
Könnte ein Rettungseinsatzfahrzeug (REF), das von der Integrierten Leitstelle überwiegend für so genannte Bagatell-Einsätze alarmiert werden soll, zur Entlastung bei den weiter steigenden Einsatzzahlen von Rettungswagen dienen? Das war schon im Frühjahr 2023 bei der Versammlung des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung (ZRF) ein Thema.
Als Vorbild diente dabei das Pilotprojekt "Rettungseinsatzfahrzeug" (REF), das in Regensburg seit April 2022 läuft. Hier wird das REF mit einem erfahrenen und speziell geschulten Notfallsanitäter besetzt, der am Einsatzort eine medizinische Ersteinschätzung vornimmt. "Anhand dieser wird entschieden, ob beispielsweise ein späterer Krankentransport, eine medizinische Versorgung durch den anwesenden Notfallsanitäter oder die Nachalarmierung eines Rettungswagens notwendig ist", erläutert ZRF-Geschäftsführer Paul Justice in der aktuellen Verbandsversammlung.
Zunächst Absage der Kostenträger
Das Verbandsgremium stimmte schon vor fast zwei Jahren zu, das Einverständnis der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassen in Bayern und des Bayerischen Staatsministeriums zum Betrieb des REF in Würzburg einzuholen, um sich in einen Modellversuch einzuklinken. Doch zunächst kam im Sommer 2023 die Absage: Der Antrag, an der Pilotstudie teilzunehmen, wurde abgelehnt. Die bayerischen Kostenträger waren der Auffassung, dass die rechtliche Grundlage fehle, um die Kosten für das Einsatzmittel REF übernehmen zu können, erläutert Justice.
Nun hat sich das Blatt gedreht: Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) und das Staatsministerium sind laut ZRF-Geschäftsführung sehr daran interessiert, den Probebetrieb aus Regensburg auf zwei weitere Standorte auszudehnen, "auch wenn mit dem Scheitern der bundesweiten Reform der Unfallversorgung die Verabschiedung der gesetzlichen Grundlage für ein Rollout des REF zeitlich aufgeschoben ist".
Ideale Bedingungen für REF-Einsatz in Würzburg
Die Bedingungen, so gab Justice weiter, seien in Würzburg nahezu ideal, um wertvolle Erfahrungen zu sammeln. "Die Empfehlungen für unseren Standort sind auch als Wertschätzung der Arbeit aller Akteure im Rettungsdienstbereich Würzburg zu verstehen." Laut ZRF-Geschäftsführer zeigten Ergebnisse aus Regensburg, dass durch die Rettungseinsätze ohne Transport insbesondere im städtischen Raum die kostbare Ressource des Rettungswagens (RTW) deutlich entlastet werden könnte.
Die Zahlen für RTW-Einsätze, so Justice, hätten sich im vergangenen Jahrzehnt teilweise verdreifacht, daraus resultierend ergäben sich auch viele so genannte Duplizitätseinsätze, "das heißt Einsätze, die zeitgleich stattfinden". Er sei überzeugt, dass die Teilnahme am Probebetrieb für den Rettungsdienstbereich Würzburg "ein guter Schritt in die richtige Richtung" sei. Unnötige Transporte in die Notaufnahmen könnten dadurch verringert werden.