Ein Blick auf die Wiese vor dem Würzburger Landratsamt sagt eigentlich schon alles. Parallel zur Wittelsbacher Straße türmen sich reihenweise Bürocontainer. Haus fünf wird dieser Containerkomplex offiziell genannt, auch um den Mitarbeitern nicht das Gefühl zu geben, dass sie hierhin abgeschoben sind. Weil Platz für zusätzliches Personal im Gesundheitsamt gebraucht wurde, mussten zwei Abteilungen umziehen - die Verwaltung der Jugendhilfe und sonstiger sozialer Leistungen findet nun im Container statt.
Höchste Zeit also, das "Mutterhaus" wie Landrat Thomas Eberth (CSU) den "Blauen Bau" in der Zeppelinstraße nennt, zu erweitern. Seit 1977 ist in der ehemaligen Gehörlosenschule die Kreisverwaltung untergebracht. Das Dachgeschoss wurde bereits vor zehn Jahren ausgebaut, um mehr Platz zu schaffen. Jetzt steht ein Anbau im westlichen Bereich des Grundstücks zur Diskussion und eine Tiefgarage.
190 Arbeitsplätze und Kosten von 30 Millionen Euro
Zwischen 100 und 120 neue Büros und bis zu 190 Arbeitsplätze könnten im Neubau entstehen. Eberth will dort eventuell das Verterinäramt unterbringen, das jetzt noch in der Leistenstraße zu finden ist. Auf jeden Fall aber sollen die 61 Mitarbeiter des Jobcenters umziehen, die ihre Büros in der Nürnberger Straße haben. 346 507 Euro Miete und rund 55 0000 Euro Nebenkosten bezahlt der Landkreis jährlich für die Außenstelle Jobcenter.
Rund 30 Millionen Euro soll der Neubau samt Tiefgarage kosten. Entsprechende Vorschläge eines Architekturbüros haben die Kreisräte schon gesehen. Nur sollte über das Projekt der Kreistag diskutieren, nicht ein Ausschuss, waren sich die Fraktionen einig. Geplant war diese Diskussion schon für Dezember, musste aber verschoben werden. Und dieses Mal ließ das aktuelle Pandemiegeschehen ein Treffen aller 70 Kreisräte nicht zu, so dass sich abermals der Hauptausschuss des Kreistages damit befasste.
Ist es überhaupt sinnvoll, das Landratsamt der Zukunft in Würzburg auf beengtem Raum weiter zu planen? Oder soll die Kreisverwaltung nicht aufs Land in einen Neubau ziehen, vielleicht in ein Gewerbegebiet? Diese Anregung kam von der UWG/FW-Fraktion. Ihr Chef Hans Fiederling brachte Randersacker ins Gespräch. Zumindest werde hier gerade ein Gewerbegebiet geplant und es gebe einen Autobahnanschluss, so Fiederling.
Ist ein Neubau auf dem Land eine sinnvolle Alternative?
"Das ist für uns keine ernsthafte Alternative", entgegnete Landrat Thomas Eberth (CSU). Mit "uns" meint er die Mitarbeiter der Kreisverwaltung, die einen Neubau auf dem Land einmal durchgerechnet haben. Mit rund 71 Millionen sei zu rechnen und "ökologisch schwierig" sei es auch, sagte Martin Umscheid, Leiter der Hochbauverwaltung. Denn er geht von einer Versiegelungsfläche von 1,2 Hektar für einen Neubau aus.
Abgesehen davon will der Landrat mit der Kreisverwaltung in der Stadt bleiben und alle wesentlichen Abteilungen an einem zentralen Ort haben. Nur die Außenstelle in Ochsenfurt soll bleiben. Schwierig werde es auch, die verschiedenen Abteilungen des Kommunalunternehmens im Mutterhaus unterzubringen, so Umscheid. Auch für die Zusammenarbeit zwischen Stadt, Landkreis und anderen Behörden sei es wichtig, in Würzburg, "dem Herzen des Landkreises", zu bleiben, ergänzte Eberth. "Und vielleicht ist dann auch das Ordnungsamt der Stadt bei uns im Haus, weil wir Platz haben", dachte er voraus.
Wie will der Landkreis Würzburg die Baukosten finanzieren?
Unterstützung bekommt Eberth aus den eigenen Reihen: "Angesichts der Kosten ist es nicht sinnvoll, weiterhin über ein Landratsamt auf der grünen Wiese zu diskutieren", sagte CSU-Fraktionschef Björn Jungbauer. Er möchte den Mitarbeitern des Landratsamtes eine Perspektive geben und dafür sorgen, dass zeitnah neue Büroräume geschaffen werden. Ähnlich sieht das auch die SPD-Fraktion: "Eine Erweiterung ist auch ein Signal für die Mitarbeiter, die jetzt in den Containern im Haus fünf sitzen", sagte stellvertretende Landrätin Christine Haupt-Kreutzer. Auch die Grünen sprechen sich gegen einen Neubau des Amtes auf dem Land aus. "Eine Flächenversiegelung ist nicht notwendig. Nachverdichtung ist das Gebot der Stunde", so Fraktionsvorsitzende Karen Heußner.
Bleibt nur noch die Frage der Finanzierung offen. Kreisrat Peter Juks (UWG) warnte davor, die Kosten auf die Kreisumlage umzuwälzen. Eberth beruhigte und will von der jahrelangen Nullschuldenpolitik seines Vorgängers abrücken. "Bei 30 Millionen ist es gerechtfertigt, eine Verschuldung einzugehen", sagte er. "Denn für mich ist völlig klar, dass die Kommunen das nicht über die Kreisumlage zahlen können."
Endgültig entscheiden möchten die Kreisräte dennoch nicht. Vor allem bei der UWG/FW-Fraktion gibt es noch Skepsis. Die nächsten Schritte sind, dass sich der Ausschuss am 8. Februar mit dem Kreishaushalt beschäftigen und der Kreistag am 1. März über den Anbau abstimmen will. Derweil soll aber schon ein Büro gesucht werden, das das Vergabeverfahren durchführt.
Im Zeitalter der papierlosen Digitalisierung sollte das kein Hexenwerk sein.
Einen Umzug in den Kreis hielte ich garnicht für verkehrt, dann aber gut an die Schiene angebunden und in Ortsnähe, etwa Rottendorf o.ä.
wohin denn dann aufs land, womöglich nach schweinfurt, dass die mspler und der landkreis würzburg da hinauf müssen?
wäre vielleicht auch mal in dieser richtung richtig: erst mal hirn einschalten und überlegen, dann erst mit fakten sprechen, wenn man weis was man will.
ist halt leider in der politischen szene oftmals so.
siehe ffp2 masken
Und ja, geht aufs Land. Da ist es günstiger. Prosselsheim oder so
Ob das alles am Ende wirklich günstiger kommt...?