
Diese Entscheidung plagt viele Familien: Kinder, die zwischen 1. Juli und 30. September sechs Jahre alt werden, sind sogenannte "Kann-Kinder". Sie können im nächsten Schuljahr eingeschult werden - müssen es aber nicht. Entscheiden können das die Eltern von Kindern im sogenannten "Einschulungskorridor". Die Frist dafür ist jedes Jahr der 10. April.
Eingeführt wurde diese Regelung in Bayern zum Schuljahr 2019/2020. Seitdem steigen die Zahlen der Kinder, die erst mit sieben Jahren in die Grundschule gehen, kontinuierlich. So kamen vor Einführung des "Einschulungskorridors" rund 12 Prozent der Kinder mit sieben in die erste Klasse. Im Schuljahr 2023/2024 waren es laut Kultusministerium über 20 Prozent.
Kartrin Freudenberger, systemische Therapeutin beim Sozialdienst katholischer Frauen (SKF) in Würzburg, berät seit Jahren Familien vor der Einschulung. Im Interview sagt sie, was für einen erfolgreichen Schulstart entscheidend ist - und was Eltern dafür tun können.
Katrin Freudenberger: Es ist nicht immer ganz leicht, da alle Eltern das Beste für ihr Kind möchten. Die Eltern, die zu uns kommen, haben in den meisten Fällen ja schon mit der Kita ihres Kindes gesprochen, wurden vielleicht sogar an uns verwiesen, weil noch Unklarheiten bestehen. Für Eltern ist es vor allem dann schwer, die richtige Entscheidung zu treffen, wenn ein Kind zum Beispiel im kognitiven Bereich schon sehr fit ist, aber im sozial-emotionalen Bereich noch Entwicklungsaufgaben hat.
Freudenberger: Wichtige Faktoren sind neben den kognitiven Fähigkeiten auch Dinge wie etwa die Frustrationstoleranz, das soziale Miteinander oder auch die Fähigkeit eigene Bedürfnisse zurückzustellen. Manche Kinder, die im Einschulungskorridor geboren sind, haben noch ein großes Bedürfnis nach Spiel und fühlen sich sehr begrenzt, wenn täglich viele Aufgaben von Schulseite an sie herangetragen werden.
Freudenberger: Genau. Nicht umsonst gibt es ja diverse Möglichkeiten, ein Kind je nach Entwicklung früher oder später einzuschulen. Deswegen schauen wir in unseren Beratungen die Kinder auch ganz unvoreingenommen an und das Geburtsdatum hat nicht den obersten Stellenwert in der Beurteilung. Uns ist es in der Beratungen wichtig, ganz individuell und ganzheitlich auf die Kinder und deren Familie zu blicken. Für manche ist die Einschulung genau der richtige und gute Entwicklungsschritt und für manche ist ein weiteres Kindergartenjahr wichtig, um Kompetenzen zu erweitern und zu vertiefen. Wichtig ist dabei vor allem die Haltung der Eltern und des Umfeldes, dass ein weiteres Kindergartenjahr nicht als Scheitern erlebt wird. Sondern im Sinne von: Wir möchten, dass es dir in der Schule gut geht.
Freudenberger: Die Arbeitshaltung und Selbständigkeit können Eltern fördern, indem das Kind kleine Aufgaben im Familienalltag übernimmt. Zum Beispiel: Tisch decken oder das Haustier versorgen, je nach Wohnumfeld den Weg zum Freund alleine laufen, eine gemeinsame Fahrradtour meistern. Diese Aufgaben stärken Kinder und fördern Kompetenzen, die für den Lebensabschnitt Schule bedeutsam sind.
Freudenberger: Das ist eine gute Frage. Tendenziell würde ich sagen: Nein. Aber man kann das sicher nicht ganz pauschal beantworten. Hilfreich ist es, von Beginn zu sagen, manche Kinder sind ein Jahr und manche zwei Jahre in der Vorschule. So nimmt man von vorneherein Druck aus der Entscheidung.
Freudenberger: Eines der jüngeren Kinder in der Schule zu sein, muss nicht unbedingt problematisch sein, aber man sollte den Faktor mit im Blick haben. Deswegen ist es immer wichtig, möglichst breit auf das Kind und den Grad der Entwicklung, auch der körperlichen Entwicklung, zu schauen. Und dazu die Familiensituation an sich zu betrachten. Dazu gehören eben Dinge wie die Altersstruktur des Umfelds, etwa der Geschwister oder auch Ereignisse, die um den jeweiligen Schulstart herum passieren könnten, wie etwa die Geburt eines Geschwisterchens oder ein Umzug der Familie.
Freudenberger: Grundsätzlich muss klar sein, dass ein Kind - sei es mit fünf, sechs oder sieben Jahren - nicht dazu imstande ist, diese Entscheidung zu treffen. Aber Eltern können und sollten ihr Kind miteinbeziehen und begleiten. Auch wenn das Kind die Entscheidung nicht fällt, soll es sich gehört fühlen und gestärkt werden.
es wird endlich Zeit für die Schule
das Zuhause wieder Ruhe einkehrt...
Wer sein Kind beobachtet und kennt, hat damit sicher keine Entscheidungsprobleme. Aber - Helikopter-Eltern brauchen für alles und jedes 3-5 Meinungen.
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Zimmermann, Main-Post Digitales Management