Ein großer Traum war das Modeln für Lance Amrehn nie. Er sei so reingerutscht, sagt der Würzburger, der vor 27 Jahren in Chicago, im US-amerikanischen Bundesstaat Illinois geboren wurde. Heute finanziert er sich dadurch sein Studium, sein Gesicht ist auf Plakaten gedruckt auf der ganzen Welt zu sehen, und auch im Fernsehen strahlte eine bekannte Dating-Plattform Werbung mit seiner Person aus. Doch das alles macht der Würzburger nur nebenbei, Amrehn möchte Arzt werden.
In Würzburg für Modenschau entdeckt
"Früher schon mit 16 oder 17, jedes Mal, wenn ich im Urlaub in größeren Städten wie London oder in den USA war, wurde ich immer wieder angesprochen, ob ich modeln möchte", erzählt er im Gespräch mit der Redaktion. Weil er da aber noch zur Schule ging, bewarb er sich lieber in Deutschland bei einer Agentur. Doch als er dann abgelehnt wurde, war er erst mal etwas "entgeistert".
Wenige Jahre später wurde er dann von einer Würzburger Boutique gefragt, ob er bei einer Modenschau mitlaufen wolle und auch, ob er für Bilder für die Instagramseite des Ladens bereitstünde. "Ich habe immer mehr Spaß daran gefunden", erzählt er. Irgendwann sei Amrehn dann auf einer Party seiner jetzigen Frankfurter Agentur gelandet, die ihm direkt ein Vorstellungsgespräch anbot. Eine Woche später, als er sich auch "bei Tageslicht" noch mal zeigen konnte, unterschrieb er seinen ersten Modelvertrag.
Das war der Anfang einer großen Modelkarriere: Puma, Audi und Porsche zählt er als die bekanntesten Marken auf, für die er bereits modeln durfte. Sein Highlight war jedoch die Arbeit für die Online-Partnervermittlung Parship. Millionen Menschen kennen nun sein Gesicht, denn die Werbung wurde nicht nur in Deutschland, sondern auf der ganzen Welt ausgespielt. "Amerika, Australien, Großbritannien, Kanada und und und", erzählt Amrehn. "Das hat definitiv den größten Sprung in meiner Karriere ausgemacht."
Einerseits habe ihn das zwar sehr glücklich gemacht, andererseits habe er sich über die ein oder andere Rückmeldung geärgert. "Man hat mich nur mit dieser Werbung definiert, wenn man mit Leuten ins Gespräch gekommen ist, das war schon etwas nervig", sagt er.
Er will auf jeden Fall Arzt werden
Doch auch wenn ihm das Modeln großen Spaß macht, seine Zukunft sieht der Würzburger in der Medizin. Als Kind habe er einen kleinen Arztkoffer geschenkt bekommen, "seitdem war für mich klar, ich werde Arzt", sagt er. Zwar orientierte er sich zwischendurch auch anders und studierte erst einmal Zahnmedizin bis zum ersten Examen. Als er sich aber nicht vorstellen konnte "das die nächsten 40 Jahre zu machen", versuchte er doch noch mal einen Medizinstudienplatz zu bekommen. Das klappte kurzfristig. Nun ist er bald mit dem siebten Semester fertig.
Auf die Frage, ob er zufrieden mit seiner Wahl sei, hat Amrehn eine deutliche Antwort: "Ich kann mir nichts anderes vorstellen. Wenn ich das nicht hätte, wüsste ich nicht, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Das ist zwar irgendwie traurig, ist aber auch etwas Schönes, da ich das Gefühl habe, das gefunden zu haben, was mir auf jeden Fall taugt."
Wie es sich als Model und Student so lebt
Doch wie lässt sich ein Vollzeitstudium mit dem Modeln vereinbaren? Schließlich bedeutet der Beruf als Model auch viele Reisen - nicht nur quer durch Deutschland. "Gutes Zeitmanagement", erklärt Amrehn. Fast alle Fehltage im Studium würden für die Arbeit draufgehen, und teilweise müsse er mit Kommilitonen Kursgruppen tauschen, wenn er mal keine Zeit habe, einen Kurs zu besuchen. Für das Studium gelernt wird dann im Zug, im Hotelzimmer oder im Flugzeug - "aber, das geht schon", sagt er.
Er genießt das Studium, macht der Würzburger deutlich, "und ich werde nie wieder so viel frei haben wie jetzt. Vor allem werde ich nie wieder die Möglichkeit haben, nebenher so viel zu arbeiten." Zwar wisse er, dass es nicht ewig so weitergehen könne, doch er versuche in Zukunft, so lange wie es geht, weiter zu modeln.
Was beim Modeln wichtig ist, und was Amrehn dabei gelernt hat
"Ich glaube, das Wichtigste ist, sich nicht zu ernst zu nehmen", sagt das Model. Das sei ein Punkt, den er erst mit den Jahren lernen musste. Er sieht Dinge entspannter - vor allem die Optik. "Früher, als ich zum Beispiel feiern war, musste ich perfekt aussehen. Da ich heute durch die Arbeit oft auf mein Äußeres reduziert werden, ist es mir in meinem Privatleben mittlerweile relativ egal", erzählt er.
Dafür, dass er geerdet bleibt, sorgen außerdem seine Freunde, die keine Hemmungen haben, ihm auch mal ehrlich mitzuteilen, wie er auf privaten Fotos aussieht. "Mir fällt es komischerweise immer noch schwer für private Fotos zu posten", verrät Amrehn nämlich und lacht.
Fauxpas bei einem Unterwäsche-Casting
Durch die verschiedenen Auftraggeber beim Modeln hat Amrehn auch schon einiges erleben dürfen. Da können auch mal Fehler vorkommen. Einen kleinen Fauxpas leistete sich das Model beispielsweise bei einem Casting für einen Unterwäsche-Job einer bekannten Marke. "Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht und hatte Unterwäsche an, die ich daheim hatte. Das war blöderweise die Konkurrenzmarke", erzählt er. "Ein anderes Model hat mich dann angestupst, aber da war es leider schon zu spät", sagt er und grinst bei der Erinnerung.
Das sei dann zwar ein "bisschen ärgerlich und unprofessionell" gewesen, aber mittlerweile würde ihm das auch nicht mehr passieren. "Kommt vor. Man lernt daraus", kommentiert er.