"Wahl-Hammer in Röttingen" titelte Deutschlands größtes Boulevardblatt. Vom Bürgermeister, der nicht auf dem Zettel stand, sprach der Bayerische Rundfunk. Mit 51,9 Prozent der Stimmen wurde Steffen Romstöck zum Röttinger Bürgermeister gewählt, obwohl er gar nicht kandidiert hatte. Die Wahl war nötig geworden, nachdem Hermann Fernando Gabel sein Amt niedergelegt hatte. Drei Wochen nach seiner Wahl spricht Steffen Romstöck über seinen Überraschungssieg und über seine Schwerpunkte im neuen Amt.
Steffen Romstöck: Dass sich jetzt erstmal viel für mich ändern wird, dass ich im Endeffekt nach knapp 25 Jahren die Uni verlasse. Dass es ein riesengroßer Vertrauensbeweis der Röttinger Bürger ist, mich zu wählen und dass es eine spannende neue Aufgabe ist, vor der ich jetzt stehe.
Romstöck: Das ist richtig. Erich Mittnacht (Anm. d. Red: 3. Bürgermeister, Unabhängige Bürger Röttingen UBR) hat mich gefragt, und ich habe ihm gesagt, ich möchte nicht kandidieren.
Romstöck: Aus meiner Sicht war es kein Gesinnungswandel. Ich habe ja nach wie vor nicht kandidiert. Dabei war mir auch wichtig, dass ich das Wort, das ich Erich Mittnacht gegeben habe, nicht breche.
Romstöck: Ich selber hab keinen Wahlkampf gemacht, keine Versammlung, keine Wurfzettel und auch sonst nichts. Als ich gefragt wurde: Was würdest du denn machen, wenn wir dich auf den Zettel schreiben, hab ich gesagt, dass ich das niemandem verbieten kann und dass ich nicht kneifen würde, wenn ich die Mehrheit bekommen sollte.
Romstöck: Ich weiß nicht, ob ich Graben gesagt habe. Aber ich habe mich dabei nur auf die Nominierungsversammlung bezogen. Ich hab es so empfunden, dass dabei ein gewisser Riss zwischen Stadtrat und Bürgerschaft entstanden ist, weil sich die Bürgerinnen und Bürger bei nur einem Kandidaten ihrer Wahl beraubt fühlten. Bei der Versammlung ging es ja teils sehr emotional zu, auch persönlich gegen Mitglieder des Stadtrats, und das finde ich schade und auch nicht gerechtfertigt.
Romstöck: Zuletzt war ich stellvertretender Referatsleiter in der Personalverwaltung und dort unter anderem zuständig für Professoren.
Romstöck: Zum Teil. Weil es dort natürlich auch Spannungen gab zwischen der Erwartungshaltung von Professoren und den Möglichkeiten, die eine Zentralverwaltung der Universität hat.
Romstöck: Ja, weil natürlich an einen Bürgermeister viele Wünsche herangetragen werden. Aber auch wir haben nur begrenzte Möglichkeiten. Von da her ist die Grundsituation schon vergleichbar.
Romstöck: Ich glaube das nicht, weil ich der Auffassung bin, dass wir in einer kleinen Kommune nicht in Fraktionen und Parteien denken sollte. Kommunalpolitik ist für mich Sachpolitik. Es geht darum, die Probleme in unserer örtlichen Gemeinschaft gemeinsam zu lösen. Und ich habe den Eindruck, dass das auch funktioniert.
Romstöck: Ich werde aufpassen, dass ich genügend Freiräume habe und auch mal Zeit zum Abschalten. Mir ist klar, dass ich meine Arbeit gut strukturieren und dabei auch ein bisschen auf meine Grenzen achten muss. Aber ich habe da eine ganz gute Resilienz. Ich bin seit über 20 Jahren in der Notfallrettung aktiv, erst bei den Maltesern in Würzburg und jetzt als Helfer vor Ort bei der Feuerwehr. Dabei lernt man die Fähigkeit, ruhig zu bleiben, wenn es drauf ankommt.
Romstöck: Ein bisschen aufpassen müssen wir auf unsere Infrastruktur. Das, was in Dresden mit der Brücke passiert ist, passiert bei uns im Kleinen auch. Straßen gehen kaputt, Kanäle müssen repariert werden. Verkabelung, Breitbandausbau, erneuerbare Energien - all dies ist auch in Röttingen ein Thema. Was die Nahversorgung angeht, ist Röttingen noch ganz gut aufgestellt, aber wie sieht es mit dem ÖPNV aus? Wir brauchen eine Infrastruktur, mit der man in Röttingen gut alt werden kann. Der barrierefreie Ausbau der Untergasse ist da ein gutes Beispiel. Was in Röttingen sehr gut läuft, ist das Vereinsleben und der Zusammenhalt. Was die Bürgerschaft dieses Jahr etwa beim Gauvolksfest auf die Beine gestellt hat, war schon sehr beeindruckend. Und die Frankenfestspiele wären ohne die vielen Ehrenamtlichen überhaupt nicht denkbar.
Romstöck: Die Frankenfestspiele haben einen großen Anteil an der Bekanntheit von Röttingen. Sie sind unser Markenzeichen. Und wir haben mit Lars Wernecke einen sehr guten Intendanten. Aber man muss natürlich schauen, dass alles in einem vertretbaren Kostenrahmen bleibt. Wenn ich mir vorstelle, dass der Landkreis im Moment Haushaltssperre hat und die Kreisumlage nächstes Jahr vermutlich erneut angehoben wird, dann trifft das natürlich auch unsere finanziellen Möglichkeiten.
Romstöck: Hmm, das ist eine gute Frage. Vielleicht, warum es sich lohnt, in Röttingen zu wohnen.
Romstöck: Weil wir, glaube ich, ein toller Ort sind, ein schönes Kleinzentrum mit viel Natur außen rum. Für die Nahversorgung ist alles da, angefangen von der Grundschule über Einkaufsmöglichkeiten bis zu Ärzten und Apotheke. Und ein vielfältiges Vereinsleben haben wir auch.
Romstöck: Ja, aber für ein Städtchen mit 1700 Einwohnern ist das doch beachtlich.