Am Faulhaber-Platz darf nicht mehr geparkt werden. Am Tag nach dem Bürgerentscheid sperrte die Stadt die öffentlichen Parkplätze. Fast 60 Prozent der Wähler hatten am Sonntag für das Aktionsbündnis Bürgerbegehren „Grüner Platz am Theater“ gestimmt. Statt Autos stehen jetzt Bäume – in orangen Containern – gegenüber vom Mainfranken Theater.
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„Der Bürgerwille wird ernst genommen“
„Das ist keine Sache, die groß Aufschub braucht“, beantwortet Rathaussprecher Georg Wagenbrenner die Frage, warum die Stadt es so eilig hat, den Parklatz zu räumen – obwohl noch nicht klar ist, wann er umgestaltet wird. „Damit spürbar ist, dass der Bürgerwille ernst genommen wird, wollen wir ihn so schnell wie möglich umsetzen.“
Die 29 Bewohnerparkplätze bleiben noch, bis in den nächsten Tagen Ersatz in der Oeggstraße geschaffen ist.
Ein Jahr lang wirkt der Entscheid
Im Ratsbegehren wollten die Fraktionen von CSU, SPD, FDP-Bürgerforum und WL einen begrünen Platz mit Tiefgarage und einem zurückhaltenden Gebäude durchsetzten. Das Aktionsbündnis aus Umweltverbänden und den Fraktionen von Grünen und ÖDP hat sich mit einem Platz ohne Tiefgarage und echtem Park durchgesetzt. Ein Jahr lang ist die Stadt daran gebunden.
„Mit dem Ergebnis kann die Stadt Würzburg gut leben“, erklärt Oberbürgermeister Christian Schuchardt in einer Pressemitteilung. Schließlich lägen Bürger- und Ratsbegehren in vielen Punkten nahe beieinander. „Auf jeden Fall bekommt Würzburg einen schönen grünen Platz mit 26 Bäumen.“
OB: Tiefgarage ist offenbar nicht sexy
Die Tiefgarage sei nur ein Teil des städtischen Konzeptes gewesen. „Mit einer Tiefgarage zu werben, ist offenbar nicht sexy“, nennt Schuchardt einen Grund, warum die Bürger gegen die Rathaus-Pläne gestimmt haben.
Dass das Nein zur Tiefgarage so deutlich ausfällt, ist überraschend. „Ich hätte auf einen knapperen Ausgang getippt“, sagt CSU-Fraktionschefin Christine Bötsch.
„Es ist natürlich im ersten Moment enttäuschend, wenn man für etwas kämpft und die Bürger dann anderer Meinung sind“, sagt die Vorsitzende der größten Fraktion. „Aber basisdemokratische Entscheidungen bringen die Politik ja weiter. Man weiß jetzt, was der Bürger will.“
Wanderbäume statt Autos
Auch die Sieger haben nicht mit einem so klaren Erfolg gerechnet. Grünen-Stadtrat Patrick Friedl: „Als grundsätzlich sehr optimistischer Mensch habe ich mir ein solch deutliches Signal zwar erhofft, aber realistisch nicht vorgestellt.“
Wie geht es jetzt weiter?
Die meisten Oberflächenparkplätze auf dem Kardinal-Faulhaber-Platz sind bereits beseitigt. Taxistellplätze finden sich übergangsweise vor der AOK.
Stattdessen hat die Stadt die Wanderbäume auf den Platz gestellt. Die zwölf Bäume stecken in orangfarbenen Containern und werben für die Landesgartenschau.
Wann wird der Platz umgestaltet?
Bis tatsächlich Bäume gepflanzt werden, wird es noch eine längere Zeit dauern. „Die langfristigen Maßnahmen, Aufbereitung des Bodens, landschaftsarchitektonische Gestaltung und neue Verkehrsführung benötigen in Umsetzung sicher einen Vorlauf vergleichbar mit der Fußgängerzonengestaltung in der Spiegel- und Eichhornstraße“, erklärt Sprecher Wagenbrenner.
Es seien Untersuchungen, Planungen und eventuell ein Wettbewerb erforderlich. Damit werde sich der Stadtrat noch im Juli befassen.
Zweifel an der Realisierung des von den Bürgern gewünschten Parks gibt es bislang keine. „Er ist ja relativ leicht umzusetzen“, erklärt CSU-Chefin Bötsch. Anders als die 2015 per Bürgerentscheid durchgesetzte Sanierung der Mozartschule sei die Umgestaltung des Platzes eine klar definierte Aufgabe.
Weier: Mit dem Instrument Bürgerentscheid wird ein wichtiges Projekt verhindert
Grünen-Stadtrat Friedl will am Faulhaber-Platz einen „Beispiel gebenden Planungsprozess“ beginnen, bei dem Bewohner und Interessierten, Fachleute aus Stadt- und Landschaftsplanung einbezogen sind.
Beifall für den Bürgerentscheid spendet der Bund Naturschutz. Geschäftsführer Steffen Jodl: „Diese Entscheidung macht klar, dass sich die Würzburger Bürger dringend eine deutliche Reduktion des Autoverkehrs in der Würzburger Innenstadt wünschen und zudem für mehr Grün eintreten.“
„Wir erleben erneut, dass das Instrument Bürgerentscheid genutzt wird, um wichtige Maßnahmen in Würzburg zu verhindern. Der Faulhaber-Platz reiht sich in andere gescheiterte Stadtentwicklungsprojekte ein“, klagt Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Marketingsvereins „Würzburg macht Spaß“.
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Und Jetzt?
Und das auch noch......Studie: Radfahrer sind bessere Kunden..... Mal Googeln. .....
Wenn man dann mal als Stadtbewohner ins Land hinaus fährt, sieht man in und vor vielen Ortschaften und Dörfern diverse Schilder und Transparente, auf denen Umgehungsstrassen gefordert werden und sich über den vielen Durchgangsverkehr beschwert wird. Offensichtlich besteht dort auch ein Gefühl von "zu viel"....und das Bedürfnis nach Ruhe und sauberer Luft.
Wie sind Sie denn drauf...? Sie können Bad Neustadt nicht mit Würzburg vergleichen. Die Innenstadt stirbt nicht wegen den paar Parkplätzen am Marktplatz.
Sie können auf beiden Straßenseiten flanieren. Und, wenn ich nur kurz was holen muss, in den Geschäften am Marktplatz, bin ich froh, einen Parkplatz für 30 Minuten zu haben. Ist z. B. für die Apotheke am Markplatz Überlebenswichtig.
Und den ÖPNV von Bad Neustadt können Sie beim besten Willen nicht mit WÜ vergleichen.
"Hochmut kommt vor dem Fall"!
Offenbar gibt es bei vielen noch die Vorstellung, dass eine Stadt in erster Linie ein Ort zum möglichst praktischen Konsumieren zu sein hat. Da wird die Bedeutung von Stadt total verschoben und reduziert.
"das Auto ist und bleibt die Nr. 1" ... aber nur solange, wie das Öl vorrätig, erreichbar und bezahlbar bleibt. Und das wird, auch für jeden, der nicht intensiv drüber nachdenkt, nicht mehr lange so sein. Erdöl ist ein fossiler und endlicher Rohstoff, der nur noch in begrenzten Mengen vorhanden ist. Auch Parkplätze werden bei eingeschränkt vorhandenem Raum und zunehmender Stadtbebauung wegen steigender Einwohnerzahlen knapper werden.
Aber man darf gerne beim Wunschkonzert weiterträumen.