Passt ein von der Beethovengruppe geplantes neues Büro-Hochhaus auf dem Grundstück zwischen Schürer- und Beethovenstraße in die Würzburger Stadtsilhouette? Die Expertinnen und Experten der städtischen Kommission für Stadtbild und Architektur (KoSA) waren sich bei dieser Frage nicht ganz einig. Kritik gab es in der jüngsten Sitzung des Gremiums teilweise an der Höhe, vor allem aber an der geplanten Baumasse auf dem Areal zwischen Beethovencenter und der Alten Universitätsdruckerei Stürtz.
Im ersten Bauabschnitt soll an der nordöstlichen Ecke des Grundstücks, das derzeit als großer Parkplatz genutzt wird, ein sechsgeschossiges, L-förmiges Gebäude und daneben ein breites Doppel-Hochhaus mit bis zu 16 Geschossen und bis zu 60 Metern Höhe entstehen. Die Bestandsbebauung mit der Diskothek "Labyrinth" an der Nordwestecke des Areals soll nach aktuellem Stand in einem zweiten Bauabschnitt durch einen siebengeschossigen Neubau ersetzt werden.
Geplant sind in allen drei Gebäuden Gewerbe- und Büroflächen und darunter eine zweigeschossige Tiefgarage. Einen konkreten Zeitplan für die Umsetzung gibt es noch nicht, für die Gestaltung der Fassaden ist ein Architekturwettbewerb vorgesehen.
Architekturbüro: Höhe außerhalb der Würzburger Altstadt vertretbar
Durch die beiden L-förmigen Seitengebäude entstehen zwei Innenhöfe, die laut Kathrin Gallus vom renommierten Architekturbüro Albert Speer & Partner aus Frankfurt großzügig begrünt und dadurch eine hohe Aufenthaltsqualität haben werden. "Nachhaltige Konzepte sind bei uns Standard", versicherte die Architektin. Die geplante Höhe des mittleren Gebäudes sei außerhalb der Altstadt und des Ringparks vertretbar.
Projektentwickler Karl Göpfert von der Beethoven4 GmbH ist gebürtiger Würzburger. "Mir liegt viel daran, dass sich meine Heimatstadt gut entwickelt", betonte er in der KoSA. Angesichts des frühen Stadiums seien in Zusammenarbeit mit dem städtischen Baureferat bereits viele Themen bearbeitet worden. Unter anderem sei das gesamte Projekt inklusive Tiefgarage um vier große Bäume an der Beethovenstraße herum geplant worden, die dadurch erhalten bleiben.
Oberbürgermeister Christian Schuchardt hält ein neues Hochhaus außerhalb der historischen Kernstadt "im Einzelfall für vertretbar", Baureferent Benjamin Schneider ebenfalls. Er wollte in der vergangenen Woche durch einen Grundsatzbeschluss vom Stadtrat erfahren, ob die bereits 2011 beschlossene Nachverdichtung auf dem Areal weitergeplant werden darf. Die Entscheidung wurde mit Mehrheit vertagt, weil die Stadträtinnen und Stadträte erst einmal die Einschätzung der KoSA hören wollten.
Kritik an Höhe und Standort
Ganz einig waren sich die auswärtigen Expertinnen und Experten nicht. "Zu hoch, zu massig und der falsche Standort", sagte Architekturprofessorin Karin Schmid (München), die unter anderem an einer Hochhausstudie für München und einem Hochhausentwicklungsplan für Frankfurt mitgearbeitet hat. Hochhäuser müssen nach ihren Worten höhere architektonische Anforderungen als andere Gebäude erfüllen, "weil die Silhouette der Stadt ein Allgemeingut ist, das allen Bürgerinnen und Bürgern gehört". Von der geplanten großflächigen Büronutzung zeigte sie sich überrascht, nachdem anderswo leerstehende Büro-Immobilien in Wohnraum umgewandelt werden.
Architekt Ulrich Zeiger aus Hamburg bemängelte nicht die Höhe, aber die Baumasse des Hochhauses und empfahl zwei einzelne, "feinere" Baukörper an Stelle des geplanten Z-förmigen Gebäudes mit seinem Mittelbau. Deutlich filigraner muss der Entwurf auch nach Ansicht von Wilhelm Huber werden. Maßstab für das Würzburger Stadtbild sind für den Architekten aus dem Allgäu die zahlreichen Kirchen.
Baureferat und Investor sollen auch Wohnbebauung prüfen
"Ein Hochhaus muss wie ein Kirchturm sein", meinte auch Architekturprofessor Leonhard Schenk (Konstanz). Punktförmig, schlank und elegant sollten die geplanten Gebäude sein, seien statt dessen aber "von jeder Seite wuchtig". An Stelle einer rein gewerblichen Nutzung könne er sich eine Kombination aus Wohnen und Arbeiten in der Beethovenstraße vorstellen. Stadtplanerin und Landschaftsarchitektin Doris Grabner aus München sprach sich ebenfalls für eine gemischte Nutzung aus.
"Große Befürchtungen, dass es nicht sehr verträglich wird" äußerte Ingrid Burgstaller von der Technischen Hochschule Nürnberg. Durch die Würzburger Topografie mit den Weinbergen entstehe ein schützenswerter Kontext zwischen Natur und Großstadt: "Wenn man von der Festung oder vom Käppele auf die Stadt schaut, (…) dann stören einzelne Baukörper, die zu massig werden."
Ein abschließendes Votum zu dem Projekt will die KoSA erst abgeben, wenn die Pläne überarbeitet und noch einmal vorgelegt wurden. Vor einem Grundsatzbeschluss über das Projekt soll das Baureferat außerdem zusammen mit dem Investor prüfen, ob auch eine Wohnbebauung auf dem Grundstück möglich ist.
Mit entsprechenden Beziehungen lassen sich in Würzburg für den Besitzer lukrative Umwidmungen offensichtlich schnell und unbürokratisch durchführen...
Aber wer so in das Stadtbild eingreift, muss auch visuell etwas anbieten. Gibt es in irgendeiner Stadt mit "Skyline" einfach hingestellte überdimensionierte Regentonnen? Ist an einer Skyline nicht die spannende architektonische Gestaltung der Hochhäuser das Attraktive?
(Auch der Hotelturm wäre übrigens deutlich schöner, wenn er die ursprünglich geplante Geschosszahl hätte behalten dürfen. Jetzt steht er da wie etwas, das schlank und hoch werden wollte, aber leider (im schlimmsten Wortsinn) gedeckelt wurde - und somit ein bisschen plump wirkt.)
Bei Beethoven drängt sich der Eindruck auf, dass die immer möglichst viel Masse möglichst preisgünstig hinwuchten wollen. Deswegen auch die Deklaration als "Bürogebäude", was viel kostengünstiger ist als ein Wohnturm. Aufpassen!!
Ich halte eine Deckelung der Bauhöhe in diesem Umfeld auf die Höhe des GHotel für geboten.
Auch - oder gerade weil - es hier Stimmen gibt, die der Stadt eine gewissen Remineszens an Vorkriegszeiten absprechen. Diesen Personen lege ich sehr die Serie "Topographie - Bauen & Bewahren" von Dieter Wieland (zu finden in der BR-Mediathek) ans Herz.
Ich halte es übrigens auch für eine ... interessante(?) ... Planung bei zurückgehendem Bedarf an Büroflächen wo doch der gleiche(!?) Investor am Bahnhof statt eines Hotel- einen Büroneubau hinzimmern will bzw. wollte ... Oder habe ich da da etwas falsch in Erinnerung bzw. verstanden?
A propos: Wie geht es am Bahnhof weiter?
PS: Die Straba nach Versbach/Lengfeld wird damit dann auch keine Kür-, sondern eine Pflichtaufgabe ... (s. Planungen Multifunktionsarena an der Grombühlbrücke).
Im Ernst: wo genau sollen denn die ganzen Beschäftigen dieses Betonsilos parken? Oder fahren die mit der Straba von der Talavera. Oder mit dem E Scooter vom Ikea Parkplatz? Für die Leute in der Alten Universitätsdruckerei sind die Plätze jetzt schon knapp bemessen. Jetzt soll noch ein Parkplatz wegfallen.
Ich bin sicher nicht für "Alles für das Auto", aber die Realität in Wü ist nun mal so, dass die meisten Beschäftigten mit dem Auto zur Arbeit fahren.
Ich bin mit aber sicher, dass "...Die Expertinnen und Experten der städtischen Kommission für Stadtbild und Architektur (KoSA)..." das sicher berücksichtigt haben, gell?
Andererseits: Das wird mit der Planung eh nochmal 20 Jahre dauern. Wer weiß, was bis dahin ist...
Liegt halt auch daran, daß sehr viele vor den Toren der Stadt wohnen und drinnen arbeiten. Rund 58.000 (Ein-)Pendler werktäglich sagen die Zahlen der Agentur für Arbeit. Und rund 90% (sagen diverse Schätzungen) kommen mit PKW. Und ohne gute ÖPNV-Anbindung wird der PKW-Strom nicht kleiner werden ...
"Geplant sind in allen drei Gebäuden Gewerbe- und Büroflächen und darunter eine zweigeschossige Tiefgarage."
Sollten jetzt zwei noch höhere und massigere Gebäude dazu kommen, würde sich dieser Effekt wesentlich verschlimmern.
Und direkt neben dem historischen Ensemble des Würzburger Hauptfriedhofs wären diese Gebäude meiner Meinung nach auch fehl am Platze.
Genau der richtige Standort und nicht zu hoch, sofern man ein neues Hochhaus haben will.
Hochhäuser soll man in Gruppen anordnen, nicht streuen. Die Fotomontage erinnert an ein Central Business District einer amerikanischen Stadt.
WÜ ist aber nicht die geeignetste Stadt für eine Losangelisierung - sowas passte ehr nach SW zwischen FAG & SKF-Hochhaus. Deshalb hat auch I. Burgstaller große Befürchtungen mit der einzigartigen WÜer Topografie mit Weinbergen im Kontext zur Stadt, mit Festung & Käppele. Ohne den 16. März wäre die ganze WÜer Topografie wohl Weltkulturebe - vergleichbar mit dem Dresdner Elbtal.
Man hätte sich schon längst in WÜ entscheiden müssen, wohin man will: die historische Topografie erhalten & pflegen oder moderne Großstadt, ansonsten gibts nur Durchschnitt - ein Masterplan wäre überfällig! Paris löste das Problem elegant mit Baustopp für Hochhäuser & Neuanlage von La Defense.
einen Masterplan in dieser Richtung kann sich WÜ wahrscheinlich sparen, da der (bislang an den Tag gelegte) "gelungene Kompromiss" (= alle sind unzufrieden) in Sachen Verkehr die Kapazitäten eh stark begrenzen dürfte...
Oder andersrum: noch ein paar mehr solche Objekte im Stadtgebiet steigern nur den täglichen Infarkt.
Ich kann die Investoren nicht wirklich verstehen, aber es ist ja auch nicht mein Geld. Es sei denn, die bekommen dafür auch noch Zuschüsse seitens der Stadt?!
ob man bei der Konzeption dieses beeindruckenden Beton-Glas-Kastens daran gedacht hat, Dach und Fassaden zur Energieerzeugung vermittels Fotovoltaik heranzuziehen und möglicherweise die Nordseite/n zu begrünen. Es wird Zeit, endlich zu verinnerlichen, dass es vorbei sein muss mit dem ausufernden Strombedarf aus externen Quellen, denn wenn Heizung und Klimatisierung vermittels Wärmepumpe funktionieren sollen, ist es keine vernünftige Option, in Sachen Energie"erzeugung" immer nur auf andere zu verweisen.
Hat Hermann Scheer schon vor über einem Jahrzehnt propagiert (s. "Die 4. Revolution – Energy Autonomy"). Ich befürchte aber beinahe, es wird immer noch feste "weiter so!" gemacht, wenn die Energiekosten wg. fortschreitenden Klimawandels wirklich explodieren.
Schauen wir es mal sachlich und mit folgenden Fragestellungen an :
Büronutzungen in tausenden von Quadratmetern am Standort Würzburg und dies in Zeiten von Digitalisierung und neuer Arbeitsorganisation ?
Riesen Neubauvolumina in Zeiten notwendiger Umstrukturierung bestehender Altbauten und von Altstandorten auch in der Innenstadt ?
Konventionelle Materialität , konventionelle Bauweise , konventionelle Mobilität in Zeiten der Notwendigkeit für die Zukunft ganz anders zu planen und zu bauen ?
Und schließlich : Ein beauftragtes Büro mit scheinbar großem Namen , das Megaplanungen des 20. Jahrhunderts in richtig großen Städten im Würzburg des 21. Jahrhunderts platzieren will ?
Also : Nichts gegen Neues , aber dann sollte es auch wirkliuch neu und zukunftsorientiert sein
Hans Sartoris