Die "Operation Weckruf" führte auch nach Unterfranken: Bei der bisher größten Razzia gegen Sammler von Kinderpornos in Bayern wurden 51 Verdächtige ins Visier genommen – darunter sechs aus der Region. Einer der Koordinatoren der Razzia war Oberstaatsanwalt Thomas Goger, Leiter des landesweiten Zentrums zur Bekämpfung von Kinderpornografie im Internet (ZKI) in Bamberg.
Zwei der Verfahren werden bei der Kripo in Aschaffenburg weiterverfolgt, drei in Würzburg, eines in Schweinfurt. In letztem Fall hatte es einem Mann aus der Kugellagerstadt nichts genutzt, dass er sich auf Montage befand, als die Polizei zuhause an seine Tür klopfte. Ermittler stellten ihn in seinem Hotelzimmer in Stuttgart und fahndeten nach verbotenen Bildern, die von Missbrauch zeugen.
Die Männer werden beschuldigt, Darstellungen von sexuellem Kindesmissbrauch besessen und verbreitet zu haben. Erst am Montag hatte das Bundeskriminalamt (BKA) die Zerschlagung einer der weltweit größten Kinderpornografie-Plattformen mit 400 000 Mitgliedern bekanntgegeben. Vier Deutsche wurden festgenommen, einer von ihnen in Bayern.
2021 bereits mehr Fälle als im gesamten vergangenen Jahr
Wie brisant das Delikt ist, das immer mit dem Missbrauch von Kindern einhergeht, verdeutlicht die rasch wachsende Zahl von entdeckten Tätern bei der auch für Unterfranken zuständigen Generalstaatsanwaltschaft in Bamberg: 2021 gingen beim ZKI schon 1406 Verfahren ein. Das sind nach einem Drittel des Jahres bereits mehr als im gesamten Jahr 2020, als 1122 Fälle gezählt wurden.
ZKI-Chef Thomas Goger sagt: Die Erfolge der "Operation Weckruf" würden aller Wahrscheinlichkeit nach zu weiteren Ermittlungen führen: "Das sind immer Wanderpokal-Ermittlungen." Was er damit meinte, zeigte schon der Würzburger Logopäden-Fall: Der hatte zu 44 weiteren Verdächtigen im In- und Ausland geführt.
Festnahme im Krankenhaus
Der Oberstaatsanwalt bestätigte dieser Redaktion zudem die Festnahme eines 62-jährigen Tierarztes aus Schwaben, der in einer unterfränkischen Klinik, in der er gerade zur Behandlung war, verhaftet wurde. Der Tatverdächtige steht im dringenden Verdacht, über längere Zeit auf mehreren Pädophilen-Plattformen im Darknet eine Vielzahl von Bildern und Videos verbreitet zu haben.
In dem Fall wurde ein verdeckter Ermittler des Bayerischen Landeskriminalamtes eingesetzt, welcher über mehrere Monate mit dem User Kontakt hielt und ihn schließlich identifizieren konnte. Der Fahnder nutzte die im vergangenen Jahr neu geschaffene Möglichkeit, bestimmte kinderpornografische Inhalte zu übermitteln, um das Vertrauen des Verdächtigen zu gewinnen. Der Beschuldigte war bereits 2019 wegen ähnlicher Taten zu einer Freiheitsstrafe verurteilt worden, deren Vollstreckung zur Bewährung ausgesetzt war. Die Durchsuchung seines Krankenzimmers sowie seiner Wohnung und Praxisräume führte zur Sicherstellung von umfangreichen Datenträgern.