Ganz überraschend kam der Schritt nicht: Der Neubau eines Naturkindergartens ist, wie nun bekannt wurde, zumindest vorerst vom Tisch. Die rasant steigenden Baukosten haben dazu geführt, dass der Eigentümer des Marienhofs als Kooperationspartner seinen Rücktritt vom Vertrag mit der Gemeinde erklärt hat.
Die Kosten waren zuletzt auf bis zu zwei Millionen Euro angestiegen. Die ursprüngliche Schätzung lag bei 500.000 Euro. "Wir hätten alle fürchterlich gern den Kindergarten da draußen gehabt, wir verstehen aber auch die Beweggründe für den Rückzieher", stellt Bauamtsleiter Martin Stöcker auf Nachfrage fest.
Auch der Gemeinderat hatte sich bereits schwergetan
Auch der Gemeinderat hatte sich in seiner Juni-Sitzung bereits sichtlich schwergetan, das Vorhaben weiterhin mitzutragen. Die Räte der CSU-Fraktionen hatten das Vorhaben ohnehin unter Verweis auf die Kosten seit längerem abgelehnt. Die Notbremse hat schließlich der Eigentümer des Marienhofs, wo der neue Kindergarten in zwei Jurten untergebracht werden sollte, gezogen. Seinen Rücktritt hatte er dem Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung erläutert.
Mit dem Rücktritt von dem auf 20 Jahre geschlossenen Vertrag möchte der Eigentümer eine unzumutbare Belastung des Hofes vermeiden. Sorgen bereiteten ihm insbesondere die explodierenden Baukosten. Er verwies aber auch auf die Verzögerung bei der Genehmigung des Projekts. Diese ergab sich infolge des rechtlichen Neulands für die Jurtenbauweise im Außenbereich und der Corona-Beschränkungen. Ein schwerer Rückschlag für das Vorhaben war zudem, dass eine zusätzliche, eigentlich fest eingeplante Förderung aus einem Sonderinvestitionsprogramm nicht zustande kam.
Kindern sollen den Bauernhof weiterhin nutzen können
Beide Seiten möchten es den Kindern auch weiterhin ermöglichen, den Bauernhof zu nutzen. Es soll nun, so Stöcker, eine "kleine Lösung" gefunden werden. So könnten etwa Außentoiletten am Hof aufgestellt und der Zugang zu einem Spielplatz verbessert werden. Die bei den Kindern besonders beliebten Hofwochen oder die Arbeit mit den Tieren sollen fortgeführt werden. Auch sei die Gemeinde daran, die Situation in dem eigentlich nur als Übergangsstation vorgesehene Lagerhaus zu verbessern.
Sicher ist bereits, dass das Lagerhaus zusätzlich einen Garten nutzen kann, der hinter dem Gebäude angrenzt. "Wir sind nun dabei, hier was Vernünftiges hinzukriegen", bekräftigt der Bauamtsleiter. Ziel sei es, aus dem Provisorium einen dauerhaften Kindergarten zu gestalten. Hier können bis zu 25 Kinder untergebracht werden. Am Marienhof waren ebenso viele Kinder vorgesehen. Einen Engpass in der Kinderbetreuung sieht Stöcker derzeit nicht. Es gebe keine Überbelegung in den drei übrigen Kindergärten.
Der Standort im Lagerhaus ist vorerst gesichert: Die Kindergartenaufsicht des Landratsamts hat die provisorische Genehmigung bis zum 31. August 2023 verlängert.