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Würzburg
Polizeischüler erschießt versehentlich Stubenkameraden
Schock in der Kaserne der Bereitschaftspolizei in Würzburg. Beim Hantieren mit der Dienstpistole löste sich schon wieder ein Schuss. Diesmal tötet er einen jungen Beamten
Die neue Dienstpistole der bayerischen Polizei SFP9 von Heckler & KOch soll bis Ende 2019 in allen Einheiten eingeführt sein
Foto: dpa | Die neue Dienstpistole der bayerischen Polizei SFP9 von Heckler & KOch soll bis Ende 2019 in allen Einheiten eingeführt sein
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:25 Uhr

Zwei junge Polizeischüler machten sich am Donnerstagabend fertig, um Wache zu schieben. Dann fiel im Zimmer der beiden in der Kaserne der Bereitschaftspolizei in Würzburg ein Schuss. Die Kugel aus der Dienstpistole des einen Auszubildenden verletzte den anderen so schwer, dass er im Krankenhaus verstarb.

Unbeabsichtigter Schuss in der alten Kaserne in der Zellerau

Nachdem die Angehörigen verständigt worden waren, bestätigte am Freitagmorgen eine gemeinsame Pressemitteilung von Polizeipräsidium und Staatsanwaltschaft den Vorfall. Das Präsidium der Bereitschaftspolizei in Bamberg äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Vorfall.

Zu dem Präsidium gehört die III. Bereitschaftspolizeiabteilung in Würzburg. In einer alten Kaserne in der Sedanstrasse im Würzburger Stadtteil Zellerau sind sowohl Auszubildende als auch bereits im Einsatz befindliche Einheiten der Bereitschaftspolizei untergebracht. Der neue Jahrgang soll heute mit der Ausbildung beginnen.

Notarzt konnte nicht mehr helfen

In einem der Unterkunfts-Gebäude soll es „durch einen Beamten zu einer unbeabsichtigten Schussabgabe gekommen“ sein, „die seinen Kollegen erfasste“, heißt es in der Erklärung von Polizeisprecher Michael Zimmer und Boris Raufeisen, dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Würzburg. Um 21.32 Uhr ging bei der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Unterfranken ein Notruf aus der Bereitschaftspolizeiabteilung ein.

Nach ersten Erkenntnissen befanden sich zwei Auszubildende kurz vor ihrem Wachantritt zu zweit in einem Zimmer eines der Unterkunftsgebäude. Da hörte ein weiterer Beamter einen Schuss. Er schaute nach. Er fand im Zimmer einen seiner beiden Kollegen lebensgefährlich verletzt, den anderen im Schockzustand, vor. „Durch den sofort verständigten Rettungsdienst samt Notarzt wurden Erste Hilfe Maßnahmen eingeleitet,“ heißt es in der Presseerklärung. „Der ältere der beiden Auszubildenden wurde in eine Klinik eingeliefert, wo er kurz darauf verstarb.“

In der Kaserne in der Sedanstraße in Würzburg (hier bei einem Besuch von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann) werden angehende Polizisten ausgebildet.
Foto: Polizei | In der Kaserne in der Sedanstraße in Würzburg (hier bei einem Besuch von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann) werden angehende Polizisten ausgebildet.

Dies ist bereits der zweite Vorfall dieser Art binnen kurzer Zeit. Bereits vor einer Woche hatte sich – ebenfalls in der Bepo-Kaserne – unbeabsichtigt ein Schuss aus der Pistole eines Beamten gelöst.

Schon der zweite Vorfall

Dem aktuellen Sachstand nach war der Polizist davon ausgegangen, seine Waffe sei ungeladen. Auf der Seite zur Ysenburgstraße hin beschädigte das Projektil eine Bürofensterscheibe im zweiten Obergeschoss des Dienstgebäudes. Menschen kamen nicht zu Schaden.

Der Vorfall fällt in eine Zeit, in der die bayerische Polizei gerade neue Pistolen bekommt. Sie rüstet bis Ende 2019 auf das neue Modell ‚SFP9‘ von Heckler & Koch um. Bei der Bereitschaftspolizei in Würzburg hat sie nach Informationen der Redaktion schon die seit 1979 eingesetzte P7 von Heckler & Koch ersetzt.

Polizei kriegt neues Pistolen-Modell

Wie das Vorgängermodell kommt die Pistole vom Hersteller Heckler & Koch. 15 Patronen vom Kaliber 9 Millimeter passen hinein statt wie bisher acht. Neu ist aber vor allem das Handling. Es gibt nicht mehr die so genannte Handballensicherung oder einen Sicherungshebel. Stattdessen soll der Abzugshebel mit einem stärkeren Widerstand eine versehentliche Schussabgabe vermeiden. Die Griffe lassen sich kleinen beziehungsweise großen Händen anpassen.

Im Juli 2018 hatte Ausbilder der Berliner Polizei über erhebliche Mängel an der neuen Polizeiwaffe SFP 9 vom Hersteller Heckler & Koch geklagt. Die Waffen könnten so nicht für den Dienstgebrauch zugelassen werden. Die Berliner Polizei hat 24.000 Pistolen bestellt.

Klagen in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern

Kurz darauf beschwerten sich auch die Kollegen in Mecklenburg-Vorpommern. Wie der NDR berichtet, waren die Gründe dieselben wie in Berlin - demnach treffe die Waffe schlecht und Magazine würden gelegentlich herausfallen: "Die Waffen lägen außerhalb der "Qualitäts-Toleranz", so Innen-Staatssekretär Thomas Lenz von der CDU auf eine Anfrage im Landtag.

Doch dann zeigte sich: Die Probleme mit der neuen Waffe waren zumindest in Berlin auf Extra-Wünsche der dortigen Polizei zurückzuführen. Zum einen wurde demnach der Magazinauswurf verändert, zum anderen der Abzug. „Die bayerische Polizei bestellte hingegen die SFP 9 von Heckler & Koch wie vom Hersteller entwickelt und hatte keinerlei Probleme,“ nach umfangreichen Tests, wie ein Insider betont.

Keine Probleme in Bayern

Das weiß auch Harald Schneider, Ehrenvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei in Bayern. Hier sei man auch bei der Ausbildung sehr sorgfältig, sagt Schneider (SPD), der frühere Landtagsabgeordnete, der einst selbst Polizist war. Es gebe reichlich „Trockenübungen“, um mit der neuen Waffe vertraut zu werden. Darüber werde auch genau Buch geführt.

Die Polizeischüler haben zwar eigene Waffen. Aber in der Ausbildung sei es üblich, dass sie erst dann Munition dazu ausgehändigt bekommen, wenn sie auf Wache gehen. Sie müssen die Patronen danach auch wieder abgeben, sagt ein Polizist.

LKA ermittelt

Die ersten Maßnahmen vor Ort übernahmen am Donnerstagabend Beamte der Kripo Würzburg. Die Ermittlungen zu den genauen Umständen führt, wie in solchen Fällen üblich, das Bayerische Landeskriminalamt in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Würzburg. Es besteht der Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung.

Waffe falsch entladen?

Wie es zu dem tragischen Vorfall kommen konnte, war zunächst völlig unklar. Hauptkommissar Zimmer sagte: "Das ist einer der zentralen Punkte der Ermittlungen: Was sind die genauen Umstände, die dazu geführt haben, dass es zu dieser nach jetzigem Stand unbeabsichtigten Schussabgabe gekommen ist?"

Die genaue Ursache des tödlichen Vorfalls am Donnerstagabend sei zwar noch nicht aufgeklärt. Aber vermutlich habe ein Polizeischüler beim Entladen eine Kugel im Lauf der Waffe vergessen und nur das Magazin entnommen, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann am Freitag bei der Begrüßung neuer Polizisten in München. "Das war wahrscheinlich die Ursache." An die jungen Polizisten appellierte Herrmann: "Nehmen Sie alles, was Sie in ihrer Ausbildung zum Entladen ihrer Waffe gelernt haben, sehr sehr ernst."

Betreuung für Betroffene

„Natürlich sind die anderen Kollegen erheblich betroffen von dem Vorfall“ sagte Polizeisprecher Zimmer. Seitens der Bereitschaftspolizei und des Polizeipräsidiums Unterfranken wurden unverzüglich Betreuungsmaßnahmen für die Kolleginnen und Kollegen des Ausbildungsstandortes, sowie für die Angehörigen, organisiert.

 
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  • alexlosert@aol.com
    Das Leben von zwei jungen Menschen ist zerstört. Mei Mitgefühl gilt den Betroffenen, den Angehörigen und Freunden der jungen Menschen. Was zu hören ist, war außer den Beiden sonst niemand mit im Zimmer. In allen Foren wird wieder einmal mit Halb- oder sogar völligem Unwissen unqualifiziert und teils respektlos gepostet. Sollten wir vielleicht angesichts der Tragik des Ereignisses nicht einfach mal die „Klappe“ halten und den ermittelnden Stellen ihre Arbeit machen lassen? Wenn die dann ihre, sicherlich akribische, Untersuchung abgeschlossen haben, mögen Forist/innen mit Hirn und Verstand sich adäquat äußern. Aber bis dahin: Einfach mal „erst denken, und dann posten“. Danke!
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  • FischersFritz
    War es nicht zumindest früher so, dass die Dienstwaffen nur in einem speziellen „Sicherheitsbereich“ ge- und entladen werden durften?

    Zwei Holzbretter an der Wand in einer Raumecke vermeiden Querschläger und die Waffe muss beim Laden und Entladen auf die Wandecke gerichtet werden …

    Scheint man aufgegeben zu haben … oder gibt es da Unterschiede von Bundesland zu Bundesland?

    Sollte man mal darüber nachdenken, das auch in Bayern so (oder wieder so) zu machen: billig, einfach, effektiv, sicher.
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  • Arcus
    Was läuft da schief bei Bayerns Polizei.
    In der Würzburger Bepo Kaserne scheints an mehreren Stellen zu mangeln.
    Da hat nicht nur eine Sicherung versagt.
    Kopfschuss? Hallo?
    Patrone im Lauf? Wie kommt die dahin? Waffe entladen, Patronenlager frei?
    Wie kommt Munition auf die Stube?
    Der zweite Vorfall bei der BePo in derselben Kaserne?
    Liegt die Ursache auch darin begründet, dass aufgrund des politischen Drucks die Ausbildungszahlen plötzlich hochgefahren wurden, ohne ausreichend gute Ausbilder und möglicherweise auch ausreichend gut geeignete Polizeischülern zu haben?
    Weißt die Ausbildung insgesamt Mängel auf?
    Ein Mensch ist tot. R.I.P. Ein Polizeischülern wird auf Grund seines Fehlverhaltens lebenslang darunter leiden.
    Ihm alleine die Schuld in die Schuhe zu schieben ist aber zu billig.
    Ich hoffe die Opposition im bayr. Landtag sorgt für eine vollständige Aufklärung.
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  • jebusara@web.de
    Auch wenn die Waffe noch geladen war geht nicht einfach so ein Schuss los. Das Szenario lässt eher den Schuss zu, dass "spasshalber" auf den "Gegner" gezielt wurde. Wie einst im Kindergarten mit Spielzeugpistolen - nur war es diesmal eine echte Waffe... auch "um die 20jährige" können Kindsköpfe sein.

    Mein Beileid den Hinterbliebenen! Mein Mitleid demjenigen, der geschossen hat.
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  • kej0018@aol.com
    Was ich nicht ganz verstehe: auch wenn der Schuß unbeabsichtigt ausgelöst wurde kann er doch nur dann treffen, wenn die Waffe zuvor auf die andere Person gerichtet wurde, Querschläger mal ausgenommen...
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  • FischersFritz
    Das kann sich aus der Situation ergeben: die Waffe rutsch oder fällt und man greift reflexartig im Fallen nach. In vergleichbaren Szenarien haben sich auch schon Menschen unbeabsichtigt selbst verletzt oder erschossen.

    Ja, dass so etwas bei dem hohen Abzugsgewicht der SFP9 von über 2.500 Gramm passiert ist ungewöhnlich – aber eben nicht ausgeschlossen.
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  • DFR4
    Ziemlich konstruiert.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Ich frag mich wirklich was da los ist

    muss man daraus am Ende den Schluss ziehen, die Polizei kriegt nicht nur neue Pistolen, sondern auch das neue Motto "erst schießen, dann fragen"?

    MMn gehören Leute, die im Umgang mit der Schusswaffe herumschlampen(!), sicherlich nicht in einen Verein, der "standardmäßig" mit sowas umgehen muss. Kann man nur hoffen, dass man nie im Leben nachts auf dunkler Straße so einem (Hilfs-)Sheriff begegnet, der seine Waffe nicht beherrscht...
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  • jus
    Hier ohne irgendwelche Sachkenntnisse vorschnelle Schlüsse zu ziehen und den Polizeischüler als schießwütigen Hilfssherriff zu bezeichnen, ist einfach nur widerlich.
    Schämen Sie sich.
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  • kej0018@aol.com
    Vorschnelle Schlüsse? Oder doch eher schnelle Schüsse? Da ist ein Mensch TOT und die Dienstwaffe hat sich sicherlich nicht plötzlich erhoben und selbst entladen...
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  • Arcus
    @Jus vorschnelle Schlüsse? Da wurden eine ganze Reihe von Sicherheitsbestimmungen ignoriert und ein Mensch ist gestorben. Das war nicht der erste Vorfall. Wenn die Waffenausbildung dazu führt, daß in kurzer Zeit in ein und der selben Polizeikaserne ähnliches Fehlverhalten festzustellen ist, muß das nachgefragt werden.
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Wissen Sie - @ jus -

    ich war 15 Monate beim Bund und habe dort selber den Umgang mit Schusswaffen gelernt. Die wichtigste Lehre: gehe immer davon aus, Deine Waffe ist geladen - es sei denn, Du hast gerade eben(!) selber tatsächlich den letzten Schuss aus dem Patronenlager geholt.

    Vorher zeigt die Mündung IMMER zum Boden und der Finger bleibt vom Abzug weg!!!

    Genau daran hat es in diesem Fall ganz offenbar gehapert, sonst wäre es nicht zur Schussabgabe gekommen. Noch dazu bei einer Waffe, bei der man den Abzug lt. Hersteller mit "30 - 35 N" entsprechend ca. 3 kg bedienen muss. Die geht nicht "einfach von selber los", dazu muss eine/r den Abzug betätigen und schießen - zumindest grob(!) fahrlässig.

    Mein Beileid (bzw. Mitleid) für alle Hinterbliebenen, aber ich bleibe dabei: hier liegt zumindest eine Schlamperei vor, ein Mensch ist deswegen tot, und mich macht das wütend.

    Noch was: Das Attribut "schießwütig" stammt von Ihnen - ich habe "Unvermögen bei der Bedienung" unterstellt.
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  • matze.erlabrunn@gmail.com
    Selten habe ich so etwas widerliches gelesen, wie diesen Kommentar. Schämen Sie sich!
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Ich weiß ja nicht - @ Gevatter -

    ob Sie schon mal eine "scharfe" Waffe in der Hand gehabt haben und wenn ja wie sich das anfühlte. Ich hatte jedenfalls einen Heidenrespekt davor, meine Kameraden offenbar auch, und bei bzw. nach unseren Schießübungen und Wachgängen ist (Gott oder wem auch immer sei Dank) nie sowas "passiert". Dabei waren wir nur ganz einfache Soldaten, mit dem ganzen Spektrum an Voraussetzungen, die eine Truppe Wehrpflichtiger mitbringen kann.

    Und jetzt "passieren" in einem Ausbildungszentrum(!) für Fachleute(!) innerhalb kürzester Zeit zwei "Unfälle", die eigentlich nur dann "passieren" können, wenn die betreffenden Schützen den Punkt "Patronenlager leeren" beim Entladen der Waffe übergehen und aber trotzdem den Abzug betätigen. Sagen Sie mir was das ist, wenn keine Schlamperei, und sagen Sie mir, Sie haben keine Bedenken, es z. B. bei einer nächtlichen Verkehrskontrolle mit so jemandem zu tun zu bekommen.
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  • 50Hertz
    "Versehentlich ?"

    Ich schätze das Abzugsgewicht auf ca.2000 gramm,
    und die Mündung hat dann wohin gezeigt ?
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