Gutes Personal wird in den Kindergärten händeringend gesucht. Umso mehr lässt aufhorchen, wenn sich eine Gemeinde von neun, meist erfahrenen Erziehern und Kinderpflegern trennen möchte: Geschehen ist dies in Güntersleben. Mehr als ein Drittel aller Mitarbeiter, die zuletzt noch im Dienst der Gemeinde in der Kinderbetreuung tätig waren, hat sich gegen einen Wechsel zur Johanniter-Unfall-Hilfe entschieden. Die Gemeinde hatte daher noch vor der Sommerpause Kündigungen aus betrieblichen Gründen angekündigt. Die Johanniter sind seit 2019 Träger der vier Kindergärten.
Die Eltern befürchten nun für ihre Kinder eine schlechtere Betreuung, einen Wechsel der Bindungspersonen und dass es nicht gelingt, die verlorenen Kräfte gleichwertig zu ersetzen. "Beim aktuellen Fachkräftemangel wird es sehr schwer werden, wenn es überhaupt möglich sein wird", heißt es in einer Mitteilung an diese Redaktion. Aus dem Naturkindergarten heißt es sogar, dass von den Kündigungen bis auf eine Person alle Betreuer betroffen sind. Die Verunsicherung des Personals sei deutlich zu spüren, berichten die Eltern.
Nachdem zu Beginn des neuen Kindergartenjahres am 1. September festgestanden hatte, dass neun Mitarbeiter auf einen Wechsel verzichten, bleiben diese vorerst weiterhin bei der Gemeinde angestellt. Bezahlt werden sie zunächst noch bis 30. September durch die Johanniter, aber nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes. Spätestens zum Jahresbeginn 2023 müsse dieses Verfahren der Personalgestellung, so Günterslebens Bürgermeisterin Klara Schömig, enden. Ansonsten fällt für sie Umsatzsteuer gemäß einer neuen gesetzlichen Regelung an.
Wechselverweigerer: "Wollen uns nicht übers Ohr hauen lassen"
Schömig bestätigt, dass die Gemeinde die Neun im Kindergarten dauerhaft nicht weiter beschäftigen könne. Die Gemeinde sei nicht mehr Betreiber von Kindergärten. Es werde nun versucht, diese an Nachbargemeinden mit kommunalen Kindergärten zu vermitteln. Es sei jedoch auch ein Einsatz auf anderen Stellen innerhalb der Gemeinde denkbar. Ein Wechsel zu den Johannitern bedeute keine Verschlechterung. In einer Personalüberleitungsvereinbarung sei festgeschrieben, dass die Konditionen gleich sein müssten.
Die neun Wechselverweigerer befürchten dagegen, dass sie bei dem neuen Arbeitgeber vor allem langfristig schlechter gestellt sind: "Wir wollen hier bleiben und für die Gemeinde arbeiten, wir wollen uns aber auch nicht übers Ohr hauen lassen und unsere Sicherheit verlieren", erklärt eine Mitarbeiterin die Gründe. Als strittige Punkte nennt sie Unklarheiten bei der Fortdauer der eigentlich nur dem öffentlichen Dienst offenstehenden Zusatzversorgung durch die ZVK und die Befürchtung, dass bei einer Änderung der Stundenzahl die Gültigkeit des alten Vertrags erlischt. Schwierig sei auch, dass die früheren Gemeindebeschäftigten nun mit Kollegen der finanziell schlechter gestellten Johanniter "Hand in Hand" arbeiten. Hier seien Klagen wegen Ungleichbehandlung zu befürchten.
Von den im Jahr 2019 knapp 40 Erziehern und Kinderpflegern waren zuletzt noch 25 bei der Gemeinde beschäftigt. Die anderen sind in den Ruhestand gegangen oder haben bereits den Arbeitgeber gewechselt. 16 sind bislang auf das Angebot der Johanniter eingegangen. Stephan Pies von den Johannitern bedauert, dass es nicht gelungen sei, alle Mitarbeiter zu überzeugen. Die Betreuung in den Günterslebener Kindergärten sei jedoch sichergestellt, die nachzubesetzenden Stellen seien ausgeschrieben und würden "nach und nach" ersetzt. Auf "besonderen Wunsch" der Gemeinde habe man die neuen Mitarbeiter zu den Bedingungen des Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst, TVöD, übernommen und auf die bei Betriebsübergängen übliche Möglichkeit, nach einem Jahr die Vertragsbedingungen zu ändern, verzichtet.
Privatisierung der vier Kindergärten ist umstritten
"Damit profitieren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch weiterhin von den sehr guten Bedingungen ihres Tarifvertrages und den Benefizen bei einer Hilfsorganisation beschäftigt zu sein." Auch sei als "besondere Zugabe (...) ein ausschließlicher Arbeitseinsatz in Güntersleben vertraglich festgehalten". Er verweist zudem auf die vielfältigen Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen und bessere berufliche Aufstiegschancen bei einem Arbeitgeber, der in der Umgebung insgesamt 15 Kinder- und Jugendeinrichtungen betreibt. In Güntersleben ist die Privatisierung der vier Kindergärten umstritten.
Bürgermeisterin Schömig steht weiterhin hinter der Entscheidung. Es habe damals unter den Eltern, aber auch dem Personal, eine breite Unzufriedenheit über die vollen Kindergärten und die Arbeitsbedingungen gegeben. "Es waren damals alle froh über den Wechsel zu den Johannitern", schildert sie ihren Eindruck. Einen Gegenvorschlag des CSU-Ortsvereins, zumindest einen Kindergarten in Eigenregie weiterzubetreiben, wurde im Gemeinderat mehrheitlich abgelehnt.
Und auch wenn es erstmal zu den gleichen Konditionen weitergeht bei den Johannitern, so wird das aber sicher nicht bis zur Rente sein. Den bei solchen wechseln ist es meiszso das nur die ersten 2-3 Jahre als Übergang die gleichen Konditionen gelten danach nicht mehr.
Aber der Gemeinde den schwarzen Peter alleine zuschieben das man aus wirtschaftlichen Gründen das ganze Privatisiert vermute ich kann auch nicht sein.
Unsere Kommunen werden halt auch nicht ausreichend unterstützt vom Bund zum Beispiel. Bevor man irgendeine EU*******.. als Bund subventioniert sollte man lieber jährlich einen großen Topf haben wo man Gelder an Finanzschwache Kommunen verteilt.
Sachen wie Schule, Kindergarten, ÖPNV, Post usw. sollten wie früher 100% Staatlich sein.
Dann frag ich mich nur, warum da ein großer Teil der Beschäftigten nicht mitmachen will... es ist doch immer das Gleiche: sobald es mehr als ein bisschen Händeklatschen kosten soll, wird es auf einmal "sehr still im Raum". Wie war das noch mit dem Fachkräftemangel? Wieder mal fühle ich mich bestätigt in meiner Ansicht, dass die einzigen Fachkräfte, an denen es wirklich mangelt, maximal 30 Jahre alte ungebundene Spitzenkräfte mit Bestnoten sind, die für 450,- € im Monat zwei Schichten am Tag arbeiten!
Da erbringen Menschen die gleichen Leistungen, nur werden sie dafür unterschiedlich bezahlt. Das ist nicht richtig und ich kann die jetzigen Gemeindeangestellten verstehen, das ihnen das nicht gefällt.
Nur die Johanniter mit einem privaten Investor, dem es nur auf die Rendite ankommt , zu vergleichen ist auch falsch. Die sind ein Ordenswerk, keine AG.
Wichtig wäre es doch einfach dafür zu sorgen, das alle Beschäftigten in den sozialen Berufen, egal wer ihr Arbeitgeber ist ordentlich bezahlt werden!
Dazu gehören Organisation der Beschäftigten, Betriebsräte, Gewerkschaften. Aber auch wir alle müssen dafür sorgen das die jeweilige Regierung gute, gesetzliche Vorgaben (an die sich dann alle halten müssen) macht!