isolierung von Teilbeständen. BN-Vorsitzender Armin Amrehn nennt Beispiele. Besonders negativ sei der Umgang mit dem Feldhamster in Rottendorf gewesen. Der Vorwurf: Bei der Ausweisung eines neuen Baugebietes soll die Gemeinde trotz Einspruch des BN darauf verzichtet haben, das Feldhamstervorkommen zu kartieren. „Nachdem der Feldhamster dann doch von einer Privatperson dort nachgewiesen wurde, hat man die Tiere auf den Flächen, die zeitnah bebaut werden sollen, vertrieben“, so Amrehn.
Ortsumgehungen zerstören das Feldhamster-Habitat
In Giebelstadt werde der Lebensraum des possierlichen Tieres, das europaweit unter Artenschutz steht, durch die geplante Ortsumfahrung massiv bedroht. „Das Gleiche in Rimpar: Auch hier wird das Habitat des Feldhamsters durch die geplante Umgehungsstraße bedroht“, so Amrehn.
„Wir fordern daher durchgreifende Maßnahmen, um ein Überleben des Feldhamsters in Bayern zu ermöglichen“, fügt Geschäftsführer Jodl hinzu. Insbesondere die Regierung von Unterfranken sei hier gefordert. „Seit längerer Zeit fordern wir das schon.“ Der Bund Naturschutz bereite daher auch eine Beschwerde bei der Europäischen Union vor.
BN kritisiert Flächenfraß bei Wohn- und Gewerbegebieten
Nicht nur um den Feldhamster zu schützen sei deshalb Flächenschutz nötiger denn je. Die Ausweisung von Gewerbegebieten in Estenfeld, Kürnach, Bergtheim, Höchberg, Veitshöchheim, Rottendorf und Gerbrunn ist den Naturschützern ein Dorn im Auge. Und bevor neue Wohngebiete auf der grünen Wiese geplant werden, gelte es, Leerstände in den Ortschaften zu aktivieren, fordern Jodl und Amrehn. Als Beispiel führen die beiden Kleinrinderfeld an. „Hier wurden neue Bauflächen ausgewiesen ohne die bestehenden zu nutzen“, kritisiert Jodl.
Und in Kist stören sich die Naturschützer daran, dass für einen zweiten Discounter im Ort eine Streuobstfläche gerodet worden sei. „Ein Irrsinn“, schimpft Jodl. „Man kann ja die Milch nur einmal kaufen.“ Auch in der Gemeinde Rimpar müsse bei Maidbronn eine Streuobstwiese für einen geplanten Supermarkt gerodet werden. „Gerade in der Region Würzburg wirkt sich der Flächenfraß besonders negativ aus, da hier hektarweise wertvollstes Ackerland unter Beton und Asphalt verschwindet“, sind sich Jodl und Amrehn einig.
Trinkwasserschutz hat Priorität
In diesem Zusammenhang stößt ihnen auch ein eventuell geplantes Wasserreservoir in der Bergtheimer Mulde sauer auf. Weil hier, bedingt durch den Klimawandel die Niederschläge nicht mehr ausreichen und Gemüsebauern im Sommer für ihre Sonderkulturen einen hohen Wasserbedarf haben, ist die Rede von einem ausreichend dimensionierten Speicher auf einem Acker. Im Winter, so die Überlegung, soll das Hochwasser des Mains in das Reservoir gepumpt werden. Vier bis fünf Hektar Fläche sollen dafür benötigt werden. „Das kostet auch jede Menge Geld“, kritisiert Amrehn die Pläne.
Die Lösung des BN sieht anders aus: „Wir müssen uns in der Landwirtschaft umstellen und an die Gegebenheiten anpassen“, fordert Jodl. Die Sortenwahl sei umzustellen und die Bewässerungstechnik anzupassen. Denn eine Tröpfchenbewässerung würde bei Salat nicht funktionieren. „Der Klimawandel wird uns den Weg vorzeigen“, ist sich BN-Geschäftsführer Jodl sicher.
Über 700 Veranstaltungen bei der Landesgartenschau
Zur Umweltbilanz gehört auch ein Rückblick auf das Bildungsprogramm des BN. 3000 Besucher bei 180 Veranstaltungen – „ein Erfolg“, so Bildungsreferent Klaus Isberner. Vor allem die angebotenen Naturführungen wurden nachgefragt, ebenso die Veranstaltungen zu Wildkräutern und das Kinder- und Familienprogramm. Bei der Mainfrankenmesse wurden die Themen Feldhamster, ökologische Landwirtschaft und regionale Bioküchen vorgestellt. Isberner wies auf das umfangreiche BN–Programm bei der Landesgartenschau hin. Über 700 Veranstaltungen haben die Naturschützer im Programmheft stehen.