Die CSU hat im vergangenen Jahr das Ende des achtjährigen Gymnasiumsin Bayern beschlossen. Von kommendem Schuljahr an, soll es das Abitur wie in vielen anderen Bundesländern auch, in der Regel wieder nach 13 Schuljahren geben. Doch was genau bedeutet die erneute Umstellung für die Schulen?
Wieder mehr Freizeit am Nachmittag
Schulleiter Martin Sachse-Weinert vom Mathias Grünewald-Gymnasium findet es gut, dass die Ungewissheit, wie es mit den Gymnasien weitergeht endlich vorbei ist. Seine Devise: "Man kann sowohl im G8 als auch im G9 guten Unterricht machen. Wichtig ist nur, dass Klarheit herrscht." Prinzipiell sei es für die Kinder ja gut, wenn nachmittags wieder etwas mehr Zeit bleibe, um sich beispielsweise in Vereinen zu engagieren.
"Ich wünsche mir, dass viele Schüler das Plus an freier Zeit auch sinnvoll nutzen." Vorteil könnte auch sein, dass die Ideen über das spätere Berufsleben etwas klarer werden. Nach dem G8-Abschluss habe man schon bemerkt, dass manchen jungen Leuten noch die Reife fehlt, Entscheidungen zu treffen. "Da kann ein ganzes Jahr doch einiges bewirken."
Umstellung ein geringer "bürokratischer Aufwand"
Dass beides funktioniert - davon ist auch Dieter Brückner, Schulleiter des Gymnasiums Veitshöchheim, überzeugt. Er ist bekennender Verfechter des G8, "aber ich sehe auch die Vorteile des G9 für einige meiner Schüler". In der Umstellung sieht er gar kein Problem: "Von G8 auf G9 ist definitiv einfacher als umgekehrt." Das bedeute nur einen "geringen, bürokratischen Aufwand".
Er als Schulleiter sei ausführlich informiert worden. Auch für die Lehrkräfte gebe es fachbezogene Veranstaltungen zur Implementierung des G9. Was die neuen Lehrpläne angeht: Die hätte es wegen neuer Richtlinien in puncto Kompetenz-Orientierung auch für G8 gegeben.
Integrative Umstellung
Eine positive Grundstimmung scheint auch an den anderen Gymnasien in Würzburg und der Region zu herrschen: Laut der Ministerialbeauftragten für die unterfränkischen Gymnasien, Monika Zeyer-Müller, haben die Schulleiter in Unterfranken durchweg positiv auf die Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums reagiert. "Dem bei Eltern wie Kollegen häufig geäußerten Wunsch nach einem Mehr an Zeit wurde damit entsprochen. Gleichzeitig wird es weniger Nachmittagsunterricht in der Unter- und Mittelstufe geben, ebenfalls ein Anliegen vieler Schulleiter gerade in ländlichen Regionen, in denen die Schülerbeförderung naturgemäß schwieriger ist", erklärt sie.
Die Umstellung von G8 auf G9 gestalte sich integrativ, "so befinden sich die Schüler in der jetzigen fünften Jahrgangsstufe ja bereits in der neunjährigen Form". Vorab-Informationen für Eltern und Schüler seien über die jeweiligen Gymnasien erfolgt, umfassende Informationen bietet auch die Website des Kultusministeriums.
Lehrplan-Plus wird angepasst
Während der Lehrplan für die fünfte Jahrgangsstufe unverändert bleibt, wird der so genannte "Lehrplan Plus" ab der sechsten Klasse an die neunjährige Lernzeit angepasst und dabei konzeptionell auf die neue Lernzeit ausgerichtet. "Dabei wird auch die Oberstufe einbezogen", erklärt die Ministerialbeauftragte.
Mit dem zusätzlichen Schuljahr im G9 könne das Gymnasium in Bayern nun besser auf neue gesellschaftliche Entwicklungen reagieren: "So entstehen neue pädagogische Spielräume, um auf eine zunehmend heterogene Schülerschaft und deren jeweilige Ansprüche besser reagieren zu können." Als Beispiel nennt Zeyer-Müller Schüler mit Migrationshintergrund.
Zusätzliche Lernzeit zur Wissens-Vertiefung
Zudem ermöglichen die neun Jahre den Schülern eine Vertiefung des Unterrichtsstoffs und zusätzliche Wiederholung. Diesen Vorteil sieht auch der Schulleiter des Deutschhaus-Gymnasiums, Michael Schmitt, und hofft auf ein reges und qualitätsvolles Diskutieren und Austauschen über Inhalte, gerade in der Oberstufe. Zwar ist auch er kein Bedenkenträger des G8, "aber für die Schüler ist es nicht schlecht, wenn das System entzerrt wird und die nachmittägliche Belastung weniger wird". Auch Vereine bekämen vielleicht so wieder mehr Zulauf, hofft er.
Immer wichtiger werden im Schulalltag auch Schlagworte wie politische Bildung, Digitalisierung, die gestiegene Bedeutung der Naturwissenschaften und fremdsprachlichen Kompetenzen sowie Studien-und Berufsorientierung. "Der 11. Klasse als 'neue' Jahrgangsstufe wird dabei eine besondere Bedeutung zukommen, sie wird inhaltlich und konzeptionell entsprechend ausgestaltet werden", so Zeyer-Müller.
So wird es zum Beispiel erstmals Informatik als eigenständiges Pflichtfach in allen Ausbildungsrichtungen geben. Und: In der Jahrgangsstufe neun wird es in Zukunft ein Modul "Berufliche Orientierung" geben, das in der elften Jahrgangsstufe seine Weiterführung im Projektseminar zur Studien- und Berufsorientierung findet.
Vom Umbruch betroffen
Die elfjährige Lene geht in diefünfte Klasse des Riemenschneider-Gymnasiums und ist vom Umbruch genau betroffen. "Ich freue mich darauf, dass ich nicht so viel Nachmittagsunterricht haben werde und mehr Zeit für Hobbies", sagt sie. Und schließlich bleibt ihr auch noch die Möglichkeit ihre Lernzeit bis zum Abitur individuell um ein Jahr zu verkürzen ("Überholspur").
Dieses Vorgehen erklärt die Ministerialbeauftragte folgendermaßen: "In einem auf zwei Jahre angelegten Förder- und Begleitangebot sollen Schüler, die verkürzen wollen, in Zusatzkursen in den Jahrgangsstufen neun und zehn darauf vorbereitet werden." Das Tolle: Die Schüler werden nicht von ihren vertrauten Klassenkameraden getrennt, sondern bleiben an ihrer Schule, im jeweiligen Zweig und bis zur Jahrgangsstufe zehn auch in derselben Klasse.
Wie wäre es, wenn man in den letzten beiden Jahren die Möglichkeit hätte sich in gewissen Fächern/Fachrichtungen zu vertiefen und eine gewisse Auswahl treffen könnte, weil man schon ungefähr weiss in welche Richtung Studium oder Job später mal gehen...Oh warte mal, das gab es ja schon alles. Danke CSU für gar nichts!