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Würzburg
Meilenstein für die Region: Bayerns größter Telenotarztstandort entsteht in Würzburg
Mit dem neuen Telenotarztstandort in Würzburg wird die Notfallversorgung weiter ausgebaut. Ein entscheidender Schritt für die Gesundheitsversorgung.
So könnte die Zukunft einer erweiterten Notfallversorgung für Nordbayern aussehen: Die Vitalwerte im Blick und im telemedizinischen Austausch mit dem Rettungsdienst. In Würzburg entsteht der Standort für den Telenotarzt in Nordbayern. Im Bild: Dr. Andreas Klinger. 
Foto: Thomas Obermeier | So könnte die Zukunft einer erweiterten Notfallversorgung für Nordbayern aussehen: Die Vitalwerte im Blick und im telemedizinischen Austausch mit dem Rettungsdienst.
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 16.11.2024 02:35 Uhr

Würzburg wird Standort für Telenotarztdienst. Damit kann die Versorgung der Patientinnen und Patienten in der Region und darüber hinaus weiter verbessert werden. Am Montagabend hat die Versammlung des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Würzburg (ZRF) ihre Zustimmung erteilt, Aufgabenträger eines solchen Telenotarztstandorts zu werden. Dieser wird der zweite von insgesamt drei bayernweit geplanten Standorten und soll zugleich der größte sein.

Vorangetrieben hatte den Ausbau der telenotärztlichen Struktur das Bayerische Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration (BayStMI). In einem Schreiben an Christine Haupt-Kreutzer, Vorsitzende des ZRF, teilte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann mit, dass der Rettungsdienstbereich Würzburg sich als "Telenotarztstandort Nord" besonders eignen würde.

Auch das Universitätsklinikum Würzburg hatte bereits im Vorfeld der ministeriellen Entscheidung Interesse angemeldet, sich bei der ärztlichen Besetzung eines Telenotarztstandorts im Verbund mit weiteren unterfränkischen Kliniken koordinierend engagieren zu wollen. Nach Mitteilung des BayStMI ist die geplante bayerische Telenotarztstruktur bundesweit das größte Projekt dieser Art.

Uniklinik hat besonderen Stellenwert für den Standort Würzburg 

ZRF-Geschäftsleiter Paul Justice und Dr. Andreas Klinger, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst (ÄLRD), teilen die Auffassung, dass der Zweckverbandsbereich Würzburg sich für den „Telenotarztbereich Nord“ hervorragend eigne. "Die hohe Notarztdichte und ein gut funktionierendes Programm zur Qualifizierung neuer Notärzte sind Merkmale, die die Region auszeichnen", erklärte Paul Justice den Verbandsmitgliedern in der Sitzung. Hinzu komme die Leistungsfähigkeit des Würzburger Universitätsklinikums, die für den Standort einen besonderen Stellenwert einnehme.

Der „Telenotarztstandort Nord“ soll dem bayerischen Konzept zufolge die Rettungsdienstbereiche Bamberg/Forchheim, Bayreuth/Kulmbach, Coburg, Hochfranken, Ansbach, Mittelfranken Süd, Nürnberg, Bayerischer Untermain, Schweinfurt und Würzburg telenotärztlich versorgen. Neun reguläre und zwei redundante Telenotarztarbeitsplätze sollen laut Justice dafür eingerichtet werden. "Diese sollen in einem - ähnlich der Integrierten Leitstelle - besonders gesicherten Gebäude entstehen."

Einheitliche übergreifende Technik für alle drei geplanten Standorte

Doch wie genau zeichnet sich das bayerische Telenotarzt-Konzept aus? In der Verbandsversammlung erklärte der Ärztliche Leiter, "dass die drei geplanten Telenotarztstandorte mit einer einheitlichen Technik ausgerüstet werden". Dem Telenotarzt stehen dafür Kommunikationswege per Bild, Ton und Text zur Verfügung, so Klinger.

Zudem sei es möglich, Daten aus Medizingeräten, beispielsweise Blutdruck- oder EKG-Werte, sicher an den Arbeitsplatz des Telenotarztes zu übertragen. Die bayerischen Rettungswagen werden mit Kamera und Mikrofon ausgerüstet, die Besatzungen erhalten ein so genanntes "Mobile Device", um auch außerhalb des Rettungswagens über alle Kommunikationswege mit dem Telenotarzt verbunden zu sein.

Dr. Andreas Klinger ist Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes in Würzburg. Hier simuliert er in der Integrierten Leitstelle Würzburg die neue Möglichkeit der Telemedizin im Rettungsdienst.
Foto: Thomas Obermeier | Dr. Andreas Klinger ist Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes in Würzburg. Hier simuliert er in der Integrierten Leitstelle Würzburg die neue Möglichkeit der Telemedizin im Rettungsdienst.

"Dieses System kann im Ernstfall Menschenleben retten, weil schneller und hochqualifizierter gehandelt werden kann, bis der Notarzt kommt", so Klinger. Auch Ressourcen würden gespart, "denn in manchen Fällen braucht es dann keinen Notarzt vor Ort". Dieser sei dann frei für den nächsten kritischen Patienten.        

Freude bei der Verbandsvorsitzenden, dass Rettungsbereich Würzburg überzeugt hat

Verbandsvorsitzende Haupt-Kreutzer freut sich, dass der Rettungsdienstbereich Würzburg das Innenministeriums überzeugen konnte: "Das Universitätsklinikum mit einem Klinikverbund, engagierte Notärzte und Rettungsdienste sind starke Partner, gerade wenn es darum geht, die Notfallversorgung voran zu bringen", sagte sie. Besonderer Dank gehe auch an Paul Justice, der sich als Geschäftsführer des ZRF sehr engagiere.

Auf Nachfrage von Verbandsmitgliedern erläuterte Justice, dass die Kosten für die Telenotarztstandorte durch die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassen in Bayern getragen werde. "Der ZRF hat als Aufgabenträger nur die Kosten für das Vergabeverfahren zur Ermittlung eines entsprechend geeigneten Betreibers des Telenotarztstandortes zu tragen."

Erster Standort in Straubing 

Der erste „Telenotarztstandort Ost“ wird aktuell im Rettungsdienstbereich Straubing vorbereitet und ist für weitere sieben Rettungsdienstbereiche zuständig. Bereits zum Jahreswechsel 2024/2025 sollen nach Planungen des BayStMI die ersten Rettungswagen in Bayern auf die Hilfe eines Telenotarztes zugreifen können.

Allerdings, so wies der Ärztliche Leiter die Verbandsmitglieder hin, sind die Anforderungen an die Telenotärzte sehr hoch: "In Frage kommen ausschließlich Fachärzte aus den Gebieten Anästhesiologie, Chirurgie, Innere Medizin oder Allgemeinmedizin." Wer telemedizinisch als Notarzt tätig sein will, müsse mindestens eine fünfjährige Einsatzerfahrung mit mindestens 500 Notarzteinsätzen vorweisen können.

 
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