Er zeigt die Reichsflagge, präsentiert sich als "echte deutsche Eiche" und sagt, dass "Deutschland zuerst" komme. Lukas Schwarz liebäugelt mit Symbolik, bestimmten Codes und Sprüchen, die dem rechten Spektrum zuzuordnen sind – das zumindest meinen viele, die seine Storys auf dem sozialen Netzwerk Instagram gesehen haben. Schwarz, Geschäftsführer der Würzburger "Cannameleon"-Shops, veröffentlichte die Postings - einsehbar für alle Instagram-Nutzer - unter seinem Künstleraccount "Scepmusik". Nach Unmut und Kritik vieler Nutzer meldete sich Schwarz zu Wort. Seine Aussage: "Ich bin nicht rechts!"
Präsentierte die Reichsflagge
Über Wochen hinweg hat Lukas Schwarz Statements auf seinem Instagram-Account veröffentlicht, die Wellen schlugen. So bat er beispielsweise seine Follower, über die Reichsflagge und deren ursprüngliche Bedeutung nachzudenken. Die schwarz-weiß-rote Flagge des Deutschen Kaiserreichs ist auf nahezu jeder rechten Demonstration zu sehen. "Ich wollte einfach nur über die Herkunft der Reichsflagge aufklären, mehr nicht", erklärt Schwarz auf Anfrage dieser Redaktion.
Stefan Lutz-Simon, Sprecher des Würzburger Bündnis für Demokratie und Zivilcourage, sieht das anders: "Die Reichsflagge ist und bleibt ein Symbol rückwärtsgewandter völkischer Weltanschauungen." Links- und Rechtseinordnungen zu verweigern, entspreche ganz dem Stil neovölkischer Hetze, sagt Lutz-Simon: "Letztlich möchte man sich ja auch keiner demokratischen Partei zuordnen, die sich selbst im politischen Spektrum eher rechts verortet."
Schwarz: Bin gegen Rechts- und gegen Linksextremismus
Er habe den Eindruck, man dürfe nichts über die aktuelle Politik sagen, sonst werde man "sofort in die rechte Ecke gedrängt", sagt indes Lukas Schwarz. Er sei genauso gegen Rechtsextremismus, wie er auch gegen Linksextremismus sei. "Ich würde mich nicht einmal als konservativ sehen", sagt Schwarz. "Ich würde mich zum Beispiel niemals gegen Schwule aussprechen."
Bündnis-Sprecher Lutz-Simon erkennt darin eine klare Strategie: "Mit dieser Betonung auf Nicht-Tun wird etwas getan: Es wird dem Gegenüber suggeriert, es gäbe einen Grund sich zu distanzieren. Warum auch sollte sich jemand gegen Schwule aussprechen? Und warum sollte jemand sagen, dass er sich niemals gegen Schwule aussprechen würde?"
"Man will uns hier weghaben, das ist mein Eindruck", mutmaßt Schwarz, Inhaber der Würzburger "Cannameleon"-Läden, über die Kritik und spielt damit auf die Polizei-Razzien an, die es Ende 2019 in seinen Shops gab. Die Staatsanwaltschaft hat mittlerweile Anklage gegen Schwarz erhoben.
Schwarz versteht sich als gesellschaftskritischer Musiker
Schwarz beklagt, zu schnell in der rechten Schublade gelandet zu sein. Er versteht sich als "gesellschaftskritischer Musiker", der seit Jahren als "Scep" auf Youtube aktiv sei. Er verweist auf einen seiner Songs aus dem Jahr 2017. In "Sound der bleibt" singt er unter anderem von "Anti Nazi und Anti Massenkonflikt". Das gelte für ihn noch heute: "Ich bin immer noch der selbe Mensch." Er sei "systemkritisch" und fühle sich von keiner Partei repräsentiert. Die Kritik über seine Social-Media-Aktivitäten ordnet er selbst der Antifa-Szene zu.
"Wenn jemand 'systemkritisch' sagt, dann sagt er nicht kritisch, sondern hinterfragt unsere gemeinsame politische Grundlage grundsätzlich", kommentiert Stefan Lutz-Simon. "In der Regel auch ohne weitere Ausführungen, was denn genau ihn oder sie an diesem System stört." Der Sprecher des Würzburger Bündnis für Demokratie und Zivilcourage wertet Schwarz' Äußerungen als "Inszenierung" einer Opferrolle: "Er sieht sich als Opfer der Presse und der Antifa-Szene."
Schwarz tritt als Geschäftsführer zurück
Lukas Schwarz will seine privaten Äußerungen vom Unternehmen "Cannameleon" trennen. Er habe Konsequenzen aus seinen Posts gezogen und sei ab sofort nicht mehr als Geschäftsführer der Würzburger Cannabis-Shops tätig. Auf der Webseite wird inzwischen seine Exfreundin Evelyn Schuller als Geschäftsführerin genannt. Sie wolle sich an der Diskussion nicht beteiligen, erklärt die "Cannameleon"-Mitbegründerin gegenüber dieser Redaktion: "Ich verhalte mich neutral."
Lukas Schwarz will sich übrigens für keines seiner Postings entschuldigen. Sie würden schließlich seine Meinung widerspiegeln.