Sie ist nicht nur ein Gotteshaus, sondern ein weithin sichtbares Mahnmal gegen den Krieg: Die Würzburger Kirche St. Johannis wurde nach der Zerstörung 1945 Ende der 1950er Jahre wieder aufgebaut. Ihr architektonisches Merkmal sind seitdem die beiden an den Rumpf des historischen Kirchturms angebauten, spitz zulaufenden Türme.
Vor drei Jahren wurden die Schäden an den Kirchtürmen dokumentiert
Und genau diese Türme sind auch der Grund, weshalb seit Freitag ein Transparent im XXL-Format an der Fassade angebracht ist. "Ihr Beitrag ist Spitze. Turmsanierung St. Johannis", steht darauf geschrieben. "Die Platten, mit denen die beiden Türme gedeckt sind, müssen erneuert werden", erläutert Pfarrer Johannes Reichel. Warum, das ergab eine Schadensuntersuchung vor drei Jahren. Demnach ist die Befestigung der Natursteinverkleidung mangelhaft, die ursprünglich vorhandenen Metallanker sind vollständig durchgerostet. Die Platten drohen abzufallen.
Was das bedeutet, geht ebenfalls aus dem Gutachten hervor: "Die Natursteinverkleidungen müssen vollständig entfernt und neu montiert werden. Eine Wiederverwendung der vorhandenen Platten kann im Wesentlichen nicht erwartet werden."
Dazu kommt ein weiteres Problem: Die Platten in den oberen Hälften der spitzen Türme enthalten Asbest. Bei der Renovierung müssen auch diese Platten abgetragen, entsorgt und durch Schiefer ersetzt werden, heißt es in dem Gutachten.
Von der Dacheindeckung fallen Teile herab
Für die Kirchengemeinde ist klar, dass bald gehandelt werden muss. Laut einer von der Gemeinde veröffentlichten Medieninformation bröckeln die 60 Jahre alten Türme, "und zwar massiv": "Von den Faserzementplatten der Dacheindeckung fallen Teile herab, besonders bei den immer häufiger auftretenden Stürmen." Laut Pfarrer Reichel werden die Türme täglich kontrolliert.
Er rechne jedoch erst ab 2021 mit einem Beginn der Arbeiten. Denn zunächst müsse die Finanzierung geklärt werden. Auf 1,5 Millionen Euro werden die Kosten der Turmsanierung geschätzt. Die Finanzierung ist zwar zum großen Teil gesichert, aber unterm Strich fehlen 375 000 Euro, die jetzt als Spenden gesammelt werden müssen – und darauf macht das Transparent ab sofort aufmerksam.
Heutige Johanniskirche gilt als beispielhafte Nachkriegsarchitektur
Die heutige Kirche, entworfen von Architekt Reinhard Riemerschmid und begonnen im Juli 1956, gilt als einer der bedeutendsten Nachkriegsbauten der evangelischen Kirche in Unterfranken. Eingeweiht wurde sie am 22. Dezember 1957. Der Vorgängerbau, nach dreijähriger Bauzeit 1895 als erste eigens gebaute evangelische Kirche in Würzburg beendet, war beim Bombenangriff am 16. März 1945 weitgehend zerstört worden. Die Gemeinde musste bis zur Fertigstellung der neuen Johanniskirche ihre Gottesdienste in der Kapelle des Luitpoldkrankenhauses und in der Notkirche im Luisengarten feiern.
In Würzburg verbindet man die Johanniskirche nicht nur mit dem geistlichen Leben. Die Kirchengemeinde ist auch Mitglied der Nagelkreuz-Bewegung und damit Teil eines europaweiten Netzwerks, das sich für Erinnerung und Versöhnung einsetzt. Außerdem ist die Gemeinde Sitz des Bachchores und richtet seit 50 Jahren die Bachwoche aus.
Empfänger: St. Johannis Würzburg
IBAN: DE41 7905 0000 0000 0331 59
Verwendung: A7B9C Turmsanierung St. Johannis
Wenn Sie auf der Überweisung Ihre Adresse vermerken, erhalten Sie eine Spendenbescheinigung.
Vielen Dank.
Eberhard Grötsch (Kirchenpfleger von St. Johannis)