zurück
Würzburg
Preisexplosion: Warum Lebensmittel auch in Würzburg teurer werden
Vor allem der Anbau von Gemüse kostet immer mehr Geld. Werden Lebensmittel bald sogar noch teurer? Was bedeutet die Entwicklung für Landwirte in der Region Würzburg?
Bastian Reitzenstein hat eine Gärtnerei in Rimpar und verkauft sein Obst und Gemüse als Selbstvermarkter auf Märkten und in eigenen Läden.
Foto: Thomas Obermeier | Bastian Reitzenstein hat eine Gärtnerei in Rimpar und verkauft sein Obst und Gemüse als Selbstvermarkter auf Märkten und in eigenen Läden.
Marcel Dinkel
 |  aktualisiert: 15.07.2024 09:56 Uhr

Egal ob Äpfel, Tomaten oder Brot – viele Lebensmittel werden immer teurer. Nach Daten desStatistischen Bundesamtes müssen Verbraucher seit einigen Monaten beim Kauf von Lebensmitteln immer tiefer in die Tasche greifen. So sind beispielsweise die Preise von Gemüse innerhalb eines Jahres um über neun Prozent gestiegen.

Auch Bastian Reitzenstein, Inhaber eines Gemüseanbaubetriebs in Rimpar, bestätigt, dass die Preissteigerungen bei seinen Produkten derzeit so spürbar seien wie selten. "Die letzten eineinhalb Jahre sind die Preise immer weiter rauf gegangen", sagt Reitzenstein. Von Salat über Erdbeeren bis hin zu Melonen baut sein Betrieb rund 200 verschiedene Gemüse- und Obstsorten an und verkauft diese auf Märkten und in eigenen Läden.

Im Laufe der letzten Jahre sei beispielsweise der Verkaufspreis einer Schale Erdbeeren von unter zwei Euro auf fast drei Euro gestiegen. Auch der Salat sei in den letzten zwei Jahren zwanzig Prozent teurer geworden, sagt Reitzenstein. Mehr verdienen würde er als Erzeuger deshalb aber nicht, da die Mehreinnahmen nur einen Teil der steigenden Betriebskosten deckten. Kleinere Betriebe müssten zunehmenden Betriebskosten teils selbst abfedern, um mit den günstigen Preisen der großen Wettbewerbern am Markt mithalten zu können, sagt Reitzenstein.

Einer der Hauptgründe für die steigenden Lebensmittelpreise seien die nach oben schnellenden Rohstoffpreise, sagen Vertreter von Discountern und Supermärkten. "Aktuell steigen diese aufgrund verschiedener externer Einflüsse wie Rohstoffknappheit, Ernteschwankungen, Stromprobleme in China und höhere Frachtkosten", sagt eine Pressesprecherin von Aldi Süd.

Alfons Baumann, Fachberater des Bayerischer Bauernverbandes in Würzburg, bezeichnet die Situation von Gemüsebauern angesichts steigender Energiekosten als "dramatisch." Diese würden gerade die Gemüsebauern im Winter besonders hart treffen, da Gewächshäuser geheizt werden müssten. "Beim Gemüse wird es noch einen größeren Sprung nach oben geben", prognostiziert Baumann. Neben steigenden Betriebskosten - neben der Energie sei auch zum Beispiel Dünger deutlich teurer geworden - sorgten auch Ernteausfälle, beispielsweise beim Getreide, für höhere Lebensmittelpreise.  

Und es gebe noch einen weiteren Faktor, der in den nächsten Monate die Preise sogar noch weiter nach oben klettern lassen könnte: Der höhere Mindestlohn für Saisonarbeitskräfte. "In den Bereichen, in denen viele Lohnarbeitskräfte gebraucht werden, wie bei den Erdbeeren oder dem Spargel, steigen die Preise wohl weiter an", sagt Baumann. Bereits heute würden die Lohnkosten bei ihm fast achtzig Prozent der Herstellungskosten ausmachen, sagt Gemüseanbauer Reitzenstein aus Rimpar.

Lieferschwierigkeiten bei Eierkartons 

Der Mangel an Rohstoffen wirkt sich auch bei Direktvermarkter wie Hannes Ort aus. Ort betreibt einen landwirtschaftlichen Betrieb und vermarktet Kartoffeln, Fleisch, Liköre und Eier in seinem Hofladen sowie auf Wochenmärkten in der Region.

Wie die Supermärkte hat auch Ort die Preise bei manchen seiner Produkte angehoben. "Im Großen und Ganzen ist einfach alles um die Lebensmittel herum teurer geworden", begründet das Ort. Zum Beispiel auch die Verpackungen. "Gerade Glasflachen kosten deutlich mehr", sagt Ort. Aber auch Vakuumbeutel für Fleischwaren, Kunststoffpackungen für Nudeln oder Eierschachteln – alles ist um das drei oder vierfache gestiegen. "Eine Katastrophe", sagt Ort.

"Wir haben drei Monate auf unsere Eierschachteln warten müssen."
Michael Ort, Hofeigentümer und Direktvermarkter aus Röttingen

Zusätzlich erschwerten Lieferengpässe bei manchen Lebensmittelverpackungen Orts Vermarktung. "Wir haben zwischendurch drei Monate auf Eierschachteln warten müssen", sagt der Direktvermarkter. Mittlerweile würden Eierkartons wieder schneller geliefert und er könne größere Mengen Eier verkaufen.  

Denn die Nachfrage nach selbst erzeugten und vermarkteten Produkten steige. Ort glaubt einen Trend zum Kauf regionaler Produkte zu erkennen. "Man merkt da ein Umdenken in der Bevölkerung. Die Leute fragen nach regionalen Produkten. Die wollen das."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Rimpar
Röttingen
Marcel Dinkel
Aldi Süd
Gemüse
Getreide
Herstellungskosten
Hofläden
Landwirte und Bauern
Lebensmittelpreise
Lohnkosten
Melonen
Rohstoffpreise
Statistisches Bundesamt
Transportkosten
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • G. A.
    Deutschland hat im europaweiten Vergleich sehr günstige Obst/Gemüsepreise. Bitte mal vergleichen.
    Immer fragen: Was ist das mir wert.
    Wertschätzung der Sache und den Erzeugern gegenüber.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • P. B.
    Da es sozusagen um Lebensmittel geht, kann ich immer wieder feststellen, dass viele sich einen Weber-Grill kaufen aber dann im Aldi oder sonst wo sich das billigste Fleisch auf den Grill legen. Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Da ist mir doch wichtiger das was ich esse und nicht auf was es zubereitet wird!!!!!!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • B. H.
    Bei aller Liebe zu den Produkten gerade dieser Gärtnerei. Dort ging man schon vor zwei Jahren mit einer einzigen Tüte raus, die locker mal um zwanzig Euro kostete. Die Erdbeeren für drei Euro suchte ich vergeblich dort! Sie kosteten vier und fpnf. Oftmals verkaufen diese Gärtner einen Teil selbstangebautes Gemüse zuerst in guter Qualität und der grössere Teil wird mehr und mehr auf dem normalen Grossmarkt in Plastiksäcken zugekauft. Das wird dann in Holzkisten umgefüllt und als „regional“ teuer mit Faktor 2 weiterverkauft. Nun also bei Steigerung der Kosten um reale 5 bis 10 Prozent wieder per Öffentlichkeitsarbeit MP wohlfeil die Endpreise ! um weitere 30 Prozent zu erhöhen, finde ich fragwürdig. Was früher in Generationen durch Fleiss erwirtschaftet wurde, versuchen nun junge und jüngere Newcomer dank Ökoboom innerhalb von 10, 15 Jahre an Wohlstand mit Turbo zu erreichen. Das gilt für alle, nicht nur für besagten Gärtner. Landwirtschaft lädt derzeit zu schneller Bereicherung ein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • U. A.
    Die Bauern haben schon immer auf höchstem Niveau gejammert und ihr Schnäppchen gemacht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. K.
    Ich hoffe, dass Erzeuger endlich mal eine faire Entlohnung erhalten. Man muss das auch mal so betrachten: Wieviel Geld gibt man für das Auto (zB Motoröl), Zigaretten oder Kleidung aus? Ich werde nicht am Essen sparen. Finde sowieso dass die Lebensmittel zu billig sind. Jeder, der mal Gemüse oder Obst selbst anbaut, merkt was da an Energie drinnen steckt und die Preise längst nicht mehr realistisch sind.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • B. H.
    Ich baue Gemüse selbst an und wundere mich ab und an wieviel in bester Qualität von ganz alleine wächst. Die Erzeuger verdienen echt ganz gut. Das ist auch ok. Die Beschwörungsformel, lasst uns alle mehr zahlen! (die Karotte wurde schliesslich von Hand umgeschüttet aus Grosshandelssack) - manch einer braucht die in Bioläden getätigte Erhöhung von guter Ernährung zur Heiligen Karotte fürs gute Gefühl. Dann bekommt das Gmüs‘ scho fast was Sakrales und für ein Stückerl Fleisch drin langt das Geld dann eh nicht mehr. Gut für Klima. zwinkern))
    Ich brauch des net. Und viele andere Familien auch nicht. Man kann gute Qualität bezahlbar produzieren. Alles andere ist Marketing in eigener Sache. Warte auf Bericht vom Installateur, Autohaus, Metzger, Friseurin, ... und alle werden uns erklären, sie müssen unbedingt 30 Prozent aufschlagen. Wobei es Branchen gibt, da stimmt das eher.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • W. Z.
    ....und warum darf man seinen Eierkarton beim Selbstvermarkter nicht zurückgeben? Hygienische Gründe? Da schüttel ich nur den Kopf.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Das frage ich mich jedes Mal, wenn ich den Eierkarton entsorge.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. A.
    Eierkarton mitnehmen und selber auffüllen im Hofladen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. A.
    das die preise steigen war abzusehen und wusste jeder schon mit beginn der Pandemie. Dahinter stecken überwiegend gierige Manager die die verlorene 2 Jahre wieder reinholen wollen und sich das ganze obendrein noch vergolden wollen, wie eben vor einigen Jahren als die Rohölpreise explodiert sind. Dieser ganze Manager Wahn, die tun und lassen können was sie wollen, wird Deutschlands Untergang sein wenn dem nicht mal bald ein Riegel vorgeschoben wird.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. P.
    Was schlagen Sie vor? Wer sind diese Manager eigentlich, die das aktiv steuern und davon profitieren? Und wenn wir Sie kennen, treiben wir sie mit Fackeln und Mistgabeln raus? Ist Ihnen klar, dass solche Argumentationsketten die Triebfeder von Faschismus sein können?

    Natürlich mögen wir einfache Antworten auf komplexe Fragen, aber es sind nicht die Manager. Und auch nicht Corona. Es ist der Markt, der auf Inflation, Energie- und Rohstoffkosten, Angebot und Nachfrage reagiert. Da, wo Geld ist, vermehrt es sich. Da wo kein Geld ist, schaut man in die Röhre und produziert einfache Feindbilder. Bringen die eine Lösung? Nein! Es schürt nur sinnlosen Hass!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. A.
    @Meinungsvertreter
    Dem widerspreche ich, alleine schon wenn man sich die Getreidepreise mal anschaut. Wieso müssen hier die Preise aufgrund eines schlechten Jahres erhöht werde, obwohl die Lager randvoll sind? Selbst in einem schlechten oder gar mehrere schlechten Jahre produziert nur alleine schon Deutschland solche Übermengen die wir gar nicht verbrauchen können, von daher ist der Preis hier schon eine Farce.
    Würden Manager nach Tarif bezahlt werden und keine fette Provisionen zusätzlich erhalten, wäre die Kuh längst vom Eis.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • W. S.
    Ihnen ist aber schon klar, dass im gewöhnlichen Brötchen für nicht einmal einen Cent Weizen drin ist. Wenn der Anteil jetzt also beispielsweise auf 1,2 ct steigt, kann das keine hinreichende Begründung für eine Erhöhung in 5- oder gar 10-Centschritten sein. Werden die nächstes Jahr wieder billiger, wenn der Erzeugerpreis wieder abstürzt?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • B. H.
    Genau! Das ist das, was ich meinte. Die Kosten für zB Karottenerzeugung steigen de facto um 10 Prozent, also von zB 23 cent auf dann 25,3 cent.
    Die Endverbraucher GemüseVerkaufspreise steigen aber um 30 Prozent, d.h. sie kosten nicht mehr 1,65 Euro sondern jetzt 2.20 Euro. Finde den Fehler. Berichte wie dieser helfen bei diesen Taschenspielertricks. Für fünf Stängel Petersilie zahlt man mittlerweise 1,- Eur. Dort in diesem Geschäft beobachtete ich eine alte Frau, die ich von vor 50 Jahren her kenne. Sie war die klassische Hausfrau der 70er. Dieses Bündel Petersilie bat sie zu teilen und ein Ei für 0,36 cent (bei Kupsch zahlt man schon 0,50 cent für Alnaturaei) dazu kaufte sie. Ihre Tagesmahlzeit. Mantel und Börse waren die gleichen wie damals. Es war zum Weinen, das zu sehen. Kein Petersilienstängel ist 20 cent wert, da stimmt was nicht bei allem Respekt für die Arbeit der regionalen Erzeuger.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • D. P.
    Der Markt reguliert den Preis. Die Ernten waren (bisher) schlecht, die Lager sind "leer" wie schon lange nicht mehr, gleichzeitig gibt es eine sehr hohe Nachfrage. Am Ende bekommen die Käufer den Zuschlag, die den höchsten Preis bezahlen. Und von diesem hohen Preis profitieren alle in der Erzeugungskette. Wenn Sie Getreide erzeugen, hätten Sie doch auch ein hohes Interesse, es zu einem möglichst hohen Preis zu verkaufen, oder? Oder würden Sie Ihren Verkaufspreis deckeln, selbst wenn ihre Produktionskosten höher wären? Ich vermute nicht.

    Natürlich ist dieses kapitalistische System speziell bei Lebensmitteln komplett verrückt. Aber suchen Sie die Schuld nicht bei irgendwelchen Managern. WIR sind das System. Die Regierungen können den Markt regulieren, Lebensmittel fair verteilen, etc. wenn WIR das wollen, sprich über Demonstrationen und Wahlen das deutlich machen. Aber offensichtlich spekulieren wir lieber mit Grundbedürfnissen wie Essen, Wohnen, usw.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. H.
    Landwirtschaftliche Produkte sind eine Ausnahme. Hier herrscht Planwirtschaft mit künstlich festgelegten Preisen. Würde man hier den Preis nach Angebot und Nachfrage regeln und alle Subventionen streichen, würde es bei uns keine Bauern mehr geben, oder die Auswahl der angebauten Feldfrüchte wäre eine völlig andere. Dann wäre diese Kuh auch vom Eis, würde aber im See unter dem Eis verrotten.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten