zurück
WÜRZBURG
Nach tödlichem Schuss: Bereits der achte Zwischenfall mit einer Dienstwaffe
Tödlicher Zwischenfall bei Würzburger Bereitschaftspolizei       -  Die Einfahrt zur Mainau-Kaserne, dem Sitz der Bereitschaftspolizei III. Abteilung Würzburg: Ein Polizei-Azubi hat in Würzburg offenbar versehentlich einen Mit-Auszubildenden erschossen.
Foto: Nicolas Armer (dpa) | Die Einfahrt zur Mainau-Kaserne, dem Sitz der Bereitschaftspolizei III. Abteilung Würzburg: Ein Polizei-Azubi hat in Würzburg offenbar versehentlich einen Mit-Auszubildenden erschossen.
Manfred Schweidler
 und  dpa
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:45 Uhr

Ein junger Polizei-Azubi wurde am Donnerstag in Würzburg von einer Kugel tödlich getroffen - erschossen von seinem 19-jährigen Kollegen. Nach Darstellung der Polizei ein tragischer Unfall. Doch schon in der Vergangenheit gab es Zwischenfälle mit den neuen Dienstwaffen vom Typ SFP9, die erst seit Herbst 2018 an die bayerischen Polizisten verteilt werden.

So gab es in den vergangenen sechs Monaten in Bayern laut Auskunft des Innenministeriums acht Zwischenfälle mit den neuen Dienstpistolen – inklusive des tragischen Falls in Würzburg.

Erst vergangene Woche hatte ein Bereitschaftspolizist in Würzburg versehentlich einen Schuss in einem Büro abgegeben. Der Beamte hatte eine Fensterscheibe durchschossen, weil er dachte, dass seine Waffe nicht geladen sei.

Auch früher gab es immer wieder Unfälle mit Dienstwaffen bei der Polizei in Deutschland: Im Dezember 2017 wurde nahe dem Weihnachtsmarkt in Hannover ein Schuss aus einer Maschinenpistole ausgelöst, als ein Polizist die Waffe an einen anderen überreichte. Das Projektil schlug wegen eines Bedienungsfehlers auf dem Boden ein, niemand kam zu Schaden.

Im aktuellen Würzburger Fall mit Todesfolge seien noch Ermittlungen im Gang, sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Freitag auf Anfrage der Redaktion. In den sieben anderen Fällen habe es an „Fehlern in der Handhabung“ gelegen: Die Waffen seien „nicht sachgemäß entladen“ worden.

"Die Waffe kann nicht von alleine losgegangen sein"

Neue Dienstpistolen für Polizei Bayern       -  Symbolbild: Dienstpistole SFP9-TR von Heckler & Koch der Bereitschaftspolizei
Foto: Matthias Balk (dpa) | Symbolbild: Dienstpistole SFP9-TR von Heckler & Koch der Bereitschaftspolizei

Einen Zusammenhang mit den neuen Polizeipistolen sieht Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) beim aktuellen Fall aber nicht. Damit die Beamten in Gefahrensituationen schneller reagieren können, haben die Waffen keine zusätzliche Sicherung mehr - einmal geladen, kann man einfach den Abzug betätigen. Klar sei aber: "Völlig unbeabsichtigt kann sich ein Schuss nicht lösen, es muss jemand den Abzug betätigt haben. Die Waffe kann nicht von alleine losgegangen sein", so Herrmann.

Es ist nicht das erste Mal, dass Menschen durch Polizeiwaffen verletzt und getötet wurden. Im August 2014 etwa löste sich bei einer Fahrzeugkontrolle im brandenburgischen Cottbus versehentlich ein Schuss. Der Fahrer wurde am Kopf getroffen und fiel ins Koma. Der Polizist wurde wegen fahrlässiger Körperverletzung im Amt zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. In Hamburg wiederum wurde im März 2010 ein Zivilfahnder vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen, nachdem sich bei einem Einsatz unbeabsichtigt ein Schuss löste und einen 27-Jährigen tötete.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Manfred Schweidler
dpa
Debakel
Pistolen
Polizei
Polizistinnen und Polizisten
Tod und Trauer
Tödliche Schüsse
Waffen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • roswitha.oehrlein@aol.com
    Das die neuen Dienstpistolen keinen Sicherungshebel mehr haben finde ich total hirnrissig! Man muss nicht zu jeder Zeit schnell ziehen und schießen können wie Wyatt Earp und wenn man zu einem brisanten Einsatz geht kann man die Waffe ja vorher rechtzeitig entsichern! Wie man sieht geht dies alles zu Lasten der Sicherheit.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • k.emmerling@freenet.de
    Das Posting verstößt gegen unsere Netiquette und wurde daher gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Braun_Matthias@hotmail.com
    Da geht wohl die schnellere Schießbereitschaft vermutlich bei dieser Waffe zu Lasten der Sicherheit. Die flappsigen Sprüche vom Herrmann helfen jetzt auch nichts.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Arcus
    Wenn die H&K Pistolen nicht behördentauglich sind, dürfen sie nicht zugelassen werden. Fehler 1.
    Das hat aber nichts damit zu tun, dass grundlegende Sicherheitsvorschriften mehrfach nicht eingehalten wurden. Patrone im Lauf/ Rohr Fehler 2. Wie kommt die Patrone in den Lauf/Rohr? Fehler 3. Wie kommt der Schütze zur Munition Fehler 4. warum wird auf eine Kameraden gezielt? Fehler 5.
    wo war die Dienstaufsicht auf den verschiedenen Ebenen Fehler 6,7,8 usw.
    Es gab wohl kürzlich einen ähnlichen Vorfall. Da wird i.d. Regel nochmal sensibilisiert und Sicherheitsvorschriften verschärft. Fehler..
    Ich frag mich, ob in anderen Ausbildungsbereichen ähnliche Defizite vorhanden sind.
    Das schreit nach breiter und tiefergehender Aufklärung.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Fr-goetz@t-online.de
    Ich würde sagen liebe Redaktion, schließen sie einfach die Diskussion für dieses wohl schreckliche Geschehen im Sinne der Betroffenen!
    Es ist schlimm genug was passiert ist, auf was die Hinterbliebenen jetzt wirklich verzichten können, ist so mancher unangemessener Beitrag und Besserwisserei!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    Ausnahmsweise bin ich Ihrer Meinung.
    Kommentare zu solchen Themen von "Experten" braucht es eher nicht.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • laugs
    Danke
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten